Unternehmen & Konzepte
Frische mit
eigenem Strom
Colruyt, ein kleines Familien-
unternehmen aus Belgien, ist zu
einer vielseitigen Firmenfamilie
herangewachsen: der Colruyt
Group. Mit der jüngsten Erwei-
terung entstand nach eigenen
Angaben die „Produktionsstätte
der Zukunft für Fleisch-Feinkost“.
Wer den Weg zum Zerlege- und
Produktionsbetrieb für Fleischwaren
der Firma Colruyt sucht,
hat es – zumindest tagsüber – leicht: Einfach
in Richtung Windrad fahren. Das steht
unmittelbar in der Nähe des Eingangs und
ist von weitem sichtbar. Vorausschauende
Planung und der langjährige Fokus auf
Nachhaltigkeit sorgen für eine fast komplett
autarke Energieversorgung, die auch
dann nicht zusammenbricht, wenn einmal
Flaute herrscht. Im Gegensatz zur – ebenfalls
eingesetzten – Photovoltaik kann auch
nachts aus der natürlichen Energiequelle
geschöpft werden. Inzwischen wurden
4500 Quadratmeter Sonnenkollektoren auf
dem Dach der Produktionshallen installiert.
Kontinuierliche Anpassungen
„Wir denken langfristig“, lautet die Devise
des Unternehmens, das sich aus einer Bäckerei
zu einem der bedeutendsten Lebensmittelhersteller
in Belgien entwickelt hat.
Stetige Anpassungen an die Anforderungen
der Verbraucher führten zu einer umfassenden
Produktion und einer Großhandels-
Sparte. Ein kontinuierlicher Anpassungsprozess
charakterisiert das Wachstum des
Unternehmens. Von 1900 bis 1930 dominierte
die Bäckerei, der Großhandel kam
hinzu, ab 1955 bis 1997 spielte der Discount
Blick in die Produktion der belgischen Colruyt-Gruppe, deren Programm mittlerweile den kompletten
Prozess vom Acker bis zum Teller umfasst.
eine Hauptrolle und wurde von der
heute bestehenden Einzelhandelsgruppe
abgelöst.
Seit 1950 werden Fleisch- und Wurstwaren
hergestellt. Geschlachtet und verarbeitet
werden ausschließlich Rinder
der Rasse Belgisch Blue. Verarbeitet werden
11.000 Bullen, 6500 Kälber sowie
450.000 Schweine. Das erzeugte und verarbeitete
Geflügel (rund drei Millionen
Hühner pro Jahr) wird auch in Frankreich
vermarktet. Insgesamt 950 Mitarbeiter
sind in der Produktion beschäftigt, in der
kompletten Gruppe sind es rund 30.000
Mitarbeiter. Die Zahlen sprechen für sich:
Das Umsatzziel für das laufende Jahr wird
auf 10 Milliarden Euro beziffert, rund 400
Millionen davon fließen in die geplanten
Investitionen. Weiterhin verlassen aus
den Lebensmittelwerken der Gruppe täglich
70 Tonnen Käse und 15 Typen Brot
die Produktionsstätten.
Mit der jüngsten Erweiterung entstand
nach eigenen Angaben die „Produktionsstätte
der Zukunft für Fleisch-Feinkost“.
Einbezogen sind inzwischen neben den
Futtermittelherstellern auch die Tiermast
und die Veredelung bis zur Ladentheke. Dabei
wurden Partnerschaften eingegangen,
die einen reibungslosen Ablauf der Lebensmittelgewinnung
gewähren sollen. Ein fairer
Milchpreis spielt hier ebenso eine Rolle
wie die Erzeugung von Kalbfleisch und von
Bio-Schweinen, deren Aufzucht zu einhundert
Prozent in Belgien stattfindet.
Bio neu im Programm
Groß geschrieben wird auch der Aspekt
des Tierwohls. So werden die Ferkel ohne
physischen Eingriff kastriert, sämtliche
verwendeten Eier stammen von frei laufenden
Hühnern, der Einsatz von Antibiotika
wurde erheblich eingeschränkt. Die
Kaninchen stammen aus käfigfreier Haltung.
Alle Schlachthöfe werden jährlich
von einem unabhängigen Institut in Form
eines Audits überprüft, neu im Programm
ist eine Biofleisch-Schweinemast.
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