Fotos: Theimer
Frischer Wind in Tettnang
Der ist nicht nur in Person von
Fleischermeisterin Katrin Gössl
in der von ihren Eltern in zweiter
Generation geführten Metzgerei
in der Altstadt zu spüren. Auch für
die Frische ihrer Spezialitäten ist
die Familie bekannt.
Kommunikativ, freundlich, zielstrebig,
klug – so begegnet die 28-Jährige
sicher nicht nur mir beim Besuch an
einem Mittwoch im Juni. Sie ist angekom-men
im Betrieb, im Handwerk. Dabei führte
ihr Weg nicht direkt dorthin. Nach dem Abitur
studierte sie BWL-Gesundheitsmanagement,
schloss 2017 mit dem Bachelor of Arts ab
und arbeitete etwa ein Jahr im Controlling
eines Klinikums. Eines freitags, als sie am PC
endlose Listen bearbeitete, dachte sie: „Ist
das wirklich alles? Daheim brennt die Hütte
und ich sitze hier und warte bis es 12 Uhr ist“,
berichtet sie grinsend.
Danach dauerte es nicht lange, bis sie 2018
ihre Bewerbung für eine Fleischerlehre in den
elterlichen Briefkasten einwarf. Sie wurde na-türlich
angenommen. „Ich kenne den Betrieb
von klein auf. Ich dachte, wenn ich es hier
nie probiere und gut darin gewesen wäre,
hätte ich es später sicher bereut“, begründet sie
den Berufswechsel. 2020 wurde sie Innungs-beste
(inkl. Nachwuchsförderpreis) und absol-
vierte – wie Opa Gerhard (1955) und Vater
Rainer (1984) – den Meisterkurs an der 1. Baye-rischen
Fleischerschule Landshut. Gleichauf
mit einer Kollegin wurde sie Klassenbeste.
1958 erwarb ihr Großvater die Metzgerei
vom Viehhändler, Metzger und Gastwirt Carl
Sauter, der das Haus 1903/04 errichtete. „Für
meine Familie als Neuankömmlinge war es
nicht immer leicht, hier Fuß zu fassen im Kreis
einer Handvoll anderer Metzger“, sagt Rainer
Gössl, der den Betrieb mit Ehefrau Claudia 1990
übernahm und mit ihr zu dem machte, was
er heute ist. „Meine Mutter ist die Chefin im
Verkauf und sieht fast alles“, lobt die Tochter.
Kreative Feinkostsalate aus der Theke dür-fen
auch hier nicht fehlen. Fünf oder sechs
TETTNANG
FLEISCHER MIT ERFOLG