ZUTATEN
Ernährung
mit Kuhmilch. Auch wenn das Beispiel wenig praxis-nah
ist, so zeigt es, dass beide Lebensmittel nur in einer ausge-wogenen
Ernährung ihren Platz finden können. Was die Umwelt-bilanz
von Lebensmitteln generell betrifft, sind der Transport aus
anderen Regionen sowie die Produktionsbedingungen durch Was-ser-
und Landverbrauch entscheidende Faktoren, die bei regionalen
Produkten günstiger ausfallen können.
Was können wir tun?
Klar ist nach wie vor, dass wir weniger Fleisch essen sollten, um die
Klimawirkung unserer Ernährung zu reduzieren. Dazu reicht es aber
aus, den Konsum von derzeit 600 Gramm pro Woche bei Frauen und
über einem Kilogramm bei Männern auf 300 bis 600 Gramm anzu-passen,
so wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
bereits seit vielen Jahren empfiehlt.
Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Umstellung der Geträn-keproduktion
auf mehr Ökoeffizienz und mehr Konsum von Lei-tungswasser
in privaten Haushalten. Auch bei Getreideprodukten
könnten wir unseren Konsum etwas drosseln, während wir bei Ge-müse,
Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Samen eine Schippe drauf-legen
könnten. Bei Kartoffeln, Obst, Fisch und auch Eiern liegen wir
etwa im Rahmen der Empfehlungen der „Planeten-Ernährung“, die
Anfang 2019 veröffentlich wurde (s. S. 86 f.). Diese Empfehlungen
sollen jedem Menschen auf der Welt täglich eine ausgewogene und
gesundheitsförderliche Ernährung ermöglichen, die im Rahmen der
planetaren Grenzen Klima und Ressourcen nicht überstrapaziert.
Ohne Ernährung keine Zukunft
Für eine nachhaltige Zukunft gibt es also eine Vielzahl von Stell-schrauben.
Die Ernährung zählt mit Sicherheit auch dazu. Doch stellt
sich die Realität des Machbaren in unterschiedlichen Regionen der
Erde weitaus differenzierter dar, als es in der öffentlichen Debatte
den Anschein macht. Wer in Europa Lebensmittel erzeugt und kon-sumiert,
steht vor anderen Voraussetzungen als Menschen in Austra-lien,
Afrika, Asien oder Nord- und Südamerika. Das trifft auf Land-,
Wasser- und Energieverbrauch genauso zu wie auf die Belastung von
Luft, Wasser und Böden mit Emissionen der pflanzlichen und tieri-schen
Lebensmittelerzeugung. Konsumenten und Produzenten sind
daher in der Pflicht, das Gleichgewicht von Werten, Preisen und Be-dürfnisbefriedigung
neu zu verhandeln, um die Grundlagen unserer
Ernährung
nachhaltig für die Zukunft zu sichern. Dr. Malte Rubach
Grafik: eigene Darstellung nach Rubach; Foto: Hirzel
ÖKOBILANZ UNSERES ESSENS
Wie viel CO2 verursacht
unser Essen? Diesem Thema
widmet sich Dr. Malte
Rubach
in seinem neuen
Buch über die Ökobilanz
unseres Essens. Er liefert
eine Bestandsaufnahme
unseres Ernährungssystems
und dessen Auswirkungen
auf das Klima: Die Ökobilanz
auf dem Teller. Wie wir mit
unserem Essen das Klima
schützen können. Stuttgart:
Hirzel, 240 Seiten, 18 €.
Fleisch
Getränke
Getreide
Milch und Milchprodukte
Gemüse
Fisch
Obst
Kartoffeln
Sonstige Nahrungsmittel
Zucker und Süßigkeiten
Eier
Öle und Fette
15 %
16 %
12 %
12 %
13 %
12 %
6 %
5 %
5 %
6 %
4 %
4 %
3 %
4 %
3 %
4 %
3 %
3 %
3 %
3 %
2 %
4 %
1 %
1 %
1 %
1 %
1 %
24 %
18 %
13 %
11 %
10 %
2 %
1 %
37 %
37 %
Energieverbrauch
Landnutzung
Treibhausgase
WELCHES LEBENSMITTEL VERBRAUCHT WIE VIEL?
wechseln sich im Mittelfeld ab, sodass es am Ende also keine scharfe
Trennung zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln gibt,
die dann gerne als „
Klimakiller“ beziehungsweise „Klimaretter“
bezeichnet
werden.
In der öffentlichen Diskussion werden die Umwelteffekte von
Lebensmitteln oftmals pro Kilogramm angegeben. So lassen sich
zwar vergleichbare Kategorien bilden, für eine reale Abschät-zung
der Effektgröße müssen die auf die
Masse bezogenen Umwelteffekte jedoch
mit den Verzehrmengen multipliziert
werden. Häufig wird auch berechnet,
wie groß die Umwelteffekte einzelner
Lebensmittel pro Kilogramm Pro-tein
ausfallen. Auch wenn Protein
ein überlebenswichtiger Nährstoff
ist, ist auch diese Betrachtungsweise
irreführend. Beispielsweise beträgt
im internationalen Durchschnitt die
Klimawirkung von einem Kilogramm
Tofu und einem Liter Milch beiderseits
etwas über drei Kilogramm Kohlenstoffdioxidäquivalente.
Der Proteingehalt ist
bei Tofu zwar mehr als doppelt so hoch
wie bei Kuhmilch, jedoch enthält Milch eine
deutlich höhere Nährstoffdichte an Vitaminen
und Mineralien. Wer sich nur von Tofu ernähren
würde, erleidet demgemäß mit höherer Wahrschein-lichkeit
einen Nährstoffmangel als durch ausschließliche
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