TOP-THEMA • GRILLEN
um in dieser Zeit erfolgreich sein zu können,
ist es notwendig, die Trends zu kennen und
zu bedienen. So hat man bei Luise Händlmaier
festgestellt, dass der Anspruch der überwiegend
männlichen Zielgruppe hin zum
BBQ-Lifestyle auch in der Auswahl der Grillsaucen
erkennbar ist und mit entsprechenden
BBQ-Saucen reagiert, berichtet Vertriebsleiter
Robert Augustin.
Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing
von Wiesenhof, geht davon aus, dass Regionalität,
Tierwohl und Nachhaltigkeit weiterhin
an Fahrt gewinnen werden. Ein weiterer
Mega-Trend im Bereich „Grillen“ wird „der
steigende Wunsch nach außergewöhnlichem
und neuartigen Fleisch-Produkten“ sein,
glaubt er. Bei Metten hat man das Thema „Regionalität“
als anhaltenden Trend beim Grillen
ausgemacht. Der Erfolg der „Dicke Sauerländer“
Rostbratwurst, als größte Marke aus
Nordrhein-Westfalen entgegen dem Markttrend
zu wachsen, könne durchaus als deutliches
Zeichen für die Beliebtheit regionaler
Produkte gewertet werden, erklären die
Finnentroper. So konnte die „Dicke Sauerländer“
Rostbratwurst im vergangenen Jahr um
16 Prozent zulegen, während der Bratwurstmarkt
um zwölf Prozent im Vergleich zum
Vorjahr eingebrochen ist.
Konkurrenz für die Wurst
Bastian Beie, Geschäftsführer Block Handels
GmbH, hat festgestellt, dass „Markenartikel,
die für eine hohe Fleischqualität, regionale
und nachhaltige Erzeugnisse stehen, bevorzugt
gekauft werden“. Dementsprechend
habe man im letzten Jahr ein deutliches Umsatzwachstum
in allen Warengruppen, insbesondere
bei Burgern, Broten und Saucen,
verzeichnet. „Bewusst einkaufen und essen“
sind für ihn die aktuellen Trends 2022. In das
gleiche Horn bläst Elena Feige. „Wir spüren
generell ein wachsendes Interesse der Konsumenten,
sich mit Ernährung, qualitativ
hochwertigen Lebensmitteln und Genuss aktiv
auseinanderzusetzen. Kochen, Essen und
Genießen werden immer mehr Ausdruck
von individuellem Lebensstil“, sagt sie. Grillen
würde immer mehr zum Lifestyle; dabei
dürfe es auch gerne ausgefallener zugehen,
erklärt die Kommunikationsleiterin der
Fuchs-Gruppe. Auch Nina Remagen, kommt
zu dem Ergebnis, dass „mehr denn je auch
beim Grillen Individualität, Erlebnis- und Genussorientierung
gefragt“ sind.
Nach den Erfahrungen des Gewürzspezialisten
Raps ist der Verbraucher „experimentierfreudig“.
Außergewöhnliche und gleichzeitig
authentische Geschmackserlebnisse
Foto: Popp
Auch das Angebot der sogenannten Grillbegleiter – von Gewürzen über Saucen bis zu Salaten unterschiedlicher
Provenienz – wächst kontinuierlich.
seien gefragt. Und nach Wahrnehmung von
Henrik Jäger, Marketingleiter bei Feinkost
Dittmann, sind die Themen „Schärfe“ und
„authentische kulinarische Erlebnisse aus
anderen Ländern“ für die Endverbraucher
besonders relevant. So ist eine große Vielfalt
in der BBQ-Szene entstanden, die sich im –
von Meike Beck vom gleichnamigen Gewürzhersteller
konstatierten – Trend zu verschiedenen
und außergewöhnlichen Fleisch-,
Fisch- und Gemüsesorten sowie neuen Geschmacksrichtungen
ausdrückt.
Auch bei den Beilagen gibt es ein gesteigertes
Interesse, über die bewährten klassischen
Erzeugnisse hinaus Neues auszuprobieren
und andere Produktwelten zu entdecken. Das
gelte insbesondere für „moderne Gemüsesalate
mit raffinierten Trendzutaten oder exotische
Rezepturen, die aktuellen Foodtrends
folgen“, hat man bei Grossmann Feinkost beobachtet.
„In diesem Jahr werden die Menschen
vor allem das gemeinsame Grillen als
Event zelebrieren wollen“, prognostiziert das
Reinbeker Unternehmen.
Michael Ziegler geht davon aus, dass die
Wurst noch mehr Konkurrenz auf dem Rost
bekommt. „Gemüse, Fisch, Käse, vegetarische
und vegane Alternativen sind stark auf
dem Vormarsch“, sagt der Geschäftsführer
von Grillido und spricht damit eine bedeutende
Entwicklung an. Der Verbraucherwunsch,
weniger Fleisch zu konsumieren,
nimmt weiter zu – und macht sich natürlich
auch beim Grillen bemerkbar. In Deutschland
fiel beispielsweise der Schweinefleisch-
Konsum 2021 deutlich und weil Schweinefleisch
einen besonders hohen Anteil am
Grillmarkt ausmacht, ist mit weiteren Einbußen
zu rechnen. Neben der wachsenden Zahl
der Flexitarier, die zumindest manchmal bewusst
auf Fleisch verzichten, steigt auch der
Anteile der Vegetarier kontinuierlich.
Jüngere treiben den Trend
Vegetarische und vegane Grill-Alternativen
aus dem Kühlregal erfreuten sich einer wachsenden
Beliebtheit, berichtet Rügenwalder.
„Vor allem für Verbraucher, die Lust auf Bratwurst
oder Cevapcici haben, aber dauerhaft
oder hin und wieder eine Alternative zu klassischen
Wurst- oder Fleischprodukte suchen“,
bietet der Marktführer attraktive Erzeugnisse.
Dass das Geschäft pflanzenba-
sierter Ernährung glüht und auch im Würzsaucenmarkt
zündet, bestätigt Kühne. Und
Ulrich Strünck, Prokurist von Vivera, sieht
„eine steigende Ausgewogenheit zwischen
klassischen Produkten und veganen Trend-
Produkten.“ „Die Nachfrage nach pflanzlichen
Alternativen hat in den letzten Jahren
an Zugkraft gewonnen. Dabei sind es vor allem
jüngere Verbraucher, die den Trend vorantreiben“,
sagt Heike Miéville-Müller. Entsprechend
positiv sieht die Business Unit
Managerin bei Garden Gourmet der kommenden
Grillsaison entgegen.
24 4/2022 Fleisch-Marketing