Unternehmen & Konzepte
Asger Kjaer Nielsen, Qualitätschef beim Seges
Pig Research Centre, erläuterte, wie die Transportsterblichkeit
verringert wird.
zentrat mit einem Eiweißgehalt von rund
50 Prozent Sojaprotein zum großen Teil ersetzen
kann, ohne dass das Wachstum der
landwirtschaftlichen Nutztiere beziehungsweise
die Eierproduktion beeinträchtigt
werden. Dabei leisten Wiesen, auf denen
Gräser für die Proteinproduktion wachsen,
auch einen wichtigen Beitrag zum Umwelt-
und Klimaschutz, weil sie Stickstoff besser
absorbieren und assimilieren als Getreide-
oder Maisfelder. Die Forschung ergab zudem,
dass bei der Erzeugung von grünem
Protein in Verbindung mit Pflanzenfasern
keine Unterschiede bei der Futteraufnahme
von Milchkühen zu beobachten sind. Auch
das Fleisch der Tiere kann wie gewohnt verwendet
werden.
Eine große Rolle spielen in Dänemark
auch Tierwohlaspekte. So werden die
Schweine möglichst schonend auf dem Weg
zum Schlachtbetrieb behandelt, wie Asger
Kjaer Nielsen erläutert. Die Transportsterblichkeit
wird verringert, in dem man während
des Transports Pausen für die Tiere
zwischen Auslieferung und Schlachthof vorsieht.
Der Qualitätschef beim Seges Pig Research
Centre des Fachverbands erklärt,
dass zahlreiche Punkte erfüllt sein müssen,
um dem Tierschutz gerecht zu werden. Beispiele
dafür sind unter anderem die Kastration
der Ferkel unter Betäubung und
Schmerzlinderung. Für Schweine mit einem
Gewicht von mehr als 20 Kilo sind Dusch-
und Sprühanlagen bei Freilaufhaltung vorgeschrieben.
Materialien zur Beschäftigung
der Ferkel und Mastschweine gehören
ebenfalls zum Standard.
Die Firma Danish Crown, die weltweit
rund 23.000 Mitarbeiter beschäftigt, zeigt in
ihrem Betrieb im dänischen Horsens, wie
weit der technische Fortschritt der Schweinefleischerzeugung
bereits heute reicht. Bis
zu 10.000 Schweine pro Woche werden hier
geschlachtet und verarbeitet. Die Betäubung
erfolgt in Kleingruppen durch CO2. Bei der
Fleischerzeugung kommen mehrere Aspekte
zum Tragen. Zum einen geht es um die Vermeidung
von Stress für die Tiere, zum anderen
um die Vorstufe zum vollautomatischen
Schlachtband.
Zu den breit gefächerten Zielen der Entwicklung
gehört die Einsparung von Wasser
ebenso wie der Einsatz von Online-Computertomographie
für Schinkenprodukte. Dabei
werden 127 Messpunkte erfasst und die
Daten im Rahmen des Schlacht- und Zerlegeprozesses
verarbeitet. Erforscht wurde das
Verfahren im Danish Technological Institute.
Hier wurde auch ein Verfahren entwickelt,
dass das eingesetzte Brauchwasser einem
Kreislauf zuführt. Ein weiteres Ziel ist die
bessere Nutzung von Teilstücken des Schweines.
Ein Beispiel hierfür ist die Gewinnung
von hochwertigem Eiweiß aus den Lungen
der Tiere. Schon jetzt können aus einem
Schwein 185 unterschiedliche Produkte hergestellt
werden.
Niedriger Schattenpreis
Auch in der Gülle von Schweinen steckt
Klimaschutzpotenzial. Gemeinsam mit
anderen Akteuren sind der Dänische
Fachverband der Land- und Ernährungswirtschaft
und sein Seges Pig Research
Centre an einem Projekt beteiligt, das
den Klima-Fußabdruck der Landwirtschaft
reduzieren und zugleich CO2-neutralen
Flugzeugtreibstoff liefern soll. Die in
diesem Rahmen entwickelte „Sky-Clean-
Technologie“ wird eingesetzt, um durch
Pyrolyse von Reststroh beziehungsweise
Biogas-Restfasern Biokohle zu erzeugen.
Diese kann als Dünger die Fruchtbarkeit
der Böden steigern. Das bei dem Verfahren
ebenfalls anfallende Gas oder Öl kann
– wie Versuche ergaben – als klimaneutraler
Energieträger dienen.
Der volkswirtschaftlich relevante
„Schattenpreis“ der Sky-Clean-Technologie
wird von der Firma EA Energieanalyse
aufgrund der signifikanten Senkung von
Klimagasemissionen im Vergleich zu anderen
Klimaschutztechnologien als niedrig
eingestuft. Entsprechend hoch ist das
nationale wie internationale Potenzial der
Sky-Clean-Technologie. Das Unternehmen
Stiesdal arbeitet seit Anfang 2021 an einem
Pilotprojekt. Bis zur Marktreife gilt
es – nach eigenen Angaben – nur noch,
die Technologie noch zu verfeinern. Stiesdal
rechnet mit der kommerziellen Markteinführung
im Jahr 2023.
Eine große Rolle spielen in der dänischen Schweinefleischproduktion Tierwohlaspekte – sowohl in der
Haltung als auch auf dem Weg zum Schlachtbetrieb.
11/2021 Fleisch-Marketing 35