SCHWERPUNKT • GRILLEN
sieht er eine wachsende Bedeutung der
amerikanischen Steak-Kultur mit attraktiven
Cuts, kombiniert mit hochwertigen Rassekonzepten.
Dass das „American BBQ in
Deutschland längst Fuß gefasst“ hat, ist für
Dr. Ingo Stryck, unübersehbar. Dazu passend
halte der Burger-Trend an. Deshalb
würden wieder viele runde, saftige Geflügel-
Patties auf dem Rost landen, glaubt der Geschäftsführer
Marketing bei Wiesenhof.
Und für Barbara Hammes, Marketing & Sales
Activation Executive Mid Europe The
Kraft Heinz Company, gilt in diesem Jahr:
„Intensiv rauchiges BBQ Aroma ist Trumpf!“
Ein verstärktes Qualitätsbewusstsein
der Verbraucher konzediert Patricia van
Krieken, Marketingmanagerin bei der Van
Drie Group. „Auch bei Grillprodukten greifen
sie immer mehr zu hochwertigem
Fleisch“, erläutert sie. Ins gleiche Horn
stößt Ralph Biemann. „Der Trend geht
weg von den Billigsorten hin zu hochwertigen
Premium Grillsaucen“, bekräftigt der
Marketingleiter bei Händlmaier.
Trend zur Professionalisierung
Bei Kühne hat man eine „klaren Professionalisierungstrend
vom schnellen Grillen
zum zelebrierten BBQ-Lifestyle“ erkannt.
In der Folge profiliere sich die vorwiegend
männliche Zielgruppe mit exklusivem Zubehör
und erstklassigen Zutaten, hat der
Feinkosthersteller beobachtet. Gestützt
wird die Einschätzung von Guido Boberg.
„Das zunehmende Know-how auf Seiten
der Verbraucher, auch im Hinblick auf das
Equipment, steigert gleichzeitig das Interesse
an Gewürzen, Marinaden und Grillsaucen
in Premiumqualität“, sagt er. Der
Marketingleiter von Avo prognostiziert,
dass 2019 darüber hinaus im Zeichen eines
wachsenden Bio-Marktes stehen wird.
Ähnlich sieht das Stephan Holst. Der Bereichsleiter
Marketing-Kommunikation bei
Bell Deutschland hat festgestellt, dass sich
Verbraucher aufgrund des gestiegenen Ernährungsbewusstseins
„auch beim Grillen
nachhaltige und natürliche Produkte“
wünschten. Die größten Umsatzbringer in
der Saison seien allerdings die traditionellen
Grillprodukte wie die Thüringer Rostbratwurst,
berichtet Holst. Dass traditionelle
– und regionale – Spezialitäten weiterhin
„sehr angesagt“ sind, steht auch für Christian
Wolf, Geschäftsführer des gleichnamigen
Unternehmens außer Frage.
Geteilt wird seine Meinung von Matthias
Gaida. Der Geschäftsführer Vertrieb bei
Gutfried ist überzeugt, dass sich daran
„alljährlicher Produktinnovationen zum
Trotz“ langfristig nichts Gravierendes ändern
werde. Eine interessante Erklärung
für den anhaltenden Trend liefert der
Marketingleiter von Metten. „Während
zum Start einer Grill-Saison viele Verbraucher
gerne zu exotischen Geschmacksrichtungen
und neuen Sorten greifen, fokussiert
sich die Nachfrage im Laufe des
Sommers immer mehr in Richtung der
klassischen Sorten“, sagt Carsten Bürger.
Aufgrund der immer länger werdenden
Saison stehen aber auch Variationen verstärkt
im Fokus. So hat eine Markterforschung
des Gewürzspezialisten Fuchs ergeben,
dass sich 67 Prozent der Befragten
„mehr Abwechslung und neue Ideen für
Grillgerichte“ wünschten. Dieses Ergebnis
deckt sich mit der Einschätzung des österreichischen
Unternehmens Wiesbauer:
„Der Grill-Liebhaber ist gerne bereit innovative
Spezialitäten auszuprobieren.
Schmeckt es ihm, kauft er diese wieder!“
Da „auf dem Teller das Fernweh zugenommen“
hat, wie Indasia-Geschäftsführer
Arnold Juretko formuliert, überrascht es
nicht, dass das Grillen laut Harald Wieser,
Frutarom Savory Solutions Austria, „in den
letzten Jahren internationaler geworden ist
– von Brai über Asado bis zum Südstaaten-
BBQ.“ Vor allem jüngere Zielgruppen erwiesen
sich als sehr probierfreudig und offen
für Spezialitäten aus anderen Ländern, hat
Sybille Jech, Brand Manager Campofrio
Food Group Deutschland, beobachtet.
Von den Kunden verlangt wird auch ein
hoher Conveniencegrad. „Die Verbraucher
wünschen es, so bequem wie möglich. Das
gilt auch für alle Grillfans, die insgesamt
Produkte schätzen, die wenig Arbeit machen
und dabei trotzdem eine hohe Ernährungsqualität
garantieren“, sagt Ulrike
Rücker. Darüber hinaus gewännen – wie
im gesamten Fleischbereich – eine nachhaltige
Produktion und ein hoher Tierwohlaspekt
an Bedeutung, betont die
Marketingleiterin der Plukon Food Group
in Deutschland.
Das gilt auch für vegetarische und vegane
Produkte, die laut Arnold Juretko keine
Modeerscheinung mehr sind und „für viele
Kunden mittlerweile auf den Grill gehören“.
Da Rügenwalder Mühle eine verstärkte
Nachfrage nach pflanzlichen
Alternativen ermittelt hat, wurde das Angebot
in diesem Jahr um neue vegane Produkte
ergänzt.
Unterschiedlich fallen die Antworten
aus, wenn nach der Entwicklung zum
Ganz-Jahres-Grillen gefragt wird. Während
für Handl eine solcher Trend nicht „signifikant
spürbar“ ist, so dass das Grillsortiment
nur zur Saison angeboten wird, steht
er für Bastian Beie, Geschäftsführer Block,
außer Zweifel, obwohl es „in den Monaten
April bis August einen deutlichen Schwerpunkt“
gibt. Volker Leonhardi, Marketingleiter
Develey, meint, Wintergrillen“
spiele „zwar noch keine flächendeckende,
aber doch eine zunehmend wichtige Rolle“.
Matthias Gaida weist darauf hin, dass immer
mehr Händler ganzjährig zumindest
ein kleines Grill-Sortiment führen. Das zeige,
„in welche Richtung sich der Markt zukünftig
noch entwickeln wird“, bemerkt
der Geschäftsführer Vertrieb bei Gutfried.
Mit appetitanregenden Präsentationen in der Theke kann der Lebensmitteleinzelhandel – wie hier
das Wittlicher Shopping Center Bungert – das Grillgeschäft anfeuern.
22 4/2019 F leisch-Marketing