Foto: Theimer
MEHRWEGSYSTEME
E inwegkunststoffrichtlinie
heißt das Ganze im EU-Jargon.
Doch dabei handelt es sich
um eine Angebotspflicht für Mehr-wegsysteme.
Einwegverpackungen
dürfen zwar weiterhin an die Kun-
den oder Gäste ausgegeben wer-den,
doch bei täglich 770 t Verpa-ckungsmüll
durch diese für Essen
to-go laut Bundesregierung und
steigenden Energiekosten, sollte die
Entscheidung für ein Mehrwegsys-tem
nicht allzu schwer fallen.
Diese Pflicht ist bindend für Gastro-nomen,
da aber auch Fleischereien
Speisen to-go anbieten, auch hier
relevant. Ausnahmeregelungen-gibt
es für kleinere Betriebe mit
weniger als fünf Beschäftigten und
einer Verkaufsfläche von höchs-tens
80 m². In diesem Kontext
entstanden seit 2016 eine Reihe
von Mehrwegsystemen mit Rück-gabemöglichkeit
(Recup/Rebowl,
Relevo, Vytal, ReCircle, FairBox,
etc.), die eine Alternative zu Ein-wegverpackungen
sind und hel-
fen können Kosten zu sparen.
METZGEREI HEIMANN,
GRAFING
Die Grillseminare mit Metzger-
meister und Fleischsommelier Pe-ter
Heimann jun. in der Filiale in
Glonn im Landkreis Ebersberg sind
sehr beliebt. Irgendwann 2021
sprach einer der Teilnehmer das
Thema Mehrwegsysteme an und
dann ging es ganz schnell. „Er
kannte das System von Recup/
Rebowl, auch wir kannten einige
Interessenten aus dem Umkreis, ein
Video-Meeting mit rund 20 Leuten
folgte und seit gut einem Jahr sind
die Schalen bei uns im Einsatz“, be-richtet
er. Hier, im Hauptgeschäft in
Grafing und der Filiale in Kirchseeon
– mehrheitlich für die täglich wech-selnden
Mittagsgerichte aus den
Heißen Theken, die in der großen
Küche in Glonn zubereitet werden.
Etwa 120 Essen plus Imbissklassi-ker
sind es täglich je Filiale – hier
gibt es außen auch einen groß-zügigen
Sitzbereich. „250 Schalen
sind etwa im Umlauf, weitere 100
bestellt. Nach unserem Laden-umbau
2021 und 2022 mit der
neuen Heißen Theke, kam das Sys-tem
so richtig bei den Kunden an
und wurde noch mehr nachgefragt“,
ergänzt seine Schwester Magdalena
Heimann (li.), Hotelfachfrau, Ver-kaufsleiterin
und Bayerische Weiß-wurstkönigin
2018/2019.
Im Einsatz sind die Rebowl-Scha-len
(1.100 ml) und das neue, ge-teilte
Pendant mit Trennsteg und
zwei Kammern (590 + 320 ml)
aus zu 100 % recyclebarem Poly-propylen
(PP) mit transparentem
Deckel – auslaufsicher, hitzebestän-
dig bis zu 85°C, BPA- und schad-stofffrei.
„Egal ob Gnocchi mit
Tomaten und Mozzarella überba-cken
und gemischtem Salat, ge-füllte
Paprikaschote mit Beilagen
oder Schaschlikpfanne mit Reis, die
Kunden bezahlen einmal Pfand,
nehmen ihr Essen mit und wär-men
es wenn nötig in der Mikro-
welle auf“, sagt sie.
Gespült werden die Schalen im
Partnerbetrieb. Diese leihen die
Schalen über das Recup-Partner-portal
online. Abgenutzte Scha-len
ersetzt das Unternehmen und
kümmert sich um das Recycling.
„Das Pfand ist ein durchlaufen-der
Posten. Es entstehen keine
weiteren Kosten außer der monat-lichen
Systemgebühr. Wir haben
so viel Geld für Einwegmaterial
und die Entsorgung gespart“,
ergänzt Peter Heimann. Zudem
halte das dickwandige Mate-
rial die Speisen länger warm als im
Einwegsystem, sagt er.
Der Kunde zahlt 5 Euro Pfand,
die er bei Rückgabe zurückbe-kommt,
die Monatspauschale für
den Betrieb liegt zwischen 25 und
45 Euro. Das sei leistbar. Hier ist
keine App oder Online-Registrie-rung
durch den Kunden nötig.
Recup/Rebowl beziffert die Anzahl
der eingesparten Einwegschalen
auf 7.800 pro Jahr. „Doch alles ist
ein Prozess, man kann die Kunden
aber auch ein bissl lenken und
gemeinsam etwas für die Umwelt
MIT UND OHNE PFAND
Ab Januar 2023 müssen laut EU-weit geltender Mehrwegangebotspflicht
Betriebe, die Speisen to-go ausgeben oder liefern diese alternativ in
Mehrwegsystemen anbieten. Zwei Beispiele von Metzgereien aus dem
Münchner Umland zeigen wie es gehen kann.
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