Convenience
der Zukunft
Wie nehmen die Hersteller das Image von Convenience-Produkten
wahr? Was bedeutet das für deren künftige Produkte? Wie
unterscheiden sich die Ansprüche der Kundengruppen? Dafür
haben wir direkt an der Quelle nachgehakt – bei den Herstellern.
Peter Strunz, Vertriebsleiter national, FVZ Conve-nience:
Offenheit Gästen gegenüber ist wichtig und
richtig. Aber eine Informationspflicht fände ich ver-fehlt.
Es ist ja nicht so, dass Convenience-Produkte
in irgendeiner Weise problematisch oder gefährlich
wären und man darauf hinweisen oder davor warnen
müsste. Für den Gast ist die Frage „Convenience oder
nicht?“ am Ende gar nicht so wichtig. Er interessiert
sich nicht dafür, wer sein Schnitzel paniert hat, son-dern
vielleicht noch für die regionale Herkunft – am
meisten aber dafür, ob es schmeckt.
Michael Postinett, Geschäftsführer, Block Menü:
In den Restaurants der Block Gruppe gehen wir
offen mit Convenience um. Nicht zuletzt deshalb,
weil wir – da wir selbst auch Produzenten sind – die
Wertschöpfungskette zu jeder Zeit in der eigenen
Hand haben.
Guido Klüh, Bereichsleiter, Dr. Oetker Professional:
Das eigentliche Problem sehe ich woanders. Viele
Gäste neigen dazu, die beste Qualität zum günstigs-ten
Preis zu verlangen. Nicht alle sind aber bereit,
das zu bezahlen. Viele Gastronomen sind wegen der
personellen Situation auf Convenience-Produkte
angewiesen. Als Gastronom würde ich auch lieber die
Illusion des Selbstgemachten verkaufen, als die Gäste
aufzuklären.
Rupert Kammerich, Commercial Director Europe,
OSI Food: Wir würden uns wünschen, dass das
Thema Convenience aktiver kommuniziert wird. In
den Punkten Qualitätssicherung, Rückverfolgbarkeit
und Lebensmittelsicherheit – also relevanten Punkten
beim Verbraucherschutz – sind Convenience-Pro-dukte
oft der komplett individuellen Herstellung weit
überlegen – auch im Hinblick auf Nachhaltigkeitsansprüche.
Wir selbst legen darauf großen Wert.
Wie wird die Zukunft von Convenience
hinsichtlich Individualisierung und
Convenience-Grad aussehen?
Sollten Köche ihre Gäste über
den Einsatz von Convenience
informieren?
Jochen Kramer, Marketingleiter, Salomon
FoodWorld: Das ist ein frommer Wunsch,
aber solange die Medien Convenience ver-teufeln,
wird es für den Gastronomen schwer,
dafür Verständnis zu generieren.
Martin Wagner, Geschäftsleitung ppa.
Trend Meal Food Service: In der vernetzten
Welt von heute möchten die Endkunden wis-sen,
was sie essen, wo es herkommt oder wie
es hergestellt wird. Gut produzierte Conveni-ence
braucht sich nicht zu verstecken. Trend
Meal Food Service unterstützt und motiviert
seine Kunden dabei, mit den richtigen IT Tools
und Apps eine bessere und nähere Beziehung
zu den Endverbrauchern aufzunehmen.
Simon Morris, Geschäftsführer, European
Convenience Food: Ich glaube, dass hier
eine grundsätzliche Frage angebracht wäre:
Wann wurde Convenience schlecht geredet?
Ist es z. B. nicht so, dass nahezu alle Quellen
bestätigen, schockgefrostetes Gemüse sei
größtenteils genauso, wenn nicht besser als
frisch gekauftes? Auch in vielen Privathaus-halten
ist das doch schon längst bekannt. Die
Grundsatzfrage ist: Wie hat es der Anwender
empfangen, gelagert und genutzt? Hat er
HACCP-Vorgaben eingehalten und damit best-möglichen
Genuss für seine Gäste garantiert?
Guido Klüh: Generell werden höhere Convenience-
Grade gewünscht sein, die auch die Zubereitung in
den unterschiedlichen Gerätetypen berücksichtigen.
Die Individualisierung ist heute schon ein großes
Thema. Die Herausforderung für uns Hersteller
besteht darin, die geforderten Mengen des Kunden
wirtschaftlich zu produzieren. Die Lösung dafür
könnte ein Basisprodukt sein, das unterschiedliche
Anforderungen vereint, z. B. eine fertig zubereitete
Bayerisch Creme, die in ein Glas gesetzt und mit
Toppings individualisiert wird.
Simon Morris: In Zukunft isst der Eine gesünder,
der Andere will es möglichst unkompliziert. Ein
Dritter ernährt sich ohne Fleisch, Laktose oder Glu-ten.
Wenn es also einen Ernährungstrend gibt, ist
es Vielfältigkeit. Allerdings zeichnet sich auch ein
dynamischer Massentrend ab: Convenience-Food –
nicht zu verwechseln mit Fastfood. Dem wollen wir
u. a. mit unterschiedlichen Convenience-Leveln für
die Zubereitung gerecht werden.
Peter Strunz: Wir tragen keinen Glaubenskrieg zwi-schen
Individualisierung und Convenience-Grad aus.
Wer glaubt, Convenience ist der natürliche Feind
der Kreativität in der Küche, liegt falsch. Kreativität
braucht Zeit und Convenience-Produkte verschaffen
das. Wäre ein Essen besser oder kreativer, wenn der
Koch die Kartoffeln selbst schälen würde?
Fotos: Dr.Oetker Professional, Trend Meal Food Service, Unilever Food Solutions, Salomon Foodservice, FrieslandCampina Foodservice, Block Menü
18 Vernetzte Branchen 2017