Fotos: C. Blümel
DFV-OBERMEISTERTAGUNG
RINGEN UM NACHWUCHS
Die größten Baustellen bei der 14. Obermeistertagung des Deutschen Fleischer-Verbands (DFV)
sind alle Jahre wieder dieselben: Es geht um den Nachwuchs und die Mitgliedsbeiträge.
Dennoch versuchte der DFV-Präsident
Herbert Dohrmann zum Auftakt der
Versammlung in Würzburg Optimismus
zu verbreiten: „Wir haben ein gutes Jahr 2018
mit hervorragenden Umsätzen gehabt“, und
das Fleischerhandwerk habe Zuspruch ver-spürt.
Deshalb sei er trotz des Personalman-gels
in der Branche zuversichtlich für das lau-fende
Jahr. Die „großen Aufgaben in der Fach-kräftesicherung“
seien neben der politischen
Arbeit die wichtigsten Aktivitäten des DFV.
Erstmals habe der Verband bei der Nach-wuchswerbung
mit Influencern zusammen-gearbeitet,
Gefragt (von li.): Rechtsanwältin Kirsten Diessner, Leiterin des DFV-Büros in Brüssel, der baden-württembergische Landesinnungsmeister
Joachim Lederer, DFV-Vizepräsidentin Nora Seitz und Alicia Utrillas Anaya, Dr. Reinhard von Stoutz und DFV-Präsident Herbert Dohrmann.
berichtete Dr. Reinhard von Stoutz,
Leiter der DFV-Wirtschaftsförderungsgesell-schaft.
Mit großen Erfolgen vor allem bei
der Reichweite in sozialen Medien. Dass die
Nationalmannschaft des DFV bei der IFFA
mit eigenem Stand präsent ist, wertete von
er ebenfalls als Aufbruchsignal. Als DFV-
Vizepräsidentin Nora Seitz und Alicia Utrillas
Anaya, im Verband unter anderem zuständig
für die Berufsausbildung, über die Ausbildung
der FachverkäuferInnen berichteten, war es
mit eitel Sonnenschein aber schnell vorbei.
ZWEI ODER DREI JAHRE?
Es soll bei einer dreijährigen Ausbildungszeit
bleiben, berichteten die beiden Damen. Mit
diesem Ziel gehe der Verband in ein Neuord-nungsverfahren
der Ausbildungszeiten mit
Vertretern anderer Nahrungsmittelverbände.
Dieser Ausbildungsrahmen sei „unabdingbar,
denn sonst heißt es schnell: Wer nichts wird,
wird Verkäufer“, unterstützte Gunther Kühle,
Obermeister der Fleischerinnung Günzburg/
Neu-Ulm den DFV-Kurs. Unterstützung be-kam
er von Obermeister Holger Buss von
der Innung Wetteraukreis: „In zwei Jahren
kriegen wir die Inhalte nicht hin.“
GEGEN INDUSTRIE „KEINE CHANCE“
DFV-Vize Michael Durst gab dagegen zu be-denken,
dass „der Azubimarkt leergefegt“
sei und daher eine dreijährige Ausbildung in
Zukunft nicht mehr funktionieren werde. Er
warb für die verkürzte Ausbildung mit einem
drastischen Beispiel: „Ich frage mich jeden
Tag: Wie komme ich an die 13- bis 16-Jähri-gen
ran, aber da ist nichts.“ In Hamburg etwa
konkurriere das Fleischerhandwerk mit gro-ßen
industriellen Unternehmen; „da haben wir
keine Chance.“ Der DFV-Vize plädierte deshalb
für eine zweijährige Grundausbildung sowie
ein weiteres Jahr Zusatzausbildung für Top-
Azubis. Harald Hohl, Obermeister der Fleischer-
innung Heilbronn/Hohenlohe/Schwäbisch
Hall, sprach sich für ein ähnliches Modell aus:
„Wenn alle Nahrungsmittelgewerke auf zwei
Jahre gehen, dann müssen auch wir darüber
nachdenken, sonst schnappen uns die ande-ren
die Leute weg.“ Herbert Dohrmann warb
für eine Imagekorrektur: „Unsere Betriebe, die
ausbilden wollen, müssen an die Jugend ran
und zeigen, dass wir einen coolen Job ma-chen.“
Ähnlich kontrovers verlief die Diskussion beim
Thema Finanzierung des Verbands. Herbert
Dohrmann definierte die Zielsetzung: „Wir
müssen den Verband so aufstellen, dass er
auch der nächsten Generation von Fleischern
gute Dienste leistet.“ Angesichts eines „schlei-chenden
Verfalls“ seien kreative Ideen zur
Finanzierung gefragt. Nicht besonders erfolg-reich
war in diesem Zusammenhang die 2018
beschlossene Einführung einer bedingungs-losen
Einzelmitgliedschaft. Gerade einmal fünf
Betriebe haben sich bis jetzt nach Angaben
von DFV-Hauptgeschäftsführer Martin Fuchs
dafür entschieden.
WENIG WERTSCHÄTZUNG
Tenor vieler Wortbeiträge der versammelten
Obermeister: Die Verbandsarbeit auf natio-naler
Ebene und bei der EU in Brüssel ist un-strittig
und wäre auch einen höheren Jahres-beitrag
wert, aber diese Leistungen kommen
bei den zahlenden Mitgliedern oft nicht an.
Was tun? Alexander Zeitler, Geschäftsführer
des Fleischerverbands Rheinland-Rheinhes-sen,
warnte vor höheren Beiträgen: „Ich habe
es schon öfters erlebt, dass Kollegen deshalb
ausgetreten sind.“ Eine Arbeitsgruppe, die
sich mit der Problematik seit 2018 befasst,
bekommt laut dem Präsidenten nun „mehr
Zeit für Ideen und Vorschläge“. chb
2/2019 13