Foto: Paul Bojba
METZGER IM TV
Fleischermeister und Fachverkäuferinnen
sind in der Regel eher selten im TV zu se-hen.
Außer wenn sie sich wieder einmal zu ei-nem
Fleisch- oder Wurst-Skandal äußern sollen,
mit dem sie an sich nichts zu tun haben. Oder:
Wenn sie einen Redakteur aus den dritten Pro-grammen
kennen, der selbst gerne Fleisch oder
Wurst vom Metzger des Vertrauens isst und
dann über regionale Wurstspezialitäten oder
Auszeichnungen berichtet, die ein Metzger er-rungen
hat. Und so war schon es eine Beson-derheit,
dass ein ZDF-Team das „Butcher Wolf
Pack“ mehrere Tage bei seinem Wettbewerbs-auftritt
bei der World Butchers Challenge Mitte
März in Nordirland begleitet hat. Das Ergebnis
waren 7-minütige Clips, die zwischen 13 und
14 Uhr fünf Tage am Stück in der „Drehscheibe“
gesendet wurden.
So etwas gab es noch nie! Gezeigt wurden die
Vorbereitungen in der Fleischerschule Augsburg,
Kollegenbesuche bei nordirischen Fleische-
reien,
wie das Team zusammenhielt – beim Wett-bewerb
an sich und in der Freizeit – und welche
herausragenden Leistungen und enorme
Kreativität das Fleischerhandwerk zu leisten
in der Lage ist. Auch wenn es letztlich nicht
für das Siegertreppchen gereicht hat, erzielte
dieses Team durch seine Social-Media-Aktivitä-ten
und die TV-Beiträge eine erhoffte, aber in
diesem Maße unerwartete Aufmerksamkeit.
Eine solche, aber nicht nur positiv wahrgenom-mene,
war andererseits nach den Beiträgen
über „Fleischpanscher“ und DLG-Silber für eine
„Seperatorenfleischwurst“ des Frontal21-Teams
in den Köpfen der Leute. Hier ging es um Pro-teinpulver
in der Wurst, die von der Lebens-mittelüberwachung
Marco Theimer
Chefredakteur
nicht analysiert werden
können und echtes Fleisch ersetzen sowie die
Glaubwürdigkeit von DLG-Siegeln an sich. Für
die Vegetarier- und Veganer-Lobby in unserem
Land ein gefundenes Fressen.
Die mediale Aufmerksamkeit hat also wie alles
im Leben auch zwei Seiten. Es gilt abzuwägen
was sinnvoll ist und was nicht. Gewiss ist aber,
dass man mit bewegten Bildern Leute immer
erreichen kann – egal ob mit einem eigenen
Clip auf der Facebook-Seite – Skandal hin oder
her, oder durch einen professionellen Clip eines
TV-Teams. Um dem Nachwuchs- und Fach-kräftemangel
weiterhin die Stirn zu bieten, sind
noch viele weitere Videos und Clips nötig. Nur
im Rampenlicht wird das Fleischerhandwerk
wahrgenommen, nicht im Schatten der Ver-gangenheit.
Also: Licht aus, Spot an!
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