Fotos: Clayton Deutschland
MIT
VOLLDAMPF VORAUS
Viele Arbeits- und Produktionsprozesse in der Metzgerei sind auf Dampf angewiesen. Das ist auch bei der
Metzgerei Edwin Grasmehr im mittelhessischen Weilburg-Gaudernbach der Fall – ein Erfahrungsbericht.
Hochwertige Wurstwaren nach über-lieferten
Westerwälder Rezepturen
haben für die Metzgerei Edwin Gras-mehr
GmbH Tradition. Das 1963 gegründete
Familienunternehmen wird heute von den
Brüdern Klaus und Werner Grasmehr in zwei-ter
Generation geführt. Auf rund 3.500 m² mit
rund 80 Mitarbeitern produziert der nach
IFS Standard zertifizierte Regionallieferant
Rezepturen für Supermärkte im Umkreis von
rund 200 km. Die Just-in-time-Produktion mit
frischen Roherzeugnissen erfordert ein
hohes Maß an Flexibilität und organi-sierte
Arbeitsstrukturen. „Ich erinnere
mich noch daran, als meine Eltern
1972 sowohl in Rauchanlagen in-vestiert
als auch auf Dampf um-gestellt
hatten“, erklärt Werner
Grasmehr. Im Landkreis Limburg-
Weilburg war der
familiäre Fleisch-
warenbetrieb der erste, der mit seiner Produk-tion
auf Dampf setzte. Vorher wurde auch hier
nur mit Holz und Propangas geheizt.
Der erste Dampfkessel ging 1972 in Betrieb und
lief bis 1993, um aufgrund höherer Leistungs-anforderungen
später gegen eine größere
An-lage
getauscht zu werden. In dieser Zeit wurde
die Produktion schon deutlich ausge-weitet.
Wurstkessel, Fleischkutter
und Spülmaschinen werden mit
der erzeugten Dampfmenge
betrieben. „Das ist weitaus
günstiger, als mit Strom
zu heizen“, berichtet
Werner Grasmehr. „Bei
normalen Prozessen wie
Trocknen und Garen
würden die Stromkosten über Elektrozusatz-heizungen
sonst explodieren. Vor allem in einem
Wohn-/Gewerbe-Mischgebiet wie dem unse-ren.“
Die eingesetzten Großwasserraumkessel
zur Dampferzeugung liefen permanent – auch
am Wochenende. „Der Dauerbetrieb wurde
nur aus Gründen der Betriebssicherheit aufrecht
erhalten; schadhafte Ventile und Dichtungen
hätten bei abwechselndem Ein- und Ausschal-ten
der Anlage womöglich zu einem längeren
Produktionsausfall geführt“, so Werner Gras-mehr.
Trotz Einhaltung des vorgeschriebenen
Dauerbetriebs stieß der Großwasserraumkessel
2015 an seine Grenzen. Der finale Ausfall ge-schah
an einem Freitagnachmittag,
als selbst
der Notdienst des Herstellers im ersten Anlauf
nicht erreichbar war. Als die Kontaktaufnahme
nach mehreren Versuchen gelang, wurde der
Metzgerei ein Leihkessel mit vier Wochen
Wartezeit
in Aussicht gestellt. Dies hätte aber
zum Komplettausfall der Produktion in die-
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