SERVICE & BEDIENUNG
und es sich dort gemütlich machen – beispielsweise in dem Bereich
mit Rotlicht, dem Kettenball und den Schrubberwalzen.
Geschlachtet werden die Tiere, die einen Monat älter werden als in
der Intensiv-Mast, bei Brand Qualitätsfleisch in Lohne. Zerlegt und
verwurstet werden sie bei Kalieber in Lastrup und unter der Marke
Glücksatt verkauft. Im Vorfeld der Einführung bei Edeka Cramer gab
es eine intensive Schulung durch die Geschäftsführerin von Kalieber
Sarah Dhem, die auch als Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen
Wurst- und Schinkenproduzenten bekannt ist. Gabriele Mörixmann
hatte nicht nur Filme aus ihrem Betrieb mitgebracht, sondern
berichtete aus erster Hand von der besonderen Aufzucht der Aktivstall
Schweine. Sie wies auch darauf hin, dass die Aktivstall-Tiere
und Schweinefleischprodukte mit der Marke Glücksatt in Haltungsform
vier „Premium“ gelabelt sind.
Die Einführung wurde mit Handzetteln, Sonderflyern und Verkostungen
unterstützt. Die örtliche Presse berichtete und auch über regionale
Fernseh-Sendungen bekam das Thema „Tierwohl.TV“ große
Aufmerksamkeit. Manchen Kunden musste man allerdings den Sinn
der Bewegbilder hinter dem Tresen erklären.
Deutliche Abverkaufserfolge geben dem Konzept recht. Sebastian
Cramer räumt jedoch ein, dass nach einiger Zeit ein Abnutzungseffekt
einsetzt, da die Bilder sich immer wieder gleichen. Nun macht man
sich Gedanken, wie man für Abwechslung auf den Bildschirmen sorgt.
Tierwohl.TV gibt es auch bei Homberg & Budnik im Rewe Homberg
in Dortmund. Der liefernde Landwirt für die Strohschweine mit Auslauf
ist die Landwirtfamilie Gödde aus Balve. Auf dem Hof sind zwei
Kameras – im Stall und im Außenbereich – installiert, die Live-Bilder
auf die Laden-Bildschirme hinter die Fleischtheke liefern. Der verantwortliche
Abteilungsleiter Raimund Nikisch ist von dem Konzept, das
auf völlige Transparenz setzt, überzeugt. Der Metzgermeister und
Fleischsommelier berichtet von wachsenden Umsätzen, die er allerdings
auch auf die Regionalität des Konzeptes zurückführt.
Um die Tiere komplett zu vermarkten ist man eine Kooperation mit
der Metzgerei E.F. Geiger in Lüdenscheid eingegangen, wohin die wöchentlich
25 Schweine in Hälften geliefert werden. Bei Geiger werden
die Tiere nach den Wünschen von Nikisch zerlegt und als Teilstücke
geliefert. Aktuell vermarktet der Rewe-Markt Homberg in seiner Theke
unter der Bezeichnung Strohschwein ausschließlich Ware, die
ständig im Tierwohl.TV zu sehen ist. Und laut Nikisch sind seine Kunden
bereit, für die Strohschwein-Ware mehr Geld auszugeben. Einen
Einer der Pioniere
der Live-Bilder im
Thekenbereich ist
Rewe-Richrath.
Eindruck kann man sich unter
https://youtu.be/PYtIJXetBzc
verschaffen.
Eine Ausnahme bilden die
Schweinefleisch-Angebote des
Fleischwerks der Rewe Dortmund.
Diese Ware wird mit den
Werbepreisen konventionell angeboten,
da man die Strohschweinprodukte
nicht zu diesen
Kursen anbieten kann und
will. Zustimmung für die bewegten
Bilder im Hintergrund bekommt
Rewe Homberg auch von
den Kindern der Kundschaft. Sie
verstehen, dass die Schnitzel
vorher ein Ferkel, dann ein
Schwein waren und später geschlachtet
wurden. So sind die
offene Struktur und Transparenz
in bewegten Bildern eine hervorragende
Möglichkeit, um das
Vertrauen der Kundschaft zu gewinnen.
Der Autor
Michael Keller ist Fleischermeister,
Jäger und selbstständiger Fachberater
für französischen Käse, Rindfleisch,
Geflügel und Wein. Der Fachdozent
für Geflügel und Wild, der sich
seit 2017 zertifizierter Fleischsommelier
nennen darf, ist überdies
Teambetreuer des National Teams
Metzger „The German Wolf Pack“
und Jury-Präsident beim Kreativ-
Award-Wettbewerb von Fleisch-
Marketing. www.keller-promotion.de
6/2022 Fleisch-Marketing 39