Fotos: © Menauer Weiderind
Alte Rinderrassen, ganzjährige
Außenhaltung, kalben bei Minusgraden,
Weideschuss – der Rinderzüchter
Vitus Witty aus der Nähe von
Ingolstadt setzt auf eine andere
Art der Tierhaltung.
Viele Verbraucher stellen die Massentierhal-tung
der Fleischindustrie heute in Frage.
Und: Immer mehr Viehzüchter und Flei-scher
reagieren darauf und gehen neue, vielleicht
ungewöhnliche Wege. Fast zwei Jahre dauerte es,
die Genehmigung für den Weideschuss zu be-kommen.
„Das war krass“, betont Vitus Witty. Viele
Landwirte hatten ihn gewarnt, dass es schwierig
werden würde, sein Vorhaben bei den Behörden
durchzusetzen: Immer wieder nachbohren, im-mer
wieder klarmachen, wie wichtig das ist und
welche Bedeutung das hat. „Wir waren sehr hart-näckig,
aber andere geben auf“, berichtet er. Der
29-Jährige ist Chef eines Rinderzuchtbetriebs im
bayerischen Pörnbach, etwa 25 km südlich von
Ingolstadt. Aktuell besitzt er 16 Tiere: einen Stier,
fünf Mutterkühe, der Rest sind Ochsen und Färsen.
Es handelt sich mehrheitlich um Pinzgauer Rinder,
eine robuste, alte Rasse, die ganzjährig auf der
Weide und sogar im Wald gehalten werden.
CHARAKTER MUSS PASSEN
Der Betrieb ist noch recht frisch. Als Student
wurde in ihm der Wunsch immer stärker, selbst et-was
in Sachen Tierwohl und Qualität zu tun. „Mein
Opa war Rinderzüchter und Viehhändler. Vielleicht
hab ich das deswegen in mir drin“, sagt er. Mit
24 war der Wunsch dann so stark, dass er alles daran
setzte, den Hof, auf dem er lebte, wieder zu akti-vieren.
2018 startete er mit zwei Kühen und einem
Stier. Von Anfang an kam für ihn nur der Weide-schuss
in Frage. „Es geht bei uns kein Tier raus ohne
Weideschuss. Dafür nehmen wir auch zusätzliche
Kosten in Kauf“, sagt Vitus Witty. Jeden Tag gibt
es intensiven Kontakt zu den Tieren. Und es
werde auch nicht einfach jedes Tier gekauft. Der
Charakter und das Wesen des Tieres müssen passen.
Man müsse auch genetisch selektieren. Nur weib-
liche Tiere, bei denen einem der Erfahrungsschatz
sagt, dass es ein super Muttertier wird, kämen in
Frage. Es gilt zu vermeiden, dass das Tier durch
die Mutterschaft leidet. „Ein Tier kann man eben
nicht behandeln wie eine Maschine. Man muss
Landwirtschaft mit Maschinen von der Landwirt-schaft
mit Tieren trennen“, betont er.
RINDERZUCHT
MAL ANDERS