Unternehmen & Konzepte
Präsentierten die Bilanz des Fleischkonzerns (von links): Maximilian Tönnies, der das Schwesterunternehmen
Zur Mühlen führt, Andres Ruff und Clemens Tönnies.
Neue
Strategie
„Die Fleischbranche befindet sich im Umbruch“, sagte Clemens
Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter, im Rahmen eines
Pressegesprächs der Tönnies Unternehmensgruppe. Entsprechend
standen in Rheda-Wiedenbrück neben den vorgestellten
Zahlen die Strategien des Unternehmens im Mittelpunkt.
nies im Bereich Schwein und Rind“, fasste
Andres Ruff, Geschäftsführer der Tönnies
Holding, die Bilanz zusammen.
Im vergangenen Jahr wurden alle Standorte
einer grundlegenden Prüfung unterzogen.
„Wir konzentrieren und spezialisieren
unsere Standorte“, erklärte Ruff.
Beispielsweise gebe es in Gütersloh ein
Spezialwerk für Edelschimmeltechnologie.
Zudem seien Standorte wie der in
Landsberg am Lech entwickelt worden,
wo auf Basis traditioneller Rezepte und
innovativer Technologien LEH-Eigenmarken,
aber auch neue bayerische Marken
produziert würden. Geschlossen wurden
2018 die Standorte Herzebrock, Beckum,
Nohra und Verl.
International sieht sich Tönnies gut aufgestellt.
„Wir setzen unsere internationale
Wachstumsstrategie konsequent um. Wir
wachsen in Frankreich, Polen und sind Segment
Marktführer in Großbritannien. In
Dänemark wurde 2018 der wirtschaftliche
Turnaround erreicht, so dass wir nach der
Übernahme von Tican eine sehr positive
Entwicklung nehmen“, berichtete Ruff. Insgesamt
stehe die deutsche Fleischbranche
aber zunehmend unter dem Druck des
weltweiten Wettbewerbs, führte Ruff aus.
Um die Akzeptanz im deutschen Kernmarkt,
wo niedrige Verbraucherpreise für
Fleisch der gesamten Erzeugerkette zu
schaffen machen, zu stärken, hat Tönnies
seine Strategie neu ausgerichtet. Das Unternehmen
will verstärkt auf Qualität und
Veredlung, Nachhaltigkeit, Transparenz
sowie Tierwohl setzen. „Wir stehen für
den genussvollen Konsum von Fleisch als
Teil einer gesunden Ernährung“, sagte Clemens
Tönnies. „Mit Transparenz, Rückverfolgbarkeit
und offenem Dialog, stellen
wir uns den gesellschaftlichen Anforderungen“,
erklärte er weiter. So führe Tönnies
auf www.toennies-dialog.de seit
2018 den öffentlichen Dialog und informiere
über Ziele und Maßnahmen.
Appell an den Handel
Gleichzeitig beteiligt sich das Unternehmen,
das sich als Treiber in der nachhaltigen
Entwicklung der Lebensmittelbranche
sieht, an Lösungen für die Kernfragen
der
Fleischerzeugung. So schuf die Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen mit
Unterstützung von Tönnies ein neues Fütterungskonzept,
dass die N-Ausscheidungen
über die Gülle erheblich senkt, was einen
deutlich geringeren Stickstoffanfall
ermöglicht.
„Wir tragen gemeinsam die Verantwortung
für eine nachhaltige Entwicklung der
Fleischbranche. Deshalb haben wir uns
gemeinsam mit der Landwirtschaft auf
den Weg gemacht“, sagt Clemens Tönnies,
der sein Unternehmen als Bindeglied zwischen
landwirtschaftlicher Erzeugung
und dem Lebensmitteleinzelhandel sieht.
„Die großen Anstrengungen der Landwirte
in den vergangenen Jahren müssen wir
anerkennen und auch finanziell honorieren.
Hier ist die gesamte Lebensmittelkette
gefragt. Fleisch ist ein gesundes und
genussvolles Lebensmittel. Das dürfen
wir nicht verramschen. Der Preiskrieg um
Lebensmittel muss beendet werden“, lautete
der Appell von Andres Ruff.
Tönnies behauptete 2018 seine Position
mit insgesamt 20,8 Millionen
verarbeiteten Schweinen weltweit,
was einer Steigerung von einem Prozent
entspricht. In Deutschland waren es wie im
Vorjahr 16,6 Millionen Schweine in einem
Markt, der insgesamt um 2,5 Prozent abgenommen
hat. Bei den Rindern verarbeitete
und zerlegte Tönnies insgesamt 440.000
Tiere und legte in einem um drei Prozent
sinkenden Markt mit zwei Prozent zu. Der
Unternehmensumsatz lag – vor allem aufgrund
des schwachen Schweinepreises,
der 12,5 Prozent niedriger als im Vorjahr
war – mit 6,65 Milliarden Euro 3,6 Prozent
niedriger als im Vorjahr. „In dem heterogenen
deutschen Fleischmarkt wächst Tön-
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