Unternehmen & Konzepte
Die Bemühungen um Tierwohl stehen in Dänemark im öffentlichen Interesse, wie das Plakat zeigt. „Dies ist kein Schwein. Dies ist ein Bild von einem
Schwein. Erleben Sie das echte Schwein am Tag der offenen Stalltür am 15. September“, heißt es dort.
Tierschutz „on top“
Dänemark gehört beim Tierschutz zu den Vorreitern in Europa. Es gibt in der dänischen
Schweineerzeugung eine Reihe von Auflagen, die über die EU-Vorschriften hinausgehen. Ein weiterer
Eckpfeiler ist das staatliche Tierschutzlabel, das nun auch für Produkte von Rindern eingeführt wird.
Der Tierschutz steht auch in diesem
Jahr weit oben auf der Agenda des
dänischen Schweinesektors. Die
Branche will beispielsweise die Freilaufhaltung
von Sauen in Abferkelställen etablieren.
Bereits seit 2015 fordert der Gesetzgeber in
Dänemark bei Stallneubauten die Freilaufhaltung
für Sauen im Deckabschnitt. Die ist
im Königreich mittlerweile weitestgehend
gängige Praxis. Ab dem Jahr 2035 ist die Freilaufhaltung
von Sauen dann für alle Ställe
vorgeschrieben.
Seit Anfang 2019 ist in Dänemark zudem
die Kastration männlicher Ferkel nur noch
unter Lokalanästhesie zulässig. Die landwirtschaftlichen
Erzeuger und zuständigen Mitarbeiter
wurden hierfür in speziellen Lehrgängen
geschult. Das Kupieren der Schwänze,
so sehen es die dänischen Auflagen vor, muss
zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag
erfolgen – und zwar maximal bis zur Hälfte
der Schwanzlänge. „Wir haben bereits viel
in die Erforschung von Alternativen zur
Schwanzkupierung investiert und sind dabei,
in verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben
innovative Lösungsansätze
zu erproben”, berichtet Christian Fink
Hansen, Sektordirektor im Seges Pig Research
Centre des Dänischen Fachverbands
der Land- & Ernährungswirtschaft. Darüber
hinaus sind im dänischen Schweinesektor
bereits seit 1999 Berieselungsanlagen in
Sauen-, Ferkel- und Mastschweineställe
Pflicht. Diese gewährleisten in den warmen
Monaten ein optimales Stallklima. Außerdem
müssen alle Ställe seit 2003 mit natürlichem
Wühl- beziehungsweise Beschäftigungsmaterial
eingestreut sein.
Nerv der Konsumenten getroffen
Das im Frühjahr 2017 in Dänemark zunächst
für Schweinefleisch und ein Jahr später für
Hähnchenfleisch eingeführte staatliche Tierwohlsiegel
trifft den Nerv der Konsumenten
im Königreich. Das zeigen Ergebnisse einer
im Auftrag des dänischen Veterinär- und
Lebensmitteldirektorats vom Marktforschungsunternehmen
You Gov durchgeführten
Verbraucherbefragung. Danach halten
zwei Drittel der Befragten das Label für vertrauenswürdig,
und mehr als drei Viertel der
Interviewten geben an, dass ihnen ein Engagement
für mehr Tierwohl wichtig ist.
In diesem Jahr wird das Konzept auch für
Kalb- und Rindfleisch sowie Milchprodukte
eingeführt. „Trotz des bereits seit Jahren hohen
Tierwohlniveaus in der Rinderhaltung
wollen viele Landwirte gerne noch mehr für
das Wohl ihrer Tiere tun. Deshalb hoffe ich,
dass unsere Konsumenten bereit sind, für
den Mehraufwand einen Aufpreis in Kauf zu
nehmen, so dass noch mehr Erzeuger sich
für die weitere Verbesserung der Haltungsbedingungen
einsetzen“, erklärt Ida Storm,
Fachbereichsleiterin Rinder im Dänischen
Fachverband.
Was die nachhaltige und ressourcenschonende
Erzeugung von Nahrungsmitteln angeht,
hat der dänische Schweinesektor in den
vergangenen Jahrzehnten bereits viel erreicht.
Laut dem Dänischen Fachverband der
Land- & Ernährungswirtschaft gehört die
Branche in der Umwelteffizienz zu den Spitzenreitern
in Europa. So konnten die Umweltauswirkungen
pro Kilogramm erzeugtem
Schweinefleisch seit 1985 um rund 50
Prozent reduziert werden. Die nachhaltige
Verringerung von Ammoniakemissionen
steht dabei weit oben auf der Agenda. Durch
eine Reihe von Maßnahmen wurden die Ammoniak
Emissionen in der dänischen Schweineproduktion
seit 1990 um rund 40 Prozent
reduziert. Eine Verringerung um weitere 40
Prozent wird bis Ende 2020 angestrebt..
3/2020 Fleisch-Marketing 39