Fotos: Buchmann
NACHWUCHS
LIVE-UNTERRICHT AM FÜLLER
Mit acht Schülerinnen produzierte Metzgermeister Claus Böbel im Rahmen des Projekts „Ernährungshandwerk
erleben“ Bratwürste und vermittelte echtes Metzger-Know-how.
Was ist drin in einer Original Fränki-schen
Bratwurst? Wie schmeckt sie,
wenn man sie selbst herstellt? Im
Rahmen dieses bayernweiten Projekts mach-ten
die Schülerinnen der Dr.-Mehler-Schule in
der Metzgerei im mittelfränkischen Georgens-gmünd-
Rittersbach die Probe aufs Exempel.
Beide Praxisstunden waren ein Erfolg: Zwei
junge Damen kündigten sogar an, als Prakti-kantinnen
wiederkommen zu wollen. Der Ein-blick
in die handwerkliche Produktion beein-druckte
die 13- bis 15-jährigen Mädchen, die in
der 8. Klasse der Mittelschule im Schwerpunkt
Hauswirtschaft lernen. Unter humorvoller An-leitung
des Meisters („Wir sind Metzger, keine
Apotheker!“) durften sie Schweinebauchstücke
entschwarten und in Würfel schneiden,
Gewürzmengen berechnen (für 5 kg Fleisch:
90 g Salz, 7,5 g Pfeffer, 17,5 g Piment u. a.,
10 g Majoran u. a.), abwiegen und untermi-schen,
Fleisch wolfen, die Masse in den Füller
geben und in Bändeldärme füllen. Hier zählt
neben der Beherrschung der Maschinen und
Kopfarbeit auch handwerkliches Können. Claus
Böbel, bekannt als Dozent und Fachbuchautor,
wies die Schülerinnen auf Hygienevorschriften
hin (Arbeitskleidung, Hände waschen, keine
lackierten Fingernägel) und beantwortete
auch Fragen zum möglichen Monatslohn. Als
Azubi könne man 600 bis 1.000 E erwarten, als
Fachkraft das Doppelte oder mehr – je nach
Leistung: „Wer sich engagiert und bemüht,
verdient immer mehr als einer, dem alles egal
ist“, sagt er. Wer mit Begeisterung dabei sei,
dem stünden 1.000 Möglichkeiten offen.
REGIONALITÄT ERLEBEN
„Es macht Spaß, solange ich nicht ein Tier
schlachten muss“, umriss eine Schülerin ihre
Eindrücke. Das sei bei ihm wie in den meisten
Metzgereien nicht mehr üblich, erklärte Claus
Böbel. Der 47-Jährige bezieht hochwertiges
Fleisch aus der Region in Teilstücken, z. B. die
Steigerwälder Schwarzerle, eine Freiland-
Schweinerasse aus Scheinfeld. Mit seinem
sieben Mitarbeiter zählenden Betrieb setzt er
auf die Online-Vermarktung: Über 50 % seiner
Produkte werden auf www.umdiewurst.de be-stellt
und dann per Post verschickt. Auch Live-
Unterricht für Schulklassen und Betriebsführun-gen
bietet er seit Jahren an – auch um Nach-
wuchs zu gewinnen. Die acht fleißigen Helfe-rinnen
unter der Führung ihrer Klassenlehrerin
Andrea Lipinski sammelten auch kulinarische
Erfahrungen: Nach dem Wolfen gab es das
sehr schmackhafte rohe Bratwurstgehäck
mit Zwiebeln auf frischem Bauernbrot, am
Ende die Bratwürste braungebraten aus
der Pfanne. Metzgersgattin Monika Böbel
gab weitere Tipps: Für hohe Temperaturen
lieber
Schweineschmalz als Öl in die Pfanne
geben, sehr heiß werden lassen und die Würste
auf Stufe 7,5 gut zehn Minuten lang braten.
Die Aktion „Ernährungshandwerk erleben –
Ernährung macht Schule“ konzipierte das
Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) im
Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
und soll Schüler für regionale Lebensmittel
sensibilisieren. Gastgebende Handwerksbetriebe
werden bayernweit gesucht und erhal-ten
für ihre Teilnahme auch eine Aufwandsent-
schädigung. Horst Buchmann
www.umdiewurst.de, www.Kern.bayern.de
8 2/2018