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TOP-THEMA • FLEISCHLOSE ALTERNATIVEN
Der Markt mit den vegetarischen oder veganen
Alternativen zu Wurst wächst rasant – auch weil
die Produkte sich in Geschmack und Optik weiterentwickeln.
Wachsende Akzeptanz
Ob Tofuwurst, Seitanschnitzel oder Veggie-Burger – der Markt mit den vegetarischen
oder veganen Alternativen zum Fleisch boomt. Im Jahr 2021 produzierten die Unternehmen
hierzulande im Vergleich zum Vorjahr knapp 17 Prozent mehr Fleischersatzprodukte.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
wurden im vergangenen
Jahr 97.900 Tonnen Fleischersatzprodukte
hergestellt. Damit erhöhte sich die
Produktion im Vergleich zum Jahr 2019 um
62,2 Prozent. Nach den Destatis-Angaben
wuchs der Wert dieser Erzeugnisse gegenüber
dem Vorjahr um 22,2 Prozent auf 458,2
Millionen Euro. Im Vergleich zu 2019, als der
Wert bei 272,8 Millionen Euro lag, betrug die
Steigerung sogar 68 Prozent. Auch die Zahl
der Unternehmen, die in Deutschland für
diesen Markt produzieren, erhöhte sich von
34 auf 44 im Jahr 2021.
Und nach Angaben des Marktforschungsunternehmens
GfK ist der Umsatz mit
Fleisch- und Käseersatz im ersten Quartal
2022 gegen den allgemeinen Trend bei Konsumgütern
noch einmal um 13,3 Prozent gestiegen.
Allerdings entwickelten sich laut GfK
die in der Regel preisgünstigeren Eigenmarken
der Discounter und Supermärkte deutlich
besser als die Angebote von Markenartiklern.
Als mögliche Gründe wurden die
hohe Inflationsrate, die sinkenden Reallöhne
und das größer und qualitativ besser werdende
Handelsmarkenangebot angeführt.
Trotz der Steigerungsraten fällt der Wert
von Alternativen im Vergleich zu Fleischprodukten
verhältnismäßig gering aus. Denn
2021 betrug der Wert von in Deutschland
produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen
35,6 Milliarden Euro – und damit rund
das Achtzigfache des Wertes der Ersatzprodukte.
Seit 2019, als die Fleischproduktion in
Deutschland mit 40,1 Milliarden Euro den
höchsten Wert seit zehn Jahren erzielte, ging
der Wert der Fleischprodukte allerdings zurück,
was zweifelsohne auch auf die wachsende
Akzeptanz der Alternativen zurückzuführen
ist.
Bei der Qualität der Fleischersatzprodukte
scheiden sich allerdings die Geister. So untersuchte
Öko-Test kürzlich vegane Wurstsorten
und urteilte: „Schade: Gern hätten wir
vegane Aufschnitte empfohlen. Leider ist die
Liste der Mängel lang: Belastungen mit Mineralöl,
umstrittene Zusatzstoffe und zu viel
Salz vermiesen die Ergebnisse.“ Insgesamt
wurden 19 vegane Produkte getestet, die Salami,
Lyoner, Schinkenwurst oder Mortadella
nachahmen. Die Mehrheit der getesteten
Produkte enttäuschte mit ihren Gesamturteilen.
Zwar hätten alle 19 Wurstersatzprodukte
die Sensorikprüfung tadellos bestanden,
doch in ihrem Beitrag zu einer gesunden Ernährung
sei noch deutlich Luft nach oben,
schreiben die Tester. Die meisten Aufschnitte
seien mehr oder weniger stark mit Mineralölbestandteilen
verunreinigt. Sie enthielten
relativ viele und teils umstrittene Zusatzstoffe,
und der Salzgehalt sei oft zu hoch, hieß es
zu Erklärung. So erhielten rund zwei Drittel
der Produkte das Gesamturteil „mangelhaft“
oder „ungenügend“.
Bei der Herstellung der pflanzenbasierten
Fleischalternativen kommen neben Soja Rohstoffe
wie Lupinen, Erbsen, Weizen, Sonnenblumen,
Hanf oder auch Algen zum Einsatz.
Und die Erforschung neuer Proteinquellen
läuft auf Hochtouren, so dass es eine größer
werdende Vielfalt an Alternativen zu tierischen
Proteinen gibt. Was sich durchsetzt,
muss vor allem mit Geschmack und Optik
überzeugen, aber auch die Struktur der Pro-
24 6/2022 Fleisch-Marketing