Teil
4
METZGEREI OHNE VORURTEILE
Fast 40 Fachgeschäfte zu
betreiben und gleichzei-tig
immer ausreichend
Fachkräfte an Bord zu ha-ben,
ist eine Herausforde-rung.
„Ich muss eine Filiale
schließen, ich habe nicht ge-nug
Mitarbeiter“. „Ich verkürze
meine Öffnungszeiten.“ Mancher
denkt sogar nach, gleich zu schlie-ßen.
Soziale Netzwerke und Medien sind voll
von solchen Horrormeldungen und Hilferufen
aus Metzgereien. Auf der anderen Seite gibt es
Menschen aus anderen Ländern und Kulturkrei-sen,
die gerne anpacken und Lust auf Leistung
haben. Menschen, die sich etwas aufbauen und
noch etwas erreichen wollen. Sind Immigran-ten
wirklich nur Ballast für die Gesellschaft und
eine Gefahr für unsere Kultur? Ich denke nicht.
Sie sind eine echte Bereicherung – immer eine
Frage der Sichtweise. Alle reden von Globalisie-rung,
doch nur wenige denken über die Kon-sequenzen
und Vorteile nach. Die Welt ist ein
Dorf, Grenzen verschwimmen immer mehr. Sie
existieren oft nur noch in unseren Köpfen.
FARBE BEKENNEN
Öffnen wir unsere Herzen und
Unternehmen für Menschen
aus anderen Kulturen. Das
macht unser Leben bunt
und eröffnet uns völlig neue
Blickwinkel. Mit Erfolg prak-tiziert
das die Familienmetz-gerei
Hausner. Die Integration
neuer Mitarbeiter ist dort durchweg
gelungen. Zudem bringen diese Menschen
viele neue Ideen mit. Wenn man mit offenen
Augen durch deutsche Städte läuft, sieht man,
wie die Integration von „Gastarbeitern“ unsere
kulinarische Landschaft bunter gemacht hat.
So einfach, wie die Integration innerhalb des
Unternehmens funktioniert, so schwierig wird
es manchmal von außen gemacht. „So wollte
ein Kunde tatsächlich nicht von einem Mitar-beiter
mit einer anderen Hautfarbe bedient
werden. Das ist bisher erst ein einziges Mal
passiert. Aber wer so engstirnig ist, ist auch
nicht unser Kunde. Auf der anderen Seite ha-ben
wir auch neue Kunden gewonnen, die
für Offenheit und Toleranz eintreten“, berich-tet
Alexander Hausner. Eine klare Position, die
Rückhalt und Vertrauen in seinem Team vor-aussetzt,
aber auch stärkt.
Wir finden es wunderbar, dass hier so mutig
gedacht und gehandelt wird. So löst man in
kleinen Schritten Mitarbeiterengpässe und
trägt zu einer toleranten Gesellschaft bei.
Wünschenswert wäre zudem eine Entbüro-kratisierung
bei der Integration von Flücht-lingen.
Warum lässt man diese Menschen oft
erst arbeiten, wenn über den Asylantrag ent-schieden
ist und nicht gleich? Das ist doch die
beste Integration: Schneller erlernt man keine
Sprache oder findet man keinen Anschluss.
Je mehr hier aktiv sind, umso eher wird sich
etwas in den Köpfen von Politikern und Büro-kraten
bewegen, und vor allem auch hinsicht-lich
Personalengpässen im Metzgerhandwerk.
Christian Böhm, Geschäftsführer Böhm.media
Fotos: Böhm.media
Über 300 Mitarbeiter aus knapp 20 Nationen beschäftigt die Familienmetzgerei Hausner aus Weiden. Sie blickt
bei der Mitarbeitersuche über den Tellerrand und zeigt, dass es sich lohnt, Vorurteile über Bord zu werfen.
Wie denkt ihr darüber? Welche Erfahrungen
habt ihr gemacht? Wir freuen uns über Mails
und Infos, gerne auch telefonisch.
Kontakt: cb@boehm.media,
Tel: (09123) 989899-20, www.boehm.media
ENGPASS
MITARBEITER
MITARBEITERFÜHRUNG
2/2019 47