SCHULVERPFLEGUNG
„Globale Schulverpflegungsprogramme
orientieren sich meist an den SDGs
und leiten daraus Ziele ab.”
Gibt es nachhaltige Verpflegungsprogramme,
die besonders hervorzuheben sind?
Das portugiesische Schulverpflegungsprogramm
in Torres Vedras ist ein gutes
Beispiel.
Angelehnt an die SDGs sind die
zentralen Handlungsfelder die landwirt-schaftliche
Produktion und der Einkauf
aus der Region. Besonders interessant bei
diesem Modell ist die Gründung kommu-naler
Küchen. Man war der Auffassung,
dass man so eine hohe Qualität des Essens
SPÜRBARGRÜN
NACHHALTIGE
FAKTOREN GLOBALER
SCHULVERPFLE-GUNGSPROGRAMME
Im Unterschied zu Deutschland setzen
andere Länder mehr auf die enge
Verbindung zwischen Landwirtschaft
und Konsumenten. Ziele werden aus
den Sustainable Development Goals
abgeleitet, darunter:
Förderung der regionalen Land-wirtschaft
und des ökologischen
Landbaus
Förderung kommunaler Küchen zur
Versorgung, gerechte Entlohnung
der Mitarbeiter
Ernährungssicherheit für alle Kinder
(auch in reichen Ländern)
Aktive Einbeziehung der Umgebung
(Lebensmittelangebote)
Einhaltung von Standards als Basis
einer gesundheitsfördernden Ver-pflegung
sicherstellen kann und die Einhaltung der
sozialen Standards eher garantiert ist. Die
Kommunen schließen zum Beispiel auch
Verträge mit den landwirtschaftlichen Pro-duzenten,
um diese mit ins Boot zu holen.
Aufmerksamkeit verdient auch die spa-nische
Variante in Navarra/Valencia, bei
der darauf geachtet wird, traditionelle Ge-richte
anzupassen und in den Speiseplan
aufzunehmen. Zugleich versucht man, das
traditionelle und ökologische Know-how,
vor allem in der Landwirtschaft, zu stärken.
In England müssen Produkte, die impor-tiert
werden, wie Schokolade, mindestens
ein Fairtrade-Zertifikat aufweisen.
Gibt es in anderen Ländern festgeschrie-bene
Ernährungsstandards, die Schulver-pfleger
verpflichtend umsetzen müssen?
In den USA gibt es sehr viele School Food
Programme, die alle an den 17 SDGs an-knüpfen
und unterschiedliche Bereiche be-sonders
herausstellen. Zudem werden vom
U.S. Department of Agriculture (USDA)
verbindliche Standards, auch bezüglich des
Gehalts von Fett, Transfettsäuren, Salz und
Zucker in den Speisen, festgeschrieben.
Was abgesehen davon auffällt, ist die
Evaluation der Umsetzung der Standards in
regelmäßigen Abständen.
Was genau wird denn evaluiert?
Beim amerikanischen National Farm to
School-Programm prüft man den Einfluss
des jeweiligen Programms auf die lokale
Wirtschaft und geht der Frage nach: Sti-muliert
jeder in die Schulverpflegung inves-
tierte Dollar die lokale Wirtschaft? Im
Public
Health Bereich schaut man dann
noch, ob sich etwa der Konsum von Obst
und Gemüse verändert hat, ob der Ver-brauch
von zuckergesüßten Limonaden
zurückgegangen ist oder ob positive Verän-derungen
in den Familien und Kommunen
erkennbar sind.
Auch Portugal evaluiert seine Schulpro-jekte
regelmäßig. Hier schaut man auch
auf anthropometrische Parameter, wie den
Body Mass Index der Kinder.
Hintergrund ist der, dass viele Programme
großes Augenmerk auf das SDG 3
legen, welches Gesundheit und Wohlerge-hen
umfasst, und entsprechend analysieren,
ob die Maßnahmen erfolgreich sind.
Gibt es derartige Evaluierungsmechanis-men
auch in Deutschland?
Bislang gibt es in Deutschland keine ver-gleichbaren
Wirkungsanalysen, die Kinder
und Jugendliche über längere Zeiträume
hinweg beobachten. Insoweit können wir
auch noch keine Aussage darüber treffen, in
welchem Umfang das gesundheitsfördernde
Angebot angenommen wird und sich Ernäh-rungsverhalten
durch die Schulverpflegung
in wünschenswerter Weise verändert.
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Zurück zur Nachhaltigkeit: Wie nachhaltig
schneidet die deutsche Schulverpflegung
im internationalen Vergleich ab?
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern
knüpft Deutschland bei der Schulverpfle-gung
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nicht direkt an die SDGs an. Auch auf
die enge Verbindung zwischen Landwirt-schaft
und Konsumenten setzt Deutschland
weniger stark im internationalen Vergleich.
Es gibt aber auch hier sehr gute Projekte.
Mit den KEEKS-Schulen haben wir ein regel-rechtes
Leuchtturmprojekt. Kernthemen
sind das Speisenangebot, die Zubereitungs-art
und die Abläufe. Der Fokus liegt auf kli-maoptimierten
Menüs, für die online frei
zugänglich jeweils die Treibhausgas-Emissionen
einsehbar sind und berechnet wer-den
können. Vorbildlich sind die Einsparzie-le
sowie der Anspruch, Technik effizienter
zu nutzen, etwa um Ressourcen wie Wasser
zu schonen. Ein ebenfalls wichtiger Aspekt
ist die Akzeptanz des Speisenangebots. Hier
bezieht man die Kinder zur Evaluierung
der Gerichte mit ein. Zudem stellt man den
Schulen umfangreichs Material zur Aus-,
Fort- und Weiterbildung des Personals bereit.
Danke für das Gespräch! Antonia Perzl
96 SPÜRBARGRÜN
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