Leuchtturm für Regionalität
Die Fleischerei gilt urkundlich beleg-bar
Fotos: Theimer, Fleischerei Röhrs
als die älteste Norddeutschlands.
Seit über 90 Jahren ist sie unter dem
Namen Röhrs bekannt. Die Fleischerfami-lie
betreibt Geschäfte in einem regional-
typischen Fachwerkhaus im Ort selbst sowie
im 8 km entfernten Buxtehude („Fleischer-jungs“).
Nicht nur im Landkreis Stade schätzen
Kunden, Landwirte und Kollegen diese Familie
aus dem Alten Land, ca. 40 km westlich von
Hamburg und südöstlich von Cuxhaven.
Seit 2016 führen Vater Friedrich Röhrs jun.
und sein Sohn Daniel den Betrieb gemeinsam.
Daniel Röhrs absolvierte seine Ausbildung bis
2009. Es folgten Meistertitel, Betriebswirt des
Handwerks sowie Praktika in verschiedenen
Betrieben, z. B. in Bayern. 2011 kehrte er in den
Betrieb seiner Vorfahren zurück. Immer
wieder in der Geschichte der Familie
war die Nachfrage nach den Röhr-schen
Spezialitäten (Katenschin-
ken, Jorker luftgetrocknete Salami,
Altländer Mettwurst, Wiener Würst-chen
etc.) so groß, dass sich die
Familie dazu entschied, zur jeweili-gen
Zeit in die Zukunft zu investieren
(1900, 1977, 2002). In den vergangenen
sechs Jahren wurde es in der Produktion
am Stammhaus immer enger. „Daher haben
wir uns entschlossen, erneut zu vergrößern
und den Betrieb noch zukunftsfähiger zu ma-chen.
Das Ziel lautete: Arbeitsprozesse wieder
produktiver machen und Möglichkeiten der
Erweiterung schaffen. Im alten Betrieb war
das nicht mehr möglich. Und eine bessere
Ergonomie für die Mitarbeiter“, erklärt Daniel
Röhrs die Beweggründe.
Ab 2017 geplant von Lißner engineers & ar-chitects,
entstand ein zweigeschossiges Ge-bäude
inkl. Büro, Verwaltung und Sozialtrakt,
mit Parkplätzen sowie Wegen zur Anlieferung
der Tiere. Die Fläche für Schlachtung, Produk-tion
und Zerlegung im Untergeschoss beträgt
rund 1.600 m², das Obergeschoss kommt auf
2.000 m². „Allein der Schlachtbereich macht
etwa 20 % der Gesamtfläche aus. So groß
war zuvor unsere gesamte Produktion“, be-richtet
der Fleischermeister. Die komplette
Stall- und Schlachttechnik mit Rohrbahnen
und Fördersystemen lieferte Renner Schlacht-haustechnik
aus Abtsgmünd.
UNTER EINEM DACH
„Den ersten Kontakt zur Familie Röhrs hatten
wir vor etwa dreieinhalb Jahren. Insgesamt
war alles eine sehr gute Zusammenarbeit
und alle Wünsche des Kunden wurden in die
Planung eingearbeitet und realisiert“, sagt
Thomas Renner von Renner Schlachthaus-technik.
Der Lieferumfang beinhaltete alles
von der Lebendannahme der Tiere bis zum
Zerlegeband die komplette Linie, d. h. auch
die Stalleinrichtung in tierschutzgerechter
und hygienischer Ausstattung, die es erlaubt,
Schweine und Rinder flexibel
zu schlachten. „Der Raum kurz vor dem Waren-ausgang
kann heruntergekühlt werden. Durch
eine mehrspurige Rohrbahn können wir Tier-hälften
flexibel zur Auslieferung bereitstellen
und zugleich annehmen“, erklärt Daniel Röhrs.
Vom lebenden Tier bis zum Endprodukt sei
alles nachvollziehbar. „Wir haben in die Zu-kunft
investiert, d. h. wir können uns so neue
Kundengruppen erschließen. 50 Schweine zu-sätzlich
zu schlachten und zu verarbeiten ist
nun mühelos möglich“, betont er. Geschlach-tet
wird montags und freitags. Zu Wochenbe-ginn
zwischen 4 und 8 Uhr 40 bis 60 Schweine,
am zweiten Tag ab 4:30 Uhr zwischen 6 und
15 Rinder. Nicht nur für den eigenen Bedarf –
auch für Direktvermarkter und Kollegen.
Um sich mit der neuen Schlacht- und Zerlege-technik
vertraut zu machen und dies an seine
Mitarbeiter weitergeben zu können, besuch-te
er einige Projekte von Renner Schlacht-haustechnik
und arbeitete dort mit. Nach
der Betäubung gelangen die Tierhälften zu
mehreren pneumatischen Hubarbeitsbüh-nen
(„Jumbo-Podest“), wo das Fell und die
Innereien entfernt werden sowie weitere Ar-beitsschritte
erfolgen, z. B. auf zwei Enthäu-tungspodesten.
Durch einen Wanddurchbruch
gelangen die Abfälle in einen Nebenraum.
Ein Datenmanagement-System sichert die
Rückverfolgung und Etikettierung. Die Mitar-beiter
seien begeistert, vor allem das körper-schonende
Arbeiten schätzen sie.
„Wir stehen für Qualität und die gewährleisten
wir“, ergänzt er. Egal ob das die Tiere betrifft:
bei den Schweinen die Landsau/Pietrain-Eber-
Kreuzung aus dem Freiluftstall, die von einem
Erzeuger aus dem Landkreis stammt, bei den
Rindern (Limousin, Charolais, Blaue Belgier)
aus einem Umkreis von max. 25 km oder dem
Schlacht-Know-how, das mit dem Neubau
entstand. „In diesen Zeiten ist es sehr wichtig,
unsere Berufe wieder interessanter zu machen.
Mit der topaktuellen Technik in der Produk-
tion und Schlachtung können wir unser Wis-sen
auch an interessierte Kollegen und Aus-zubildende
weitergeben“, untermauert er den
eingeschlagenen Weg des Wandels. mth
www.fleischerei-roehrs.de
www.renner-sht.de
ERFOLGSFAKTOREN
Handwerksbetrieb seit 300 Jahren
Eigene Schlachtung, Zerlegung und
Verarbeitung
Familiengeführtes Unternehmen
Kreative Produktvielfalt
Langjährige regionale Partnerschaften
Den Kunden Reinheit, Service und Qualität
bieten
PROFI-PARTNER
Cliptechnik: Poly-clip System
Datenmanagementsystem: Comsys
Füller: Handtmann
Kutter: Seydelmann Maschinenfabrik
Räuchertechnik: Autotherm
Komplette Stall- und Schlachttechnik
mit Rohrbahnen und Fördersystemen:
Renner Schlachthaustechnik
Speckschneider:
Treif Maschinenbau (by Marel)
Vakuumtechnik: Boss
Wolf: Seydelmann Maschinenfabrik
JORK
FLEISCHER MIT ERFOLG
4/2022 27
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