Fotos: Blümel , Rebel Meat
Bestellung 2017 fragte: „Papa, warum ist da so
viel Müll drin?“, war das der Startschuss für ihn,
den Betrieb noch nachhaltiger zu gestalten
und ein #butcherforfuture zu werden. Eine
Hackschnitzelheizung und zwei Blockheizkraftwerke
gab es schon; heute ist das Nahwärmenetz
auf 400 m angewachsen und
liefert Energie für einen ganzen Ortsteil (30
Wohneinheiten, sieben gewerbliche Gebäude,
drei kommunale Einrichtungen).
2019 führten er und seine Frau Barbara als
erste Metzgerei in Bayern das Pfandbox-System
EcoBox ein. Sie sparen so jährlich zwischen
750 und 950 kg Kunststoff ein. Gestartet
mit 200 Boxen, sind heute fast 1.800 im Umlauf.
Damit einher gingen über 5 Mio. Social-
Media-Views auf die EcoBox-Beiträge und somit
eine höhere Bekanntheit. Das führte dazu,
dass mehr Kunden aus der Ferne kommen.
Auch vor einem möglichen Strom-Blackout
muss der Metzgerei nicht bange sein.
KLIMANEUTRALE METZGEREI
Per Video-Call aus Aschaffenburg zugeschaltet
war danach der Fleischermeister, Fleischsommelier
und Dozent der Handwerkskammer
Rhein-Main Fritz Wied. Redegewandt und
authentisch erklärte er in seinem Vortrag
„Der Weg zur klimaneutralen Metzgerei“ mit
Nachdruck, unter anderem Chancen und Möglichkeiten
in Sachen Nachhaltigkeit hinsichtlich
Energiebedarf, Einsparpotenzialen in der
Wurstküche, Vermeidung von Verpackungen
und warnte vor Klimafolgekosten. Er sensibilisierte
die Teilnehmer für kleine Schritte, die
eine große Wirkung entfalten können – doch
man müsse jetzt damit beginnen, damit man
künftig als Metzger nicht in einen Rechtfertigungsnotstand
komme. Denn: Die EU plane
mit der sog. Taxonomie, dass Banken etwa
klimaschädliche Investitionen nicht mehr fördern.
Es gelte betriebliche Prozesse (Produktion,
Verkauf etc.) zu analysieren und Energiesparpotenziale
zu nutzen, z. B. bei Kühlaggregaten,
dem Pressluftsystem, Verpackungen
oder in den Lieferketten und diesbezüglich
auch die Mitarbeiter zu sensibilisieren. Sein
Appell: „Werden Sie CO2-saustark“.
HYBRIDFLEISCH
Ebenfalls via Video-Call
– diesmal aus Österreich
– wandte sich die Mitgründerin
von Rebel
Meat, Dr. Cornelia Habacher,
an die Anwesenden
und hielt ein Plädoyer für
nachhaltigen Fleischkonsum.
Die Molekularbiologin gab einen Einblick
in ihr Unternehmen, dass Hybridfleischprodukte
(50 % Bio-Fleisch, 50 % Gemüse, keine
künstlichen Aromen und Farbstoffe) herstellt
und vermarktet.
Auch die Herausforderungen in der Produktentwicklung
beleuchtete sie. Sie bewertete
die Marktchancen von „Cultured Meat“ ebenso
wie die CO2-Bilanz derartiger Lebensmittel
sowie von Fleisch im Allgemeinen. Auch für
die Anwesenden war dies ein interessanter
Beitrag mit viel Know-how und Hintergrundwissen.
Rebel Meat bietet z. B. Burgerpatties,
Würstchen, Hackfleisch und Nuggets an. Ab
kommendem Jahr sind die Produkte auch
im deutschen Handel erhältlich. Langfristig
soll der „echte“ Bio-Fleischanteil durch Laborfleisch
ersetzt werden.
APPHOLAUTOMAT
Als Repräsentanten der Ausstellerschaft referierten
Anthony Baechle (Fa. Stüwer/Regiomat)
und Katja Hillenbrand (VR Payment)
zum Abschluss von Tag 1 zum Thema „Nachhaltige
Versorgung der Zukunft“. Im Fokus
standen die Verkaufsautomaten der Regiomat-
Serie, ein Klassiker, den auch viele Metzge-
reien nutzen, sowie der neue „AppHolautomat“.
Damit bestellen Kunden via App ihre Waren,
wählen die Abholzeit und vermeiden zudem
Müll. Der Automat verfügt über 48 Fächer auf
1 m². Eine weitere Neuheit ist das Catering-
Konzept und -System C Fresh (Verpflegung
als Vertriebskanal mit nachhaltiger Mehrwegverpackung
für das Fleischerhandwerk) mit
drei Automaten: Cat-I (Speisen), Mic-I (Erhitzung
via Mikrowellen) und Rec-I (Rückgabe
der Mehrwegschalen). Katja Hillenbrand erläuterte
die Vorteile „innovativer Zahlungssys-
teme“: bargeldlose Zahlung, Kundenkarten,
das Genossenschaftsmodell sowie e-Commerce
Lösungen. Zum Abschluss des ersten Tages
genossen alle Streetfood-Spezialitäten von
Martin Ringler von Ringlers Ox Grill Truck.
Der zweite Tag stand im Zeichen der Themen
Digitales Metzger-Marketing, Storytelling,
Social Media sowie dem Motto „Metzgerhandwerk
4.0“.
„DIGITALER SCHLACHTPLAN“
Seit 25 Jahren im digitalen
Business und als
Coach für Fleischereien
(z. B. Fleischerei Bechtel,
Zella) unterwegs, gab
Sven Giebler (heute: Digitalberatung.
de, zuvor:
u. a. COO Chefkoch.de,
Biofleischkontor.de etc.) den Teilnehmern digitale
Instrumente und Möglichkeiten eines
„Digitalen Schlachtplans für ein effektives
Metzger-Marketing“ an die Hand.
Dieser umfasst neben YouTube, Facebook
und Instagram auch eine Präsenz mit einem
Google My Business-Profil (www.google.de/
business), das bisher nur ein Bruchteil aller
deutschen Metzger nutzen, obwohl der Aufwand
doch eher gering ist. Neun von zehn
Deutschen suchen regelmäßig vor Ort nach
lokalen Informationen. Und: 18 % lokaler
Suchen von Menschen führen noch am gleichen
Tag zum Kauf. Ziel sollte ein gutes Ranking
für lokale und organische Treffer bei
MEAT & GREET 2021
14 6/2021
/Chefkoch.de
/Biofleischkontor.de
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