anuga 2021
Regionale Produktion
20
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11/2021 F leisch-Marketing
FLEISCH-MARKETING: Welche Rolle
spielt der deutsche Markt für den Export
von französischem Rindfleisch?
KELLER: Der deutsche Markt ist einer der
wichtigsten Exportmärkte für Rindfleisch
aus Frankreich. Das ist sehr traditionell geprägt,
denn mit Abschluss des deutsch-französisches
Freundschaftsvertrages im Januar
1963 begann der Austausch von Waren und
Dienstleistungen. Fleisch als hochwertiges
Lebensmittel spielte kurz darauf schon eine
besondere Rolle. Bullenfleisch wurde in Vierteln,
meist im Pistolenschnitt, nach Deutschland
exportiert. Im Gegenzug importierte
Frankreich Kuhfleisch in Hälften. Der Warenaustausch
für Rindfleisch zwischen den beiden
Ländern ist auch heute noch beidseitig,
wobei aktuell mehr und mehr zerlegte Teilstücke
gehandelt werden.
FLEISCH-MARKETING: Wie entwickelt sich
der Markt für französisches Rindfleisch?
KELLER: Der deutsche Markt ist einer der
wichtigsten Exportmärkte für Rindfleisch
aus Frankreich, und 2020 steht mit einem
Plus von 4,9 Prozent zu Buche – bei einem
Volumen von 46.537 Tonnen. Auch für dieses
Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum, in den
ersten sieben Monaten liegt der Anstieg bei
3,2 Prozent in der Menge und bei 5,3 Prozent
im Wert. Die Gründe sind einfach: Der Markt
wird hauptsächlich mit starken Marken wie
Charoluxe, Gourmet Naturel oder Chateau
Boeuf beliefert und die genießen bei deutschen
Verbrauchern einen guten Ruf. Diese
Marken findet man bei Edeka und Rewe, aber
auch bei Globus oder Famila. Dann gab es
eine starke Sommeraktion, bei der die Grillartikel
der Marken im Fokus standen, und
das hat einen ordentlichen Umsatzschub bewirkt.
FLEISCH-MARKETING: Was unterscheidet
französisches Rindfleisch generell von vergleichbaren
Wettbewerbsprodukten?
KELLER: In der Regel sprechen wir von
französischem Jungbullenfleisch von so
bekannten Fleischrinderrassen wie Charolais,
Limousin oder Salers und Einkreuzungen
dieser Rassen. Aufgezogen
werden die Tiere auf riesigen Weideflächen
in klassischer Mutterkuhhaltung im
natürlichen Herdenverbund in ganz
Frankreich. Die Herdengrößen sind mit
im Durchschnitt 60 Tieren kleinbäuerlich
geprägt. Das bedeutet der Landwirt
hat zu jedem Rind eine persönliche Beziehung.
Die Jungbullen kommen dann im Alter
von neun Monaten in offene Laufställe und
werden mit Silage vom Hof bis zu einem
Schlachtalter von 20 Monaten gemästet. Die
Besonderheit der französischen Fleischrinder
ist zum einen die Größe sowie die regionale
Produktion in Aufzucht, Schlachtung und
Zerlegung.
FLEISCH-MARKETING: Was ist bei der
Thekenpräsentation zu beachten?
KELLER: Man sollte die Ware mit der entsprechenden
Marke ausloben und im Block präsentieren
– Steakware neben dem klassischen
Schmorfleisch. Jeder, der mit Rind-
fleisch aus Frankreich handelt, kann bestätigen,
dass die außergewöhnliche Farbhaltung
mit einem zarten rot in der Theke besonders
heraussticht. Außerdem sollte das Sortiment
saisonale Aspekte berücksichtigen. In der
Grillzeit sollten verstärkt Steaks und conve-
nient vorbereitete Spieße präsentiert werden
und in der kälteren Jahreszeit bieten sich
Schmorfleisch wie Braten, Rouladen und Gulasch,
Fonduefleisch oder Raclette-Steaks an.
FLEISCH-MARKETING: Was ist
für das nächste Jahr geplant?
KELLER: Für Rindfleisch aus Frankreich wird
die Website www.rindfleischausfrankreich
aktualisiert, Handelsaktionen von Importeuren
und Großhändlern werden mit passenden
Maßnahmen unterstützt. Es werden
Fachseminare im B2B-Bereich umgesetzt,
auch eine Masterclass für die Entscheider im
Handel, bei der neue Zuschnitte vorgestellt
und verkostet werden, findet wieder statt.
FLEISCH-MARKETING: Sind für die Dach-
marken weitere Aktionen vorgesehen?
KELLER: Eine 360-Grad-Sommeraktion wird
es für Charoluxe, Gourmet Naturel und Chateau
Boeuf geben. Das wird mit hochwertigen
Promotion-Materialien und Displays auf
selbstanimierten Sonderflächen bei den
Hauptpartnern aus dem LEH wie Edeka,
Rewe, Globus oder Famila umgesetzt.
Außerdem wird 2022 ein exklusiver „Charoluxe
Ambassador Club“ eingeführt, in dem
deutsche Spezialisten aus der Branche das
Konzept verfeinern und die Premiummarke
Charoluxe nach vorne tragen. Rezeptentwicklung
ist ein Thema, das auch mit „Schrittfür
Schritt-Anleitung“ im Video vorgestellt
wird. Eine Reise in die Produktionsregionen
von Charoluxe ist mit namhaften Handelspartnern
geplant. Am PoS werden Verkostungsaktionen
mit insgesamt 380 Tagen umgesetzt,
außerdem werden 24 Fachseminare
bei großen Handelspartnern durchgeführt.
Für Goumet Naturel steht ein neuer Zuschnittkatalog
auf dem Plan. Auch hier wird
die Marke über eine Videoproduktion noch
deutlicher vorgestellt. Und wenn es wieder
möglich ist, soll die Marke über Verkostungsaktionen
im Handel tiefer verankert werden.
Auf dem 135 Quadratmeter großen Stand von Interbev, dem
französischen Dachverband für Vieh- und Fleischwirtschaft,
war auch der Rindfleischsektor vertreten. Wir sprachen mit
Michael Keller, dem Botschafter für Rindfleisch aus Frankreich,
über die Besonderheiten der Produkte aus unserem Nachbarland.
Botschafter für französisches Rindfleisch: Michael Keller.