FLEISCHLOSE ALTERNATIVEN • TOP-THEMA
dukte sollte der von Fleisch möglichst nahe
kommen. Weitere Kriterien sind eine kurze
Zutatenliste und der möglichst komplette
Verzicht auf Zusatzstoffe. Und schließlich
spielen Regionalität und kurze Transportwege
für die Rohstoffe bei der Kaufentscheidung
in dieser Zielgruppe eine große Rolle.
Darauf hat auch der Marktführer Rügenwalder
Mühle reagiert. Denn seit März 2022
enthält das Vegane Mühlen Hack ausschließlich
Soja aus Deutschland. Nachdem das Familienunternehmen
2020 begann, Soja in
Deutschland anzubauen, wurden die Anbauflächen
jährlich verdoppelt, so dass nun der
nächste Schritt gegangen werden konnte. „So
sind wir näher an unseren Lieferanten und
Erzeugern und schaffen gleichzeitig einen
Vorteil für die Umwelt: Kürzere Transportwege
sparen CO2-Emissionen und verbessern
die Nachhaltigkeit unserer Produkte.
Eine Win-Win-Situation für alle“, erklärt
Claudia Hauschild, Leiterin der Unternehmenskommunikation
und Nachhaltigkeitsmanagement.
Soziokulturelle Faktoren
Bislang bezogen die Bad Zwischenahner einen
Großteil der Proteine aus der Donau-
region. Die Umstellung erwies sich als nicht
einfach, denn Anbauregion, Sorte, Bodenqualität,
Klima und Verarbeitung beeinflussen
die Sojabohnen und die darin enthaltenen
Proteine. Deshalb ließ sich die Zutat nicht einfach
eins zu eins austauschen. So musste das
Forschung- und Entwicklungsteam viel Zeit
und Arbeit investieren, bevor das Soja eingesetzt
werden konnte. Nun ist geplant, das
deutsche Soja auch in weiteren Produkten
zu verwenden.
Neben den Inhaltsstoffen spielen auch soziokulturelle
Faktoren eine Rolle. Die Akzeptanz
von Veggie-Produkten ist beispielsweise
im urbanen Umfeld größer als im ländlichen
Bereich. Dass aber selbst in einer Stadt wie
Düsseldorf dem Veggie-Angebot Grenzen gesetzt
sind, musste das Familienunternehmen
Zurheide in seinem in unmittelbarer Nähe
zur Flaniermeile Königsallee gelegenen Supermarkt
erkennen: Das ursprünglich zum
reichhaltigen Gastronomie-Angebot gehörende
Veggie-Restaurant „Phytagoras“ konnte
sich nicht durchsetzen. „Es gibt mehrere
Gründe warum unser ehemaliges Restaurant
Phytagoras, das wir als Selbstbedienungskonzept
entwickelt hatten, so nicht mehr
existiert. Damals sind wir davon ausgegangen,
dass wir in Düsseldorf eine Vielzahl an
Kunden mit unserem Konzept ansprechen
werden, die rein vegetarisch essen gehen
Foto: Like Meat
Mittlerweile gibt es zu sehr vielen Fleischwaren pflanzenbasierte Alternativen. Dabei kommen zahlreiche
unterschiedliche Rohstoffe zum Einsatz.
möchten. 90 Sitzplätze waren da einfach zu
viel“, erklärt Rüdiger Zurheide. Man habe sich
zwar auf einem guten Weg befunden, aber als
Corona kam, hätte man sich die Frage stellen
müssen, ob man zukünftig überhaupt noch
ein Buffet-Restaurant führen kann. Daher
habe man ein neues Konzept entwickelt, berichtet
er. „Nun haben wir ein wunderschönes,
italienisches Restaurantkonzept, das neben
Fleisch- und Fischspezialitäten auch
einige vegetarische Alternativen bietet und
so alle Kunden abholt“, sagt Zurheide.
Erbsen an der Spitze
Fleischerzeugnisse bestimmen zwar immer noch das Grillgeschehen in Deutschland, aber
Ersatzprodukte wie vegetarische oder vegane Bratwürste gewinnen weiter an Akzeptanz,
wie eine Studie des crowd-basierten Marktforschungsunternehmens Pospulse aus Berlin
zeigt. Bei der Umfrage gaben zwar fast 85 Prozent an, dass Fleisch für sie auf den Rost
gehört, aber rund 20 Prozent sprachen sich für die Alternativen aus. Als Hauptgrund für
die Wahl der vegetarischen oder veganen Erzeugnisse wurde von fast 75 Prozent „kein
Tierleid“ angegeben. Die geringeren Folgen für die Umwelt und Gesundheitsaspekte waren
für rund 60 Prozent entscheidende Argumente. Fast 50 Prozent gaben an, dass ihnen die
Produkte besser schmecken. Die Preise für die Ersatzprodukte nannten 36 Prozent angemessen,
während 63 Prozent sie als zu teuer einstuften. Interessant waren auch die Antworten
auf die Frage, welche Basis man für die veganen Grillerzeugnisse bevorzuge: An der
Spitze lag die Erbse mit fast 58 Prozent.
6/2022 Fleisch-Marketing 25