visionär
Verrückt
oder visionär?
Günther und Stefan Lehmann, die Köpfe und Herzen hinter dem Schulcaterer Lehmanns Gastronomie,
handelten oft vorausschauend mutig während andere noch grübelten. Wir geben Einblick in ihr Erfolgsrezept
und ihre überraschende neue Strategie: sich vom Außer-Haus-Markt unabhängiger machen.
Foto: Lehmanns Gastronomie
Sie hätten ein bisschen
Glück gehabt und
einige richtige
Entscheidungen ge-troffen
– resümiert
Stefan Lehmann
bescheiden. Das
ist aber nur die
halbe Wahrheit.
Denn ohne ihren
Mut, das Know-how
und ihre Lei-denschaft
rund ums
Thema Essen wären
Günther und Stefan
Lehmann,
die Inhaber von
Lehmanns Gastronomie, nicht das,
was sie sind: Impulsgeber im Bereich
Schulverpflegung. Dabei hatten sie bei der
Unternehmensgründung 2005 noch Senio-renverpflegung,
seit 1981 das Steckenpferd
vom gelernten Koch Günther Lehmann, und
Eventcatering, bei dessen Organisation der
junge Systemgastronom Stefan Lehmann Er-fahrungen
sammelte, als Kerngeschäft avisiert.
Doch schon ein Jahr später änderte sich alles.
Vom Neuen zum Besten
„Schuld“ am Debüt in der Schul-verpflegung
2006 sind zufriedene
Eltern ehemals verpflegter Kinder-gartenkinder,
die eine Lösung für
die Ganztagsschule suchten. Dass
es von da an steil bergauf ging,
daran ist Günther Lehmann selbst
schuld: „Wir waren anfangs der
Kleine und der Neue unter den
Schulcaterern der Region, hatten
aber den Anspruch der Beste zu
sein und es zu belegen“, berich-tet
der 60-jährige Perfektionist. Dank
des Know-hows aus der Kita-Ver-pflegung
und der anspruchs-vollen
Philosophie war das
gar nicht so schwer. So war
Lehmanns Gastronomie
2009 in seiner Region der
erste und einer der ersten
Schulcaterer in Deutsch-land,
der bei der stren-gen
und aufwändigen
Kochmützen-Zertifizierung
die höchste Auszeichnung er-zielte
und noch dazu
seine Vorgänger
punktemäßig
toppte.
Hygienefreak
Angesichts von Günther Lehmann als treiben-dem
Hygiene- und Qualitätsfreak ist das Er-gebnis
kein Wunder. Davon können nicht nur
die 150 Mitarbeiter ein Lied singen. Selbst eine
strenge Hygienekontrolleurin stimmte einst ge-radezu
ein Loblied an, nachdem sie mit ihren
Spiegelchen und so glänzenden Augen wie dem
Edelstahl-Interieur aus der inspizierten Spül-maschine
herausgekrochen kam. Sie drängte
sogar darauf, dieses Musterbeispiel unbedingt
anderen zu zeigen. Würden andere zögern,
mussten Günther und Sohn Stefan nicht lange
überlegen. Sie feilten an der Idee, ihre Küche
für jedermann zu öffnen – online. Der kirch-
liche Träger, in dessen Räumen die Online-Großküche
damals noch ansässig war, schlug ange-sichts
dessen die Hände über
dem Kopf zusammen, wie
sich Günther Lehmann
schmunzelnd
erinnert.
An den Start ging sie
schließlich 2011, nach„
Wir können
uns vorstellen, in
unserer Manufaktur die
Produktion an Sonderessen
weiter auszubauen und an-deren
Küchen anzubieten
– oder Industriepartnern
und Lieferanten.“
Stefan Lehmann
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