Foto: Colourbox.de, Glückliche Gäste
Kinder sind die größten Kritiker“, sagt
Oliver Blum von Glückliche Gäste und
beginnt mit seinem Kollegen Christian
Farr zu lachen. Mir ist in dem Moment gar
nicht zum Lachen zumute. Den Kochlöffel in
der Hand male ich mir aus, was mich erwartet:
37 Kinder spucken nach dem ersten Bissen alles
auf den Teller zurück und schreien laut, dass
sie Hunger haben und das Essen „voll blöd“
schmeckt. Ob die drei Erwachsenen, für die
ich ebenfalls kochen soll, mit einstimmen? Vielleicht
gibt es am Ende auch viel zu wenig und
jedes Kind muss sich mit einem einzigen Esslöffel
zum Mittagessen zufrieden geben. Hilfe!
Für eine Mensa oder ein Betriebsrestaurant ist
die Zahl der Gäste ein Witz. Wer es allerdings,
wie ich, gewöhnt ist, lediglich für zwei Personen
oder auch maximal zwei Hand voll zu kochen,
kann sich leicht überfordert fühlen. Die Kitaküche
in Stuttgart, bei der ich die Küchenhilfe
vertrete, kocht auch noch ausschließlich frisch.
Das kann ja heiter werden!
Pizza oder Putenstreifen
Risotto steht auf dem Speiseplan. Ist das nicht
dieses Reisgericht, bei dem man ständig umrühren
muss und praktisch keine Zeit hat
durchzuschnaufen? Wie sollen gleichzeitig Tomaten-
und Salatsauce sowie der Blumenkohl
und die Putenstreifen fertig werden? So viel
ist sicher: Tomatensauce macht sich prima an
weißen Kitawänden. Ob ich vorsorglich weiße
Farbe zum Streichen hätte mitnehmen sollen?
Ach woher, bringt doch eh nichts, sich vorher
groß einen Kopf zu machen. Es kommt, wie es
kommt. Und wenn das mit dem Kochen nicht
klappt, gibt es Pizza vom Lieferservice.
So stehe ich also in der Küche, die gerade mal
etwa 5 m² groß ist. Ich halte mich noch immer
am Kochlöffel fest, obwohl es noch nichts
zum Rühren gibt. Während ich mich frage,
wie das jetzt funktionieren soll, packen Oliver
Blum und Christian Farr bereits ihre Utensilien
aus. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, die
beiden sind Männer der Tat. „Wir fangen ganz
einfach mit der Salatsauce an“, sagt Christian
Farr. Er reicht mir die vorbereitete eigene Gewürzmischung,
ich hole den Joghurt aus dem
Kühlschrank, wiege beides ab und vermische
es. „Fertig, und weiter“, sagt er. Moment, das
waren gerade mal zwei Minuten und ich bin fertig?
Nicht schlecht. Mit neuem Mut mache ich
mich an die nächste Aufgabe: Tomatensauce.
Ich gebe ein paar Teelöffel Gemüsebasis, bestehend
aus Zwiebeln, Sellerie und Karotten, in
heißes Öl im Topf. Es zischt wie ein Feuer, das gerade
mit Wasser gelöscht wird. Gemüsearomen
steigen in meine Nase. Panisch greife ich zum
Kochlöffel und rühre. „Zu heiß, das brennt
doch bestimmt an“, lautet meine Expertise.
und Kochlöffel
Zwischen Kindern
mitarbeiterwege
Als Redakteurin plötzlich in einer Kitaküche
zu stehen und für 40 (meist) junge Gäste zu
kochen, ist eine ganz schöne Herausforderung.
Ich habe das Experiment gewagt.
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