Fotos: privat, Joni Hedinger
Fees Vater Burkhard Brauwers führt die
Fleischerei und Catering Brauwers in
Geldern im Landkreis Kleve unweit der
Grenze zu den Niederlanden. Ihren Jagdschein
hat Fee Brauwers seit 2014. Mit ihrem Weima-raner
Cajou geht sie – ebenso wie ihr Vater
– gerne auf die Pirsch.
An welche Erlebnisse, Gerüche und Ge-schmäcker
aus deiner Kindheit bzw. Jugend
in der elterlichen Fleischerei erinnerst du dich
gerne?
Ein Betrieb, der seit fast 200 Jahren von der
eigenen Familie geführt wird, prägt die Kind-heit
natürlich vielfältig. Besonders gerne erin-nere
ich mich an das Privileg, jeden Mittwoch
warme, kesselfrische Schinkenwurst essen zu
dürfen und auf meiner Kindergeburtstags-party
Miniwürstchen nach genauen Wunsch-vorstellungen
anbieten zu können.
Wie kam es zu deiner Passion für die Jagd?
Worauf führst du es zurück, dass auch immer
mehr Frauen einen Jagdschein machen?
Mein Vater, ebenfalls Jäger, holte mich als Kind
vom Ballettunterricht ab und fuhr mit mir in
sein Pachtrevier. Ich zog über meinen rosa Bal-lettbody
die Waldhose an und lernte die Welt
der Jäger kennen. In der gesamten Gesell-schaft
findet auf verschiedenen Ebenen lang-sam
ein Umdenken statt. „Frausein“ ist keine
„Behinderung“ mehr. Frauen bereichern neben
den Büro- und Businesswelten auch Wald, Feld
und Flur. Wir gehen unseren Interessen nach
– nicht mehr und nicht weniger.
Wie definierst du einen bewussten und nach-haltigen
Fleischkonsum?
Als die Königsdisziplin der Ernährung, denn
die Kriterien „bewusst“ und „nachhaltig“ be-inhalten
alle gesundheitlichen, ethischen und
klimatischen Komponenten. Wer sich darüber
bewusst ist, dass jegliche Arten des Konsums
Folgen haben, der bewegt sich in die richtige
Richtung. Wie genau der persönliche Maßstab
für den Fleischverzehr definiert wird, ob regio-nal,
biologisch oder eben Wildfleisch, bleibt
jedem selbst überlassen. Fest steht, dass wir
generell weniger, aber dafür sehr hochwer-tiges
Fleisch verzehren sollten. Für mich per-sönlich:
Wild aus dem deutschen Wald.
DIE JAGD_FEE
INTERVIEW
Unter diesem Namen
ist Fee Brauwers (24),
Fleischertochter,
Forstbloggerin
mit Bachelor in
Forstwirtschaft und
angehendem Master in
Holzwirtschaft auf Social
Media-Kanälen aktiv.
Sie plädiert für einen
bewussten, nachhaltigen
Fleischkonsum.
Warum ist Wildfleisch bzw. Wildbret für eine
regionale, nachhaltige Ernährung besonders
geeignet?
Weil heimisches Wild das einzige klimaneutrale
Premiumprodukt auf dem Markt ist. Es werden
weder Flächen versiegelt, noch Wasser ver-braucht,
kein Futter importiert und CO2 ausge-stoßen.
Zudem ist Wildfleisch sehr gesund und
durch die Jagd bleiben wichtige Lebensräume
erhalten. Der Konsum von Wild ist eine Win-
Win-Situation für Mensch und Umwelt.
Sollte das Fleischerhandwerk dabei noch
stärker als Partner dienen?
Ich bitte sehr darum. Immer mehr Jäger er-lernen
die Weiterverarbeitung von Wild, doch
diese Kompetenz ist noch lange nicht flächen-deckend
in einem ausreichenden Niveau vor-handen.
Gleich zwei Fleischermeister, mein
Großvater und Vater, lehrten und lernen mir
das Verarbeiten des Wildes. Es ist gerade zu
Beginn nicht leicht – es gleicht einer Kunst,
jede Silberhaut genau zu treffen. Ich bin
keine Fleischermeisterin, aber ich darf jeden
Tag dazulernen und kann so „von der Kugel
bis zur Gabel“ jagen. Nur die wenigsten Jäger
haben dieses Glück. Diese sollten sich auf die
Hilfe des professionellen Fleischerhandwerks
verlassen dürfen. mth
Vielen Dank für das Gespräch!
Instagram & Facebook: jagd_fee
www.fleischerei-brauwers.de
5/2020 11