Unternehmen & Konzepte
Dänemark setzt auf
Antibiotika-Reduktion
Der Dänische Fachverband der
Land- & Ernährungsindustrie,
Landbrug & Fodevarer, lud zu
einem Presseseminar nach
Kopenhagen ein. Ziel der Veranstaltung
war es, der deutschen
Fachpresse zu zeigen, welche
Aktivitäten und Anstrengungen
die dänische Fleischwirtschaft
unternimmt, um ein qualitativ
gutes und gesundes Schweinefleisch
im Markt zu platzieren.
Der dänische Fachverband der Land-
und Ernährungswirtschaft umfasst
neben der Land- und Ernährungswirtschaft
eine Reihe von mit ihr verbundenen
Wirtschaftszweigen. Verbandsmitglieder
sind mehr als 30.000 Landwirte sowie
300 Unternehmen. Damit ist Landbrug &
Fodevarer einer der bedeutendsten dänischen
Wirtschaftsverbände und repräsentiert
die gesamte Wertschöpfungskette vom
Landwirt bis zur Ladentheke. Die Land- und
Ernährungswirtschaft steht mit einem Ausfuhrvolumen
von 166 Milliarden Kronen für
rund ein Viertel des gesamten dänischen
Ausfuhrvolumens.
Im Dänischen Fachverband ist Betriebswirtin
Kirsten Vernon Kristiansen Leiterin für
Export und Marketing von Schweinefleisch
aus Dänemark für Deutschland und Schweden.
Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem
die Verbreitung von Fachwissen über Fleisch
aus Dänemark und dessen Qualitätsmerkmale
– beispielsweise die Haltungssysteme und
Qualitätssicherungsprogramme. Bei dem
Presseseminar hob Kristiansen die wirtschaftliche
Bedeutung der dänischen Fleischwirtschaft
hervor: Dänemark habe die fünftgrößte
Für dänische Verbraucher sind in den vergangenen Jahren Klima- und Umweltwünsche in den Fokus gerückt.
Anzahl von Schweineschlachtungen in
der EU, erklärte sie. Zunehmend wichtige
Themen in ihrem Arbeitsbereich seien Klima
und Nachhaltigkeit sowie Verbraucherakzeptanz
im Zusammenhang mit Fleischverzehr,
sagte Kristiansen weiter.
Asger Kjaer Nielsen, Qualitätschef der dänischen
Schweinebranche im Fachverband,
erläuterte in kurzen Zügen die zukünftige
Strategie der dänischen Fleischwirtschaft. Es
werde 2020 ein Handlungsplan für Tierwohl
entwickelt, wobei eine intensive Zusammenarbeit
mit Nichtregierungsorganisationen,
dem Lebensmitteleinzelhandel, den Schlacht-
höfen und Tierärzten angestrebt wird. Darüber
hinaus werden Lokalanästhesie und
Schmerzlinderung bei der Kastration, eine
höhere Ferkelüberlebensrate, Abferkelbuchten
für lose und laktierende Sauen, mehr intakte
Ringelschwänze angestrebt. Darüber
hinaus soll das dänische Tierwohlkonzept
viel stärker bei den Absatzpartnern kommuniziert
werden.
Zentrales Anliegen der dänischen Fleischwirtschaft
ist seit Jahren, eine deutliche Antibiotika
Reduktion in der Produktion zu erreichen.
Jan Dahl, Tierarzt und Spezialist für
Epidemiologie im Dänischen Fachverband,
wies darauf hin, dass Dänemark ein europäischer
Vorreiter sei. Entscheidend sei auch die
vor Jahren beschlossene Trennung von Veterinärberatung
und Antibiotika-Verkauf. Das
zukünftige Konzept sieht vor: keine Antibiotikabehandlung
von der Geburt bis zur Schlachtung,
Fokus auf Impfung und Hygiene (sauber,
trocken, warm), Rein-Raus (all in, all out), keine
Transporte zwischen den Einheiten und
eine optimale Fütterungsstrategie. Vor allem
die Rein-Raus-Strategie sei Grundvoraussetzung
für einen konsequenten Hygieneplan.
Die intensiven und aufwendigen Maßnahmen
des dänischen Fachverbandes haben natürlich
auch einen gesellschaftspolitischen
Hintergrund. Darauf verwies Niels Peter Norring,
Abteilungsleiter Nachhaltigkeit, Umwelt
und EU beim Dänischen Fachverband. Er präsentierte
eine Grafik mit Entwicklungen, die
auch in Deutschland besonders im Fokus der
Öffentlichkeit stehen. Eine Befragung der dänischen
Bevölkerung ergab im Jahr 2010,
dass Themen aus dem Gesundheitsbereich
noch vor dem wirtschaftlichen Aufschwung
ganz weit vorne standen, während Themen
wie Klima- und Umweltpolitik weit abge-
34 8/2019 F leisch-Marketing