Foto: Sievers
Sein „Meat House“ eröffnete Melvin Jenson
im November 2019 in Leegebruch,
etwa 30 km vor der nördlichen Berliner
Stadtgrenze. Der Name lässt erahnen, dass der
32-Jährige von Anfang an auf ein modernes
Ladenkonzept setzen möchte. Ein großzügiger,
heller Verkaufsbereich ohne Schnörkel, ein
wandgemäldegroßes Display, auf dem das Mittagsangebot
präsentiert wird, ein gut gefüllter
Dry Ager und ein kleiner Gastraum, der wegen
Corona aktuell nicht benutzt werden darf. Aufgehängt
sind hier Fotos von Schweinen auf
Stroh und Rindern auf der Wiese. „Die habe
ich fotografiert, als ich Bauern besucht habe,
die Neuland beliefern“, sagt Melvin Jenson. Er
zeigt auf das Foto mit den entspannt wirkenden
und grasenden Rindern: „Der Bauer rief
die Mutterkuh und daraufhin kam die ganze
Herde angelaufen. Das hat mich sehr beeindruckt.“
In seiner Fleischerei wird ausschließlich
Neuland-Fleisch verkauft, also Fleisch, das
ganz der Intention des Vereins Neuland entsprechend
aus tiergerechter Nutztierhaltung
stammt. „Das ist mir wichtig“, erklärt er, „und
es ist eins meiner Prinzipien.“ Seine Kundschaft
scheint das anzuerkennen, da ist er sicher,
denn oft werde die Fleischqualität gelobt.
LERNEN UND LEITEN
Der gebürtige Berliner wohnt seit 20 Jahren
nördlich von Berlin, nahe Leegebruch. Gelernt
hat er beim Berliner Fleischer Frank Bauermeister,
war dann bei Mago, einem Berliner Fleischwarenbetrieb,
danach bei Kaufland und im
KaDeWe. Die letzte Station vor seiner Selbstständigkeit
war die Biomanufaktur Havelland,
wo die bäuerliche, regionale und artgerechte
Tierhaltung im Fokus steht. „Das hat auch zu
meinem hohen Anspruch an die Fleischqualität
beigetragen“, meint Melvin Jenson.
In seiner Fleischerei wird er von vier Mitarbeitenden
unterstützt, eine ist seine Partnerin.
Sie hat ihren Beruf als Friseurin aufgegeben.
Außerdem hat er einen Auszubildenden zum
Fleisch-Fachverkäufer. „Eigentlich macht jeder
alles. Wir bereiten die Salate selbst zu. Das
Kochen der Mittagessen übernimmt meist unsere
Köchin.“ Er selbst ist in der Wurstküche
und im Verkauf beschäftigt. Die meisten Wurstsorten
lässt Melvin Jenson bei seinem ehemaligen
Lehrherrn Bauermeister und in einer weiteren
Berliner Neuland-Fleischerei produzieren.
Er kann in seinem Laden nur wenig produzieren,
denn die Räumlichkeiten sind begrenzt.
Auch wenn das Geschäft schon vor dem Meat
House eine Fleischerei war, so hat sein Vermieter
die großen Produktionsräume im Zuge der
Renovierungen – und vor der Vermietung an
Meat House – abgerissen. Dennoch können
der Fleischermeister und sein Team hier Fleisch
zerlegen, Bratwürste herstellen, Mittagessen
kochen und Caterings vorbereiten.
SEHEN UND SCHMECKEN
Seit Oktober habe er endlich einen beschrifteten
Lieferwagen, freut sich Melvin Jenson. „Auf
dem Auto steht auch drauf, dass wir Partyservice
anbieten. Wir haben das vorher noch
nicht beworben, hatten aber trotzdem viele
Anfragen und haben die Kundschaft natürlich
auch bedient“, sagt er. Das Catering-Angebot
– auch auf der eigenen Website – gut für die
Kundschaft darzustellen, sei seine Aufgabe für
die kommenden Monate. Seine schon gut bekannten
Social-Media-Auftritte (Facebook mit
ca. 1.200 Fans und Instagram) pflegt er, „das ist
viel Arbeit, aber wir haben damit auch einen
großen Bekanntheitsgrad erreicht“, sagt er,
„zukünftig möchte ich noch mehr mit Videos
arbeiten, aber auch das ist aufwändig.“ Im
Sommer sei dafür keine Zeit gewesen. Denn
Bratwurst und Grillfleisch hätten sich sehr gut
PROFI-PARTNER
Bandsäge: Kolbe FoodTec
Berufskleidung: Engelbert Strauss
Gewürze: Nubassa Gewürzwerk, Raps
Kassensystem: Bizerba
Kühlfahrzeug: Renault
Reifeschrank: Dry Ager (klein)
Vakuumiertechnik:
Delitech Vacuum Systems
KONZEPT
MEAT HOUSE – DER
REGIONALFLEISCHER – LEEGEBRUCH
Neuland-Fleischerei in ländlicher Lage,
nahe Berlin. Produktion überwiegend als
Zukauf. Kleines, junges Team.
verkauft. „Wir hatten gut zu tun.“ Das war auch
einer der Gründe für die Installation des Web-
shops. Dort können die Kunden vorbestellen,
um die Ware später vor Ort abzuholen. „So können
wir besser planen. Denn vorher kam es oft
vor, dass ich die Bratwurst nicht so schnell nachproduzieren
konnte, wie sie verkauft wurde.“
VERKAUFEN UND VERKOSTEN
Das Mittagsangebot umfasst täglich ein Gericht,
zusätzlich Buletten oder Schnitzel. „Je
nachdem, wie wir es schaffen“, sagt Melvin
Jenson. Täglich werden 20 bis 30 Portionen
gekocht. Die Nachfrage schwankt, an manchen
Tagen ist das Essen bereits um 12:30 Uhr ausverkauft.
Mittagessen gibt es wegen der Pandemie
nur zum Mitnehmen, nicht im Gastraum.
Im Sommer wurde überwiegend Fleisch
nachgefragt, im Herbst wieder deutlich mehr
Wurst. Gefragt nach den besonders beliebten
Produkten, nennt er Hackepeter, Hackfleisch
im Allgemeinen und die selbstgemachten
Salate, außerdem Rouladen, Eisbeinfleisch und
Kotelett. „Eigentlich geht alles gut“, sagt er begeistert.
Und auf den Winter mit guter Wurstnachfrage
und seine Apfel-Zimt-Leberwurst
freut er sich schon besonders. Heike Sievers
www.meathouse.de
ERFOLGSFAKTOREN
Fokus auf Neuland-Qualität beim Fleisch
Frisches und klares Ladenambiente
Ausgeprägte Social-Media-Aktivitäten
Gute Bekanntheit nach nur zwei Jahren
LEEGEBRUCH
FLEISCHER MIT ERFOLG
6/2021 29
/www.meathouse.de