Foto: Shop-IQ
Digital im Ländle
„Keep it simple“ – so einfach wie banal lautet das Motto in Sachen Digitalisierung bei der Albmetzgerei
Failenschmid. Das gilt auch im Kombi-Laden „H-Albzeit“ direkt an der A8 bei Merklingen.
Ludwig Failenschmid kommt „vo d‘r Alb ra“. Er spricht unverkenn-bar
Dialekt und versteht sein Metzgerhandwerk so gut, dass sich
aus der ganzen Region Stuttgart Kunden bis zu eineinhalb Stun-den
ins Auto setzen, um „d‘ Alb nuff“ zu fahren, einen Parkplatz im Ort
zu suchen und geduldig zu warten, bis sie in den Verkaufsraum ins
Stammhaus Gächingen hineingelassen werden. Im Zugangs- und Warte-
bereich zum Laden und zum Landgasthof Hirsch empfängt ein gro-ßes
Display von Shop-IQ die Kunden. Doch beim Albmetzger ist die
Digitalisierung schon viel weiter. Die Metzgerei ist an drei Standorten
auf der Schwäbischen Alb vertreten, zudem in den Markthallen Reut-lingen
und Stuttgart sowie in der „H-Albzeit“ mit der Bäckerei „Becka-
Beck“ an der A8 Stuttgart – München. Ludwig Failenschmid redet
Klartext, schätzt klare Strukturen und für sich die Einfachheit eines
Handys mit Tasteneingabe. Anders kann er die Metzgerei und nebenbei
einen Landgasthof mit Catering für Veranstaltungen nicht managen.
FRÜHZEITIG GEHANDELT
Die Komplexität von sechs Standorten, unterschiedlichen Preisniveaus
und dem Mangel an Fachpersonal im Verkauf begegnet er mit einem
Online-Shop und einer Schritt für Schritt eingeführten Digitalisierung.
Mit Marc Swoboda hat er seit Frühjahr 2020 einen Assistenten der
Geschäftsführung, der Know-how aus früheren Tätigkeiten bei einem
Kassen- und Waagenhersteller sowie dem Lebensmitteleinzelhandel
mitbringt. Ein „G‘scheitle“, wie die Leute auf der Alb sagen – noch dazu
mit Praxiserfahrung. Der erlebte, wie beim ersten Lockdown im Frühjahr
2020 die Bestellungen im Web-Shop förmlich explodiert sind.
Als viele Kollegen über einen Online-Shop nachdachten, hatte Lud-wig
Failenschmid schon seit vier Jahren einen. Mit der Eröffnung des
imageträchtigen Standortes in der Stuttgarter Markthalle investierte die
Metzgerei in ein professionelles Branding und den Web-Shop, der auch
die kaufkräftige Kundschaft im Stuttgarter Kessel und aus dem Speck-gürtel
im Umland anspricht. Die Verarbeitung der Albbüffel und der mit
Alblinsen gefütterten Schweine haben die Metzgerei überregional
bekannt gemacht. „G‘schadet hot‘s net“, bekennt er knitz (schwäbisch:
raffiniert, gewitzt, schlau), – auch nicht die Auszeichnung von „Der
Feinschmecker“ zum besten Metzger im „Ländle“ 2019/2020.
Seither kommen wöchentlich Anfragen zu neuen Standorten, im
April 2021 eröffnete er in der „H-Albzeit“ einen weiteren, der die Digi-
GÄCHINGEN
24 5/2022 FLEISCHER MIT ERFOLG