Fotos: Braumiller-Hof
JUNGE MACHERIN
Die Metzgermeisterin Sophie Braumiller (20) kümmert sich auf dem Hof
ihrer Familie nicht nur um Produktion und Verkauf des Fleisches aus eigener
Aufzucht – sie setzt auch besondere Projekte um.
Fährt man zum Braumiller Hof in Alling im
Landkreis Fürstenfeldbruck, begrüßen
einen schon kurz bevor man sein Ziel
erreicht, weiße Charolais-Rinder und ihre
Kälber auf saftigen Weiden. Die französische
Rinderrasse, die für ihr fein marmoriertes
Fleisch bekannt ist, ist das Markenzeichen des
Betriebs mit Direktvermarktung.
Die Metzgermeisterin der Familie ist Sophie.
Für sie war schon früh klar, dass sie Metzgerin
werden will und ihr großer Bruder in die Land-wirtschaft
geht. Vater Rudolf ist für die Tiere
und die Metzgerei zuständig, Mutter Christine
kümmert sich um das Büro und hilft beim Ver-kauf.
Sophie Braumiller besuchte zunächst die
Realschule im Hauswirtschaftszweig. Nach dem
Abschluss absolvierte sie ihre zweieinhalbjäh-rige
Fleischer-Ausbildung bei Werner Braun
in Wiedenzhausen. Als eine von zwei Innungs-besten
schloss sie diese ab. Ohne lange zu warten,
legte sie danach ihre Meisterprüfung an der
Fleischerschule Augsburg ab – und wurde mit
dem Bayerischen Staatspreis geehrt.
CUTS AUS SÜDAMERIKA
„Montags werden die Schweine geschlachtet
und Kochwurst, Presssack usw. hergestellt, am
Dienstag wird zerlegt und am Mittwoch Wurst
gemacht“, erzählt die junge Frau. Donners-tag,
Freitag und Samstag findet der Verkauf
in der Hofmetzgerei statt. Mittwochs werden
die Charolais-Rinder geschlachtet. Für bessere
Qualität werden zur Fleischverarbeitung nur
NACHWUCHS
Ochsen und Färsen verwendet. „Nach dem
Kalben sind die Kühe magerer und die Fa-sern
gröber, das Fleisch ist dann nicht mehr
so zart“, erklärt sie. „Wir betreiben Mutterkuh-haltung
auf der Weide. Die Kälber wachsen
ein Jahr lang mit ihrer Mutter dort auf. Danach
kommen sie in Strohhaltung in einen Stall in
offener Bauweise mit viel Licht und Frischluft
und sind nach rund 18 Monaten schlacht-reif.“
Um das ganze Tier zu verwerten, wendet
die Familie seit 20 Jahren südamerikanische
Cuts an, die Vater Rudolf auf Reisen nach
Südamerika erlernte.
Eine artgerechte Tierhaltung ist der Familie am
wichtigsten. Das Futter produziert sie überwie-gend
selbst. Die Felder und Wiesen in direkter
Umgebung des Hofes werden naturschonend
bewirtschaftet. Schon beim Aussortieren aus
der Herde wird darauf geachtet, dass das mög-lichst
stressfrei vonstatten geht. Sophie betont,
dass Geduld das A und O beim Verladen der
Tiere ist. Die Transportwege zum Schlachthof
sind kurz: Die Rinder kommen nach Fürsten-feldbruck
(Fahrtweg: ca. 10 Min.), die Schweine
sind in rund 20 Min. in München.
Etwa 50 % der Ferkel bezieht die Familie von
einem Bio-Bauern. Einmal im Jahr gibt es die
sogenannte Eichelschwein-Aktion. Auf die Idee
kam die bei einer Bekannten, die einen großen
Garten mit Eichelbäumen hat. Die Braumillers
machten daraus eine Kundenaktion: Sie animier-
ten Leute, Eicheln zu sammeln. Als Entlohnung
erhalten die Sammler je Kilo Eicheln einen Gut-schein
von 50 ct auf die Eichelschwein-Produkte.
„Eine Kundin sammelte saogar 600 kg, schmun-zelt
Sophie. 2019 wurden 3 t gesammelt und
verfüttert. Und die Zukunft? Die 20-Jährige
plant ein größeres Salamisortiment. Beruflich
strebt sie nun ihren Betriebswirt an. kal
www.braumiller-hof.de
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