ne, Rehe, Hirsche oder Mufflons gelangen mit „Decke“ (Fell)
aus Wildsammelstellen oder von Jägern via eigenen Kühl-
LKWs nach Kenn. Für Wildschweine gilt keine Schonzeit,
so dass stets Rohware da ist. Dieser Wildzerlegebetrieb ist
hierzulande einzigartig, weshalb die Planung und Umsetzung
auch für Renner Schlachthaustechnik aus Abtsgmünd eine
Besonderheit war.
Sonderlösungen umgesetzt
Die endgültige Entscheidung für den neuen Betrieb fiel Ende
Mai 2020. Nach acht Wochen Planungsphase startete der
Bau im August. „Am 2. Oktober 2020 erhielten wird die EU-Zulassung
und drei Tage später ging es los“, berichtet Linda
Ferber, Assistentin der Geschäftsführung. „Wir hatten schon
Zeitdruck. Kernsanierung, alte Maschinen und Rohrbahnen
raus, neue modernste Technik rein, Wände durchbrechen,
usw.“, betont Arthur Schäfer. Doch wie sagt ein Sprichwort:
Nur unter Druck entstehen Diamanten. Und das scheint hier
auch so zu sein, wie beim Rundgang durch die Räume festzu-stellen
ist. Selbst in die Abflüsse in den Böden ist das Artemis-
Logo eingraviert. Renner Schlachthaustechnik kannte er vom
Lehrbetrieb und wusste, dass das Unternehmen auf Sonder-lösungen
spezialisiert ist. Eine davon ist die automatische
Hakenrückführung, die schon im Bereich des Wareneingangs
sichtbar ist. Mehr dazu später. Hier werden die angelieferten
Tiere via winweb-Warenwirtschaftssystem identifi-ziert.
„Das ist wichtig für den gesamten Prozess,
die Rückverfolgbarkeit und die Entlohnung
der Jäger“, sagt der Jungmeister,. Nach dem
Verlust des Kopfes gelangen die Tiere, die
in „Mischbeschickung“, also nicht sorten-rein
ankommen, via modernster Rohrbahn-technik
(3 m Höhe) mit Kunststoffeinlage in
den großzügigen Fellwaren-Kühlraum (1°C),
der 250 bis 300 Tiere fasst. „Die Plastikeinlage
verhindert den Metallabrieb und es gibt weni-ger
Hakenfett“, lobt er. Von dort werden die Tiere
Blick in den
Zerlegeraum
Automatische
Hakenrückführung
Förderband mit
Wanddurchbruch
umgehend dem Fellabzug zugeführt.
Ergonomie und Hygiene
Im nächsten Raum, dessen zwei Arbeitsbereiche (rein/unrein)
durch ein Gitter in der Mitte abgetrennt sind, arbeiten die
Facharbeiter an mehreren pneumatischen Hubarbeitsbüh-nen,
hygienisch und ergonomisch. Die Tierkörper werden via
Rohrbahn automatisch weitertransportiert. Ebenso die unrei-nen
Haken zur unter der Decke angebrachten Hakenwasch-anlage
im Zerlegeraum. Hier herrscht eine strikte Trennung
der Mitarbeiter und der unreinen Teile. Die abgezogenen
Felle und nicht für den Verzehr geeigneten Anschnitte (etwa
durch Blutergüsse im Fleisch durch den Schuss), transportiert
ein Förderband durch die Wand von der reinen Seite in den
nebenanliegenden Kategorie-3-Kühlraum, wo sie in entspre-chenden
Behältern gesammelt werden. Der Mitarbeiter im
reinen Bereich steht auf einem Renner-„Jumbo-Podest“ und
arbeitet 360° um das Tier herum. Täglich sind Veterinäre da,
um zu kontrollieren. Danach lagern die Tierkörper in einem
weiteren Kühlraum (Kapazität: 300 Tiere, Temperatur: 0°C).
Das ist weit mehr als gefordert.
Nicht nur Edelteile
Etwa 400 Tiere können pro Tag verarbeitet werden, maximal
300 Tonnen Wildbret pro Jahr. Vom Zehn-Kilogramm-Reh
über 130-Kilo-Hirsche bis hin zum kolossalen Keiler. Im Zer-
32 3/2021
Fotos: M. Theimer
Produktion
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