Unternehmen & Konzepte
Umsatzrückgang
bei Tönnies-Gruppe
Der Umsatz des Fleischgiganten
Tönnies hat sich um 12 Prozent
auf rund 6,2 Milliarden Euro
reduziert. Trotzdem konnte die
Unternehmensgruppe nach
eigenen Angaben „ein qualitatives
Wachstum sowie wachsende
Marktanteile“ verzeichnen. Um
für die Zukunft gewappnet zu sein,
will das Rheda-Wiedenbrücker
Familienunternehmen den Transformationsprozess
der gesamten
Kette weiter vorantreiben.
Wie die gesamte Fleisch- und
Wurstbranche hatte Tönnies
2021 mit schwierigen Marktbedingungen
zu kämpfen. So sank der
Umsatz der Unternehmensgruppe von
7,05 Milliarden Euro im Vorjahr auf rund
6,2 Milliarden. Dies sei vor allem auf
durchgängig niedrige Erzeugerpreise und
stark gesunkene Tierzahlen in Deutschland
zurückzuführen, hieß es aus der Unternehmenszentrale.
Die Branche sei
2021 zudem geprägt von Corona und der
Afrikanischen Schweinepest gewesen.
Durch die Pandemie seien gastronomische
Betriebe wochenlang geschlossen
oder nur eingeschränkt geöffnet sowie
Großhandelsunternehmen massiv betroffen
gewesen. Zudem blieben Fußballstadien
leer, große Familienfeiern und Hochzeiten
fielen aus, so dass der Fleisch-
und Wurstverzehr zurückgegangen sei,
schreibt das Unternehmen.
Clemens Tönnies und sein Sohn Max blicken trotz eines „bewegten Jahres“ optimistisch in die Zukunft
der Unternehmensgruppe.
„Das Jahr 2021 war für uns nicht zufrie-
denstellend“, erklärte der Geschäftsführende
Gesellschafter Clemens Tönnies. Trotz des
schwierigen Jahres habe sich das Familienunternehmen
aber behaupten und Marktanteile
hinzugewinnen können, führte er aus. „Und
wir sind absolut überzeugt, dass wir mit dem
eingeleiteten Transformationsprozess und
dem qualitativen Wachstum hin zu mehr Tieren
aus höheren Haltungsformen die Weichenstellungen
für eine Trendumkehr eingeleitet
haben“ sagte er und wies darauf hin,
dass bereits rund 50 Prozent aller Tiere bei
Tönnies dank ausgebauter Tierwohlprogramme
aus übergesetzlichen Haltungsformen
stammen.
Zu den Weichenstellungen für die Zukunft
gehört aber auch das Ende der Werkverträge
in der Fleischindustrie seit dem 1. Januar
2021. „Wir weinen dem Werkvertrag keine
Träne nach. Als Branche haben wir zu lange
daran festgehalten. Das war sicherlich ein
Fehler. Wir als Marktführer hätten den Wandel
früher vorantreiben müssen“, erklärte
Clemens Tönnies selbstkritisch.
Fortgesetzt wird auch der eingeschlagene
Weg der Nachhaltigkeitsagenda „t30“. „Wir
wollen nachhaltig Lebensmittel produzieren
und die bäuerliche Landwirtschaft in
Deutschland stärken“, erläutert Dr. Gereon
Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement
und Nachhaltigkeit, die Strategie. Um wirtschaftlich
erfolgreich zu agieren, seien Nachhaltigkeit
und Umweltschutz für die Unternehmensgruppe
unabdingbar. So investierte
Tönnies im vergangenen Jahr trotz der
schwierigen Marktlage einen dreistelligen
Millionenbetrag in Nachhaltigkeit und Automatisierung.
„Effizienz und Nachhaltigkeit
stehen in keinem Widerspruch. Es ist unsere
Aufgabe, die Versorgungssicherheit mit Tierschutz,
Umweltschutz, sozialer Verantwortung
und einem für die gesamte Kette fairen
Preis in Einklang zu bringen“, betonte Dr.
Schulze Althoff.
Insgesamt blickt die Unternehmensführung
optimistisch in die Zukunft. Ein großer
Vorteil ist die Vielschichtigkeit der Gruppe.
Denn Tönnies ist nicht mehr nur Schlacht-
und Zerlegebetrieb, sondern sieht sich als
Lebensmittelproduzent. Neben Fleisch und
Wurst produziert das Familienunternehmen
Saucen, Suppen und auch vegetarische und
vegane Produkte.
44 6/2022 Fleisch-Marketing