IV
Fotos: Polster, visitBerlin / Philip Koschel, Ziervogel’s
Wurstkultur Wie es in Berlin zum Currywurst-Streit kam. Und wie aus
„Konnopke’s Imbiß“ Ziervogel’s Kult-Curry hervorging.
Berliner
Z wischen Nordsee und Erzgebirge gibt
es gegenwärtig die unterschiedlichs-ten
Angebote in Sachen Currywurst
– ganz zu schweigen von den vegetarischen
bzw. veganen Offerten der Imbissbuden.
Auch die Saucen bleiben die Geheimnisse der
Anbieter. „Jeder soll essen, was ihm schmeckt
oder worauf er Lust hat“, betont Mario Ziervo-gel,
der in der Schönhauser Allee
Ziervogel’s
Kult-Curry betreibt. Er ist ein Enkel
von Max
Konnopke, der die gleichnamige Berliner
Currywurst-
Dynastie gründete.
Schon 1930 verkauften Max Konnopke und
seine Frau Charlotte Bockwürste, Knacker und
Wiener in dem Kiez und entwickelten ein flo-
rierendes Unternehmen – unter der Hoch-bahn
im Prenzlauer Berg, dem sogenannten
Magistratsschirm. Seitdem geht es hier vor al-lem
um die Wurst – in Kriegszeiten auch mal
um Kartoffelpuffer. Ab 1960 gab es hier die
erste Ost-Berliner Currywurst, mit Ketchup
nach Familienrezept. Angeboten wurde zu
DDR-Zeiten nur Currywurst ohne Darm. Da
es eine Knappheit an Naturdärmen gab, wur-de
die Wurst ohne entwickelt. Serviert wurde
die Wurst ungeschnitten am Stück mit Curry-pulver
und kalter Ketchupsauce.
Konnopke wurde Kult – und ist bis heute ein
Betrieb in Familienhand. 1976 übernahm
Waltraud Ziervogel das Geschäft ihres Vaters.
2010 feierte man das 80. Firmenjubiläum.
2014 erfolgte ein weiterer Innenumbau mit
neuester Gastronomietechnik. Seit dieser Zeit
wird das Unternehmen am Traditionsstandort
von Waltraud Ziervogel und ihrer Tochter Dag-mar
Konnopke gemeinsam geführt und fir-miert
auch als Konnopke’s Imbiß, das Original.
Das Zerwürfnis
2012 eröffnet Mario Ziervogel, der zuvor
viele
Jahre Seite an Seite mit seiner Mutter
Waltraud
Ziervogel arbeitete, mit seiner Frau
Viola einen eigenen Imbiss – unweit vom
Standort der Mutter. Das gab nicht nur bö-ses
Blut, sondern einen wahrlichen „Curry-wurst-
Krieg“ und endete mit einem Zerwürf-nis
zwischen
Mutter und Sohn.
In diesem Jahr feiert er nun schon sein sieben-jähriges
Firmenjubiläum. Über den Namen
Ziervogel’s Kult-Curry haben die Kunden ent-scheiden,
so der Chef heute. Er ist stolz dar-auf,
dass seine Currywürste von Fleisch aus
artgerechter Tierhaltung stammen (eine vega-ne
Variante gibt es auch) und die Sauce auch
heute noch dem Original des beliebten Fami-lienrezepts
der Ziervogels entspricht. Er wird
ganz der Tradition entsprechend exklusiv von
der Fleischerei Gottschlich im Kiez beliefert.
Der Enkel des berühmten Ost-Berliner Wurst-verkäufers
hat zehn verschiedene Würste,
Schaschlik und Buletten mit Saucen nach al-tem
Familienrezept im Angebot. Die Kult-Cur-rywurst
wird in der Porzellanschale serviert mit
der hausgemachten Currysauce – Grundsubs-tanz
aus Werder-Ketchup – die in verschiede-nen
Schärfegraden angeboten wird. dmp