BIO-SORTIMENTE • TOP-THEMA
Auch aus der Fleischbranche waren etliche
Unternehmen in Nürnberg vertreten.
Denn Fleischwaren in Bio-Qualität sind
zwar – auch aufgrund der eingeschränkten
Rohstoffverfügbarkeit – immer noch
ein Nischenprodukt, das allerdings an Attraktivität
gewinnt – nicht zuletzt wegen
der wachsenden Sortimente im Lebensmitteleinzelhandel
und bei den Discountern.
Einen der größten Ausstellerstände
der Branche hatte erneut die Bäuerliche
Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall.
Sie zeigte in Nürnberg nicht nur Frischfleisch
von Schwein, Rind, Kalb und Lamm
aus den ökologisch wirtschaftenden Mitgliedsbetrieben
in Hohenlohe sowie Echt
Hällische Bio-Wurstwaren, sondern präsentierte
auch Bio-Kalbfleisch aus kuhgebundener
Aufzucht für Handel und Gastronomie.
Ziel dieser Initiative mit dem
Namen „Bruderkalb“ ist die artgerechte
Kälberaufzucht und Mast aller auf dem
Bio-Milchviehbetrieb geborenen Kälber
sowie eine anschließende regionale Bio-
Kalbfleisch-Vermarktung. Die Kälber dürfen
am Euter trinken, Gras und Heu fressen,
haben viel Bewegung und Sozial-
kontakte zu Artgenossen. Dies führe zu
qualitativ hochwertigem Fleisch mit kräftiger
Farbe und einen intensiven Geschmackserlebnis,
erklärte Werner Vogelmann,
Vertriebsleiter der Bäuerlichen
Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall.
Erstklassige Qualität zeichnet nach Angaben
von Helga Juffinger auch die „Bio-
Milchkuh 2.0“ aus, welche die Tiroler Biometzgerei
Juffinger nun anbietet. Mit dem
Produkt übertrage man eine traditionelle
spanische Fleischtradition auf die alpinen
heimischen Verhältnisse, erklärt sie. Die
Bio-Milchkuh ist mindestens acht Jahre alt
und beginnt mit rund 18 Monaten intramuskuläres
Fett einzulagern. Das Fleisch
bilde einen breiten gelben Fettrand, habe
ein würziges Aroma und sei kernig im Biss,
erläuterte Helga Juffinger.
Marktfähige Convenience-Produkte
Eine Neuheit ist auch Pulled Chicken Filetstreifen
in Bioqualität von Haehnlein, einer
Marke des Erzeugerzusammenschlusses
Fürstenhof. Als Pionier in der Aufzucht von
Henne und Hahn verwendet Haehnlein dafür
das Brustfleisch der Bruderhähne. „Wir
haben bereits mit unserer neuen Ess-Klasse
unter Beweis gestellt, dass zubereitete
Bio-Gerichte mit ausschließlich natürlichen
Zutaten das Interesse der Verbraucher wecken
und somit marktfähig sind. Unsere
Pulled Chicken Filetstreifen aus dem Brustfleisch
unserer artgerecht aufgezogenen
Bruderhähne bietet dem Verbraucher nun
eine weitere Möglichkeit, auf ein gesundes
Convenience-Produkt in Bio-Qualität zu
vertrauen“, erklärt Annalina Behrens das
Haehnlein-Konzept.
Foto: Messe Nürnberg/Frank Boxler
Fleischwaren in Bio-Qualität sind immer noch
ein Nischenprodukt, das allerdings an Attraktivität
gewinnt.
Zum Auftakt der Biofach
haben sowohl der ökologische
Branchenverband als auch das
Marktforschungsinstitut GfK
steigende Zahlen zum Markt für
Bio-Produkte veröffentlicht.
Laut der aktuellen GfK-Studie stieg die
Nachfrage nach Bio-Nahrungsmitteln
und -getränken in Deutschland gegenüber
2018 deutlich. Im Vergleich zum Vorjahr
kauften die Shopper häufiger Bio-Produkte
ein (plus 8 Prozent) und legten bei dieser
Gelegenheit mehr Bio-Ware in ihren Einkaufswagen
(plus 4 Prozent). Der Prozentanteil
der öko-kaufenden Privathaushalte
an allen Haushalten in Deutschland liegt
aktuell bei mehr als 96 Prozent. In den ver-
Wachsender Markt
gangenen zehn Jahren hat sich der Bio-Anteil
an den Haushaltsausgaben für Nahrungsmittel
und Getränke von 3,2 Prozent auf sechs
Prozent fast verdoppelt. Insgesamt entfallen
rund 85 Prozent der Ausgaben auf diesen Bereich.
Der Rest auf Naturkosmetik, Wasch-,
Putz- und Reinigungsmittel sowie auf Papierwaren.
Die meisten Bio-Lebensmittel und
-getränke werden im Lebensmitteleinzelhandel
einschließlich der Drogeriemärkte eingekauft.
Auf den LEH entfallen rund zwei Drittel
aller Ausgaben für Bio-Produkte.
Nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft
bewirtschaftet ungefähr
jeder achte Bauer in Deutschland seinen
Hof ökologisch. Im vergangenen Jahr sei die
Zahl der Bio-Betriebe um 6,3 Prozent auf fast
34.000 gestiegen, teilte der Branchenverband
BÖLW weiter mit. „2019 investierten die
Deutschen knapp zehn Prozent mehr und
damit insgesamt 11,97 Milliarden Euro in
Bio-Lebensmittel und -Getränke“, erklärte
BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig. Nach
seinen Angaben griffen auch im Lebensmitteleinzelhandel
immer mehr Menschen
zu Bio. Der Umsatz stieg um 11,4 Prozent
auf insgesamt 7,13 Milliarden Euro.
Laut des Branchenreports von BÖLW
blieben die Bio-Preise für Schweine und
Rinder stabil. Allerdings hätte der Preis bei
EU-Schweinen im Frühjahr und Sommer
aufgrund des größeren Angebots nachgegeben,
sich aber im Herbst wieder gefangen.
Nachdem 2018 fast 20 Prozent mehr
Bio-Schweine gehalten worden seien, hätten
sich die Bestände stabilisiert. Dadurch
sei mehr Bio-Schweinefleisch am Markt
untergebracht worden.
3/2020 Fleisch-Marketing 21