Trends & Märkte
„Hopfen und Malz sind Eine Persönlichkeit der europäischen Fleischwirtschaft
tritt zum 1. Mai in den Ruhestand.
René Maillard, Chef des Belgian Meat Office in
Brüssel, wird zukünftig in der belgischen Metropole
seinen kulturellen, ganz besonders aber seinen
familiären Neigungen nachkommen. Maillard
hat das Brüsseller Round-Table-Gespräch ins Leben
gerufen, das für viele europäische Fachjournalisten
eine exzellente Gelegenheit bietet, über
brennende Problemstellungen der europäischen
Fleischwirtschaft zu diskutieren. Ein letztes Mal
beantwortet der Europäer Maillard Fleisch-Marketing
Fragen zur aktuellen Situation.
FLEISCH-MARKETING: Wie haben sich die europäischen Schweinefleischmärkte
in den letzten zehn Jahren entwickelt?
MAILLARD: Neben der Konsolidierung Deutschlands als Drehscheibe
in der Europäischen Union sticht insbesondere die Dynamik
der spanischen Fleischindustrie hervor, die Deutschland
wohl die europäische Krone kosten wird.
Das europäische Spielfeld setzt seine Umstrukturierung anhand
ter diesen Themen verstecken sich vielfach voneinander abweichende
weiterer Fusionen und Übernahmen fort. Dabei schrumpft
die Anzahl Feldspieler zugunsten größerer Player. Dieser Trend
zeichnet sich auch in Belgien ab. Darüber hinaus spezialisieren
sich stets mehr Betriebe auf Nischenmärkte.
René Maillard, scheidender Chef des Belgian Meat Office
in Brüssel bedauert, dass das Zeitalter der aufwändigen
Argumentation vorbei ist.
Agenden von Stakeholdern.
Dem Sammelbegriff „Nachhaltigkeit“ kann ich nur mit Ironie
begegnen: Jeder interpretiert die Nachhaltigkeit nach seinem
Gusto. Inzwischen beschäftigt jedes Unternehmen, das etwas auf
sich hält, einen „Sustainability Manager“. Mir scheint, dass der
Mensch seit Adam und Eva meint, mit seinen Taten zu ewigem
Leben beitragen zu müssen.
Zur Illustration: Der Mensch hat mit seinem Einfallsreichtum
– der ihn, so denke ich doch, von der Tierwelt unterscheidet –
Verfahren entwickelt, um die aufgrund seines Jagd- und Überlebensinstinktes
teuer erkämpften Beutetiere durch Salzen, Pökeln,
Trocknen und Kochen maximal haltbar zu machen. Wenn
das kein Nachhaltigkeitsversuch ist! Nun ja, heute ist der Begriff
– den Gesundheitspäpsten sei Dank – zu einem äußerst ungesunden
Prozedere mutiert. Nobody is perfect.
Es ist offensichtlich, dass die Fleischbranche zum Spielball der
gestiegenen gesellschaftlichen Intoleranz geworden ist. So
schwelt ein Streit zwischen Verfechtern und Anti-Verfechtern.
Vorbei ist das Zeitalter der aufwändigen Argumentation. Stattdessen
werden Slogans hin- und hergeworfen, was in der Tat
deutlich weniger anspruchsvoll ist.
„DEM BEGRIFF
‚NACHHALTIGKEIT’ KANN ICH NUR
MIT IRONIE BEGEGNEN.“
Auffallend ist auch die Kurzlebigkeit von Themen, die die
Fleischbranche beschäftigen. Während ein Thema im Rampenlicht
steht, ist es bereits im Schatten des nächsten neuen Modethemas
verschwunden. So kommt in der jüngsten Vergangenheit
eine ganze Themenreihe zusammen, von Geiz ist geil über
die Nachhaltigkeit und Regionalität bis zum Klima und der ethischen
Diskussion bezüglich der intensiven Viehwirtschaft. Hin
10 4/2019 F leisch-Marketing