FLEISCHLOSE ALTERNATIVEN • TOP-THEMA
HÄHNEL: Der Markt wächst so dynamisch,
mit verschiedensten Akteuren. Das wird sich
auch erst einmal nicht ändern. Mit unseren
Stärken und unserer langjährigen Erfahrung
in diesem Bereich scheuen wir den Vergleich
mit Konzernen und Start-Ups aber nicht. Als
Familienunternehmen profitieren wir immens
von der Kombination unserer Tradition
und unseres Handwerks mit der Innovationskraft,
die schon immer in der der
DNA der Rügenwalder Mühle steckt. Ebenso
wichtig ist auch unsere starke Marke.
FLEISCH-MARKETING: Das Veggie-
Wachstum führt auch zu einem verstärkten
Kampf um Rohstoffe. Wie wird sich das
Ihrer Meinung nach entwickeln?
HÄHNEL: Pflanzliche Rohstoffe werden international
stark nachgefragt und diese
Nachfragesteigerungen können aktuell vom
Markt nicht im vollen Maße bedient werden.
HÄHNEL: Das ist ein spannendes und innovatives
Forschungsfeld, das zukünftig sicher
weiter an Bedeutung gewinnen wird. Aktuell
ist das Thema für uns als mittelständisches
Unternehmen mit dem Anspruch, leckere
Produkte für alle anzubieten, noch
nicht interessant. Daher konzentrieren wir
uns weiter auf hochwertige Produkte aus
Fleisch und pflanzlichen Proteinen.
FLEISCH-MARKETING: Sie wollen
sowohl den „Total-Fleischverzichtler“
ansprechen als auch den „Flexitarier“.
Was heißt das für die Platzierung Ihrer
Produkte im Supermarkt?
HÄHNEL: In erster Linie wollen wir alle ansprechen
– auch „Fleischesser“. Um möglichst
viele Verbraucher zu erreichen, sollten
Fleisch- und Wurstalternativen auf
jeden Fall möglichst auffallend im Markt
platziert werden. Denn was der Kunde nicht
Der Bereich der pflanzlichen Proteine wächst
immer noch äußerst dynamisch – auch bei Rügenwalder.
und personelle Veränderungen bei Rügenwalder.
Was waren die Gründe?
HÄHNEL: Dies war eine gemeinsame Entscheidung
der Gesellschafter mit der damaligen
und aktuellen Geschäftsleitung: Nach
dem mutigen Pioniergeist der letzten Jahre
müssen wir uns jetzt verstärkt fokussieren
und strukturieren. Wir konzentrieren uns
aktuell auf die Erweiterung der Kapazitäten
und ordnen Prozesse und Strukturen
neu, daher haben wir uns eben auch personell
in einigen Bereichen neu aufgestellt.
FLEISCH-MARKETING: Rügenwalder
ist 2017 mit Bio-Produkten gestartet.
Täuscht der Eindruck, dass das Sortiment
keine Rolle mehr spielt?
HÄHNEL: Bio ist nach wie vor ein Herzensthema
für uns, das wir auch weiter
forcieren möchten. Allerdings haben wir
festgestellt, dass der Markt hier sehr eng
ist. Zudem erklärt die Mehrheit der Verbraucher
zwar in Umfragen, dass sie Bioprodukte
kaufen will, entscheidet sich
dann am Regal im Handel aber meist doch
für konventionelle Produkte. Hinzu
kommt, dass Rohware in der von uns gewünschten
Qualität nach wie vor nur begrenzt
zu beziehen ist. Daher konzentrieren
wir uns im Bio-Segment vorerst auf
unsere Fokusprodukte.
„WIR MÜSSEN UNS JETZT VERSTÄRKT
FOKUSSIEREN UND STRUKTURIEREN.“
Die Kapazitäten sind im Moment am Limit,
und die Trockenheit hat vor allem bei Erbsenprotein
zu einer angespannten Marktsituation
geführt. Die Versorgung mit qualitativ
hochwertigen Rohstoffen, die unseren
Ansprüchen genügen, hat bei uns jedoch
Top-Priorität. Daher setzen wir in beiden
Geschäftsfeldern auf die enge Zusammenarbeit
mit wenigen ausgewählten und langjährigen
Lieferanten.
FLEISCH-MARKETING: Wie stehen
Sie zu Fleisch aus der Petrischale?
sieht, wird auch nicht gekauft. In der Praxis
hat es sich bewährt, die vegetarischen beziehungsweise
veganen Produkte in einem
separaten Veggie-Kühlregal oder als einheitlichen
Block neben dem „klassischen“
SB-Wurstregal zu platzieren. Bei diesen
Platzierungen finden sich alle Kunden – Vegetarier
und Veganer, Flexitarier und
Fleischesser – am besten zurecht und sehen
auf einen Blick, welche Alternativen es gibt.
FLEISCH-MARKETING: In den beiden vergangenen
Jahren gab es viele strukturelle
Das Rügenwalder-Sortiment umfasst Fleischwaren
sowie vegetarische und vegane Produkte.
6/2021 Fleisch-Marketing 17