EDITORIAL Fleisch-Marketing
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Fleisch und
„Friday for Future”
Die „Friday for Future”-Bewegung hat nicht nur den Grünen bei den Europawahlen
und im Deutschlandtrend mehr als 20 Prozent ermöglicht, sondern auch den Markt
für Fleischalternativen gestärkt. Insbesondere die Discounter, die bislang in der
Veggie-Kategorie schwach unterwegs waren, haben sich des Themas angenommen.
Nachdem zwei Lidl-Aktionen mit den pflanzenbasierten TK-Burgern von Beyond
Meat viel Zuspruch bei den Kunden gefunden hatten, folgte Netto. In einer Aktion
bot die Edeka-Tochter in 4260 Filialen die Fleischalternative im SB-Frische-Regal an.
Man wolle dem Wunsch der Verbraucher nach pflanzlichen Fleisch-Alternativen
nachkommen und den Kunden aktuelle Food-Trends anbieten. Wer zum Veggie-
burger greife, wähle die umweltschonendere Alternative, hieß es zur Erklärung
aus der Netto-Zentrale. Dass Aldi Süd und Nord im August mit pflanzlichen Burger-
Patties nachziehen, kann angesichts dieser Entwicklung nicht überraschen.
Fest steht, dass der Markt für Fleischersatzprodukte wächst. So berichtet die
Rügenwalder Mühle, die für sich einen Marktanteil von 40 Prozent in diesem Segment
FLEISCH-MARKETINGIhr direkter
Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wie nachhaltig der Hype ist, vermag
indes noch keiner zu sagen. Auch die Frage, ob er sich spürbar und dauerhaft im
Kaufverhalten der Konsumenten niederschlägt, ist offen. Denn auch die Zahl der
Urlaubsflüge ist trotz „Flugscham“ laut Reisebranche in diesem Jahr nicht zurück-
gegangen.
Eine Umorientierung der Verbraucher in Richtung eines umwelt- und artgerechten
Konsums ist jedoch unverkennbar. Die Branche muss sich auf einen geringeren
Verkauf von Fleisch und Fleischprodukten einstellen, darf aber dafür hoffen, dass
der Verbraucher bessere Qualität auch entsprechend honoriert. Insofern kann
die Konkurrenz durch pflanzenbasierte Alternativen auch eine Chance sein, art-
gerechte Lebensbedingungen für die Tiere durchzusetzen.
Übrigens: Die Grünen lagen in diesem Jahrzehnt in Umfragen schon einmal bei
mehr als 20 Prozent. Doch bei der Bundestagswahl zwei Jahre nach dem Reaktorunfall
8/2019 F leisch-Marketing
reklamiert, von einer 28-prozentigen Umsatzsteigerung in den ersten fünf
von Fukushima war der Zuspruch auf 8,4 Prozent gesunken.
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Norbert Gefäller