Fotos: Topigs Norsvin
QUALITÄTSPROGRAMME
Dabei geht es dem Unternehmen nicht
darum Fleisch zu verkaufen. Seine
Kunden sind Landwirte, die Ferkel
produzieren und Schweine mästen. Wenn ein
Fleischer bzw. Metzger einen Schweinemäster
hat, gerne aber eine bessere Fleischqualität
möchte, zeigt das Unterneh-men
diesem, wie er die idealen
Ferkel dafür erhält oder unter-stützt
bei einer Umstellung. So
bleiben bestehende Partner-schaften
erhalten.
Ein Partner der ersten Stunde
ist die Familie von Nils Vormann
(Bild o., 22) aus Lüdinghausen,
die seit dem 14. Jahrhundert
Landwirtschaft betreibt. Die
stressunempfindlichen, robus-ten,
kaum krankheitsanfälligen Duroc-Schwei-ne
faszinierten ihn schon immer: „Als Topigs
Norsvin mit dem Iberduroc startete, waren wir
dabei. Das ist einfach die geniale genetische
Basis, um höchstmögliche Schweinefleisch-
Qualität wirtschaftlich zu produzieren. Meine
Familie und ich sind auch kulinarisch davon
begeistert“. Das Iberduroc-Schwein gilt als
Basis für tierfreundliche Haltungsformen.
Das beweist die Familie auch mit ihrem Stall-neubau.
Der Umbau – ohne staatliche Förder-mittel
realisiert – ist am Tierwohl orientiert
und zugleich rationell und wirtschaftlich: Der
Auslaufstall hat innen Spaltenboden und
außen Stroheinstreu. Dazwischen ist eine
Automatiktüre, die sich durch Nasenberüh-rung
öffnet. Die Schweine stupsen sie an,
wenn sie rein oder raus wollen. Das Platzan-gebot
pro Schwein liegt bei 1,50 m² je Tier und
ist damit doppelt so groß, wie vom Gesetz-geber
vorgeschrieben. Zudem gibt es keine
Kastenstände, sondern viel Platz zur freien Be-wegung
– 9 m² pro Sau. Wo viel Platz ist, werden
auch keine Ferkel erdrückt. Auf Maisfütterung
wird verzichtet, denn so würde sich das intra-muskuläre
Fett gelb verfärben. „Wir haben uns
vom 'Größer, Höher, Weiter' verabschiedet und
von 300 Sauen auf 100 Sauen reduziert. Wir
wollen Qualität für das Handwerk produzieren“,
betont der Jungbauer.
AUCH TEILSTÜCKE
Die Qualitätsmerkmale des Iberduroc-Schweins
überzeugten auch schon einige Metzger. Das
bewies die zweijährige Aktion „Testschwein“,
die über 100 positive Urteile teilnehmender
Fleischermeister einbrachte. Christoph Dams,
Fachmann für Metzger-Anfragen bei Topigs
Norsvin, beschreibt, was diese suchen: „Das
Anforderungsprofil ist einerseits eine erkenn-bare
Marmorierung, dazu eine starke Fleisch-farbe,
viel Festigkeit, wenig Tropfsaftverlust
und ein erkennbar besserer Geschmack“. Das
Bindeglied zwischen Landwirten und Metz-gern
sind Fleischvermarkter wie Hinkerohe
& Groneick (H&G) in Münster-Roxel.
Manche Metzger brauchen Teilstücke, andere
wünschen im Frühjahr mehr Schweinenacken
und im Herbst mehr Schweine-
rücken. Der Metzger wählt
Schweinehälften, grob zer-legte
oder ausgebeinte Teil-
stücke oder ladenfertige Con-venience-
Zuschnitte. Dann er-
folgt die tagesfrische Lieferung
mit Kühlfahrzeugen. Auch der
Münsteraner Fleischermeister
Christian Thier kauft bei H&G:
„Marmoriertes Schweinefleisch
ist für immer mehr Kunden ein
FLEISCHQUALITÄT
STEIGERN
2020 führte Topigs Norsvin mit dem Fleisch des Iberduroc-Schweins eine
neue Qualität mit starker Marmorierung in Deutschland ein. Nun sucht das
Unternehmen weitere Vermarkter, auch aus dem Fleischerhandwerk.
52 4/2022