SERVICE & BEDIENUNG • FEINKOST
Abwechslung
im Alltag
Foto: Schweitzer
Sowohl an der Theke als auch im Selbstbedienungssegment fanden Feinkostartikel im vergangenen
Jahr besonders großen Anklang.
Die Verbraucher legen in
Zeiten von Home Office und
Schooling mehr Wert auf
gutes Essen. Sie wollen sich
etwas gönnen und ein bisschen
verwöhnen. Entsprechend
frequentiert waren die Feinkosttheken
und -regale im
vergangenen Jahr.
Der – nicht nur von der Pandemie getragene
– Boom bei Feinkostprodukten,
lässt sich belegen. So wachsen
nach IRI-Daten beispielsweise Fein-
kostsaucen um 18,7 Prozent und Ketchup
um 12 Prozent. Auf Wachstumskurs befindet
sich auch der große Markt für Feinkostsalate:
Er verzeichnete – laut Nielsen – ein
Umsatzplus von sechs Prozent im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum. Das stärkste Segment
in dieser Kategorie sind die Fleischsalate.
Darüber hinaus entwickelten sich
Kraut- und Nudelsalate mit einem Umsatzplus
von mehr als zehn Prozent positiv. Von
dieser Entwicklung der Feinkostsalate profitiert
auch Homann. Die Tochter der Unternehmensgruppe
Theo Müller erzielte im
Segment der Fleischsalate ein Wachstum
von 7,7 Prozent und bei den Nudelsalaten
von 2,8 Prozent.
Wachsendes Ernährungsbewusstsein
Veränderungen im Einkaufsverhalten aufgrund
der Pandemiesituation hat auch
Develey anhand seiner monatlichen Coronastudie
mit 1200 Verbrauchern erkannt. „Die
Menschen geben mehr Geld für Lebensmittel
aus und greifen vor allem im Discount
vermehrt zu Markenartikeln. Außerdem sehen
wir, dass die Einkaufskörbe im Verlauf
der Pandemie gesünder und nachhaltiger
geworden sind. Wir gehen davon aus, dass
diese Trends auch nach der Pandemie langfristig
anhalten werden“, sagt die Marketingleiterin
Carina Wanner.
Dass durch die Pandemie gewachsene Ernährungsbewusstsein
der Verbraucher
sorgt auch dafür, dass Themen wie Regionalität,
Bio und Saisonalität wichtiger werden.
„Wir gehen fest davon aus, dass saisonale
Themen in diesem Jahr für den Handel noch
mehr an Bedeutung gewinnen werden, weil
sie dem Kunden Abwechslung im Alltag
schenken“, glaubt man bei Beeck, einer Marke
von Deutsche See. Überdies gäben saisonale
Artikel und regionale Rohwaren dem
Verbraucher beim Kauf ein gutes Gefühl. Andererseits
ist auch angesichts der eingeschränkten
Bewegungsfreiheit das Bedürfnis
gewachsen, kulinarisch auf Reisen zu
gehen. So berichtet Grossmann Feinkost
über ein zweistelliges Plus bei orientalischen
Salaten. Und Antipasti verzeichneten
sogar ein Umsatzplus von 30 Prozent – sowohl
bei Bedienware als auch im SB-Segment.
Der Delikatessen-Spezialisten Wolfram
Berge hat im vergangenen Jahr beim Konsumenten
vor allem die Bereitschaft festgestellt,
neben den klassischen, etablierten
Produkten etwas Neues auszuprobieren.
Saucen und andere Begleitprodukte würden
viel diversifizierter, viel kreativer und auch
viel höherwertig eingesetzt, erklärt Marc
Frielingsdorf, Marketingleiter beim Nümbrechter
Familienunternehmen.
Ungewöhnliches Kaufverhalten
Trotz der positiven Marktentwicklungen
gab es natürlich auch für die Feinkost-Branche
pandemie-bedingte Probleme. So erhöhten
sich durch die Quarantäne-Regelungen
die Kosten – teilweise deutlich. „Wir waren
damit konfrontiert, dass durch das ungewöhnliche
Kaufverhalten eine realistische
Mengendisposition plötzlich sehr schwer
war“, schildert beispielsweise Bernd Huberti,
Geschäftsführender Gesellschafter des
gleichnamigen Unternehmens. Aber mit viel
Flexibilität – und auch einer Portion Glück –
habe man es geschafft, lieferfähig zu bleiben,
berichtet er. Und ein weiteres Problem
machte sich insbesondere im Feinkost-Bereich
bemerkbar: Der persönliche Kontakt,
das Fühlen und Schmecken bei der Vorstellung
von Neuheiten kann durch Videokonferenzen
nicht aufgefangen werden.
26 6/2021 F leisch-Marketing