Foto: Paul Bojba
DIE SACHE MIT
DEM TIERSCHUTZ
Was bedeutet für Sie, liebe Leserinnen
und Leser, Tierschutz? Den meis-ten
werden im Zusammenhang mit
Landwirtschaft freilaufende Hühner, quiekende
Ferkel im Stroh oder Rinder auf einer grünen
Wiese einfallen. Doch das ist im Verhältnis zur
Masse nur selten Realität und wird nur von idea-listischen
Bauern umgesetzt. Dabei haben es die
Verbraucher in der Hand, welches Stück Fleisch
in der Pfanne oder auf dem Premium-Grill landet.
Zum Glück gibt es auch hier ein Umdenken. Das
Bewusstsein für tierfreundliche Haltung steigt –
nicht nur aufgrund der aktuellen „grünen Welle“
in Teilen der Bevölkerung. Tierschutz-Extremis-ten
haben wenig Skrupel und veröffentlichen
Filme totgeschlagener Ferkel oder geschredder-ter
Küken. Sowas bleibt hängen. DFV-Präsident
Herbert Dohrmann brachte es beim Bundesver-bandstag
2018 auf den Punkt: „Wir haben großes
Interesse daran, dass Tiere gut gehalten und
schonend geschlachtet werden. Hauptgrund ist
unsere Verantwortung dem Nutztier gegenüber,
die essenzielle Grundlage unseres Handwerks
ist“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
In diesem Zusammenhang gibt es zwei wich-tige
Themen: die ab 2021 verbotene betäu-bungslose
Kastration von Ferkeln und die Flut
an Tierschutz- und Haltungslabels aus dem
Einzelhandel. Ab 2020 kommt mit dem dreistu-figen
Tierwohlkennzeichen von Bundesminis-terin
Julia Klöckner ein weiteres hinzu – wobei
0,9 m² in Stufe 1 statt bisher 0,75 m² Platz pro
Schwein doch eher ein Witz sind. Gute Ansätze
gibt es beim Tiertransport und Schwanzkupie-ren.
Der Knackpunkt: So gut wie alles ist frei-willig.
Bei der Ferkelkastration gilt ein Aufschub,
viele Wählerstimmen brachte das dem kon-servativen
Marco Theimer
Chefredakteur
Lager im Herbst aber nicht ein. Ab
2021 müssen Tierhalter hierzulande Ferkel vor
der Kastration betäuben. Den „vierten Weg“ der
Lokalanästhesie befürworten Bundesverband
und Landesverbände. Dagegen sprechen sich
aber immer noch viele Funktionäre aus dem
Bauernverband sowie Tierärzte aus. Mehr Mit-einander
wäre hier wünschenswert.
Zwischen all‘ diesen Mühlen müssen Sie, liebe
Leserinnen und Leser, eigene Handlungsweisen
in Sachen Tierschutz und Transparenz entwi-ckeln.
Es gilt Alleinstellungsmerkmale durch
besseren Geschmack und Glaubwürdigkeit zu
schaffen und eine starke, einzigartige Marke
zu sein. Füllen Sie die Bilder in dem Köpfen
mit Leben. Dazu braucht es Kreativität, Haltung
und Mut. Wie heißt es so schön: Die besten
Geschichten erzählen immer die Mutigen.
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