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GLOBALE TRENDS
7 Schlüsselfaktoren
Wohlbefinden: Das Streben nach kör-
perlichem und geistigem Wohlergehen.
Umfeld: Das Gefühl der Verbundenheit
mit der Außenwelt.
Werte: Die Investition in reale, messbare
Vorteile.
Technologie: Die Suche nach technolo-gischen
Lösungen in der physischen und
digitalen Welt.
Erlebnisse: Die Suche nach Stimulation.
Identität: Der Wunsch, verstanden zu
werden und seinen Platz in der Gesell-schaft
zu haben.
Rechte: Der Wunsch, respektiert,
beschützt und unterstützt zu werden.
WOHLBEFINDEN
Man muss nicht unbedingt seinen Lebensstil
radikal ändern oder sich einer bewusstseins-verändernden
Kur unterziehen. Die Verbrau-cher
verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz,
der auf Convenience, Transparenz und Wert-haftigkeit
ausgelegt ist. Es wird eine größere
Nachfrage nach Produkten bestehen, die das
Leben wirklich verbessern – und nicht nur
schöner aussehen lassen. Achtsamkeit und
bewusstes Bewegungstraining spielen eine
immer größere Rolle und werden ebenso wich-tig
sein wie körperliche Fitness. Zwar werden
der Massenmarkt und der Eine-Lösung-für-
alle-Ansatz weiterhin ihre Daseinsberech-tigung
haben. Aber es wird, gerade vor dem
Hintergrund, dass sich die Lebensgewohn-
heiten insgesamt ändern, immer mehr Indivi-dualprodukte
geben, die auf die unterschied-lichsten
Verbraucherbedürfnisse zugeschnit-ten
sind.
TECHNOLOGIE
Die mobile Technologie wird die Grenzen zwi-schen
Zeit, Reisen, Arbeitsplatz, Studienort und
Erholungsraum verschwimmen lassen: Virtu-elle
und erweiterte Realität (VR/AR) halten in
unterschiedlichen Branchen Einzug, während
E-Sport das Potenzial dazu hat, realen Sport-arten
in Sachen Popularität den Rang abzulau-fen.
Auf der Suche nach menschlicher Interak-tion
und dem Schutz der Privatsphäre werden
sich Verbraucher in den nächsten zehn Jahren
gegen bargeldlose Zahlung und unbemannte
Geschäfte zur Wehr setzen. Vor dem Hinter-grund
wirtschaftlicher Ungleichheit und einer
alternden Gesellschaft wird es neue Technolo-gien
geben, die die Folgen von Migration und
Vertreibung entschärfen sollen.
ERLEBNISSE
Die Tatsache, dass Menschen auf der Suche
nach neuen Anregungen sind, ist nicht neu.
Die Rolle, die diese Stimulation aber für die
Entscheidungsfindung bei den Verbrauchern
spielt, hat sich aber geändert. Der Erlebniswert
sollte längst nicht mehr als Marketing-Tool oder
Modeerscheinung abgetan werden. Tatsäch-lich
bauen Verbraucher eine starke emotio-
nale Bindung zu Unternehmen auf, die sich in
diesem Punkt von der Masse abgrenzen. Durch
Technologie wurde das Erleben mit Freunden
und Fremden teilbar. Die permanente Konnek-tivität
führt aber auch dazu, dass wir uns nach
Offline-Interaktionen sehnen und immer mehr
Grenzen überschreiten. Um stärker Kontrolle
über ihr Leben zu erhalten, werden Individuen
bewusster darüber bestimmen, welche Erfah-rungen
sie machen wollen. Dazu zählt auch
die „Kunst des Nichtstuns“, bei der es ums
komplette Abschalten geht.
RECHTE
Die „Cancel Culture“ bzw. „Call-out-Culture“
(Empörungskultur), in deren Rahmen mora-lisch
fragwürdig handelnde Personen und
Organisationen in sozialen Netzwerken in
den Fokus gerückt und öffentlich unter
Druck gestellt werden, erstarkt. So erhält die
Stimme des Verbrauchers mehr Gewicht. Der
Jugend-Aktivismus wird die Führung überneh-men
und die öffentliche Aufmerksamkeit auf
aktuelle Fragen lenken. Gesetzgebende Instan-zen
werden so gezwungen, Ideen für echten
Wandel umzusetzen. Zudem wird es zu einer
grundlegenden Veränderung der Kontrolle
über persönliche Daten kommen. Der Ver-braucher
erhält die Macht über die Erhebung,
Speicherung und Weitergabe seiner Daten.
IDENTITÄT
Die Menschen stellen den Status quo
infrage, rücken von starren Definitionen von
ethnischer Herkunft, Geschlecht und Sexuali-tät
ab und entscheiden sich für eine selbst-bestimmte,
flexible Definition der eigenen
Identität. Zugleich fühlen sie sich als Indivi-
duen einsamer und fragen sich, ob sie ihre
Identität in Wahrheit nicht verlieren. Obwohl
die Menschheit vernetzter als je zuvor ist,
nimmt das Gefühl von Einsamkeit und Aus-grenzung
zu und wird bis 2030 extreme
Ausmaße erreichen. Unternehmen, soziale
Einrichtungen und Regierungen werden tech-nologiebasierte
Lösungen entwickeln, um die
Vereinsamung zu bekämpfen. Mit dem Identi-tätswandel
ändert sich auch, wie Verbraucher
untereinander Kontakte knüpfen. Anstatt mit
ihrer Familie werden sie mit „Ihresgleichen“ zu-sammenleben,
d. h. mit Menschen, die dieselbe
Einstellung und die gleichen Hobbys teilen.
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