Unternehmen & Konzepte
Der dänische Schweinesektor
hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt.
Bis zum Jahr 2021 will die
Branche jährlich rund 1,5 Millionen
Mastschweine aus antibiotikafreier
Aufzucht schlachten.
Das vom dänischen Schlachtkonzern
Danish Crown gemeinsam mit dem
Seges Danish Pig Research Centre im
Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft
und verschiedenen wissenschaftlichen
Einrichtungen ins Leben gerufene
Projekt zur antibiotikafreien Produktion
von Schweinefleisch, genannt Goa, ist auf Erfolgskurs.
Im vergangenen Jahr hat das Genossenschaftsunternehmen
rund 200.000
Schweine aus dem Programm geschlachtet
und vermarktet. Das Fleisch liefert der weltweit
größte Exporteur von Schweinefleisch
vornehmlich an Großhändler in Europa und
den USA. Auch dänische Restaurants und
Fleischer-Fachgeschäfte beziehen Goa-
Schweinefleisch.
Besondere Anforderungen
„Unseres Erachtens wird die Nachfrage nach
Produkten aus antibiotikafreier Erzeugung
in den kommenden Jahren weiter steigen“,
meint Søren Tinggaard, Vizepräsident Export
bei Danish Crown und verweist in diesem
Zusammenhang auf das große Interesse
an Goa-Ware von Kunden in den Vereinigten
Staaten, Europa, Asien und Australien. In diesem
Sommer kommen die ersten Produkte
aus dem Programm auch in den deutschen
Lebensmitteleinzelhandel. Ausgewiesenes
Ziel ist es, die Schlachtzahlen kontinuierlich
zu steigern. Bis das Projekt 2021 ausläuft
will man im Jahr 1,5 Millionen Schweine aus
antibiotikafreier Aufzucht an den Haken
bringen.
Die dänische Landwirtin Stine Mikkelsen
ist von Beginn an bei dem Projekt mit von
der Partie. Sie bewirtschaftet auf der Ostseeinsel
Bornholm einen Ferkelaufzucht- und
einen Schweinemastbetrieb. „Die erfolgreiche
Durchführung der antibiotikafreien Aufzucht
stellt besondere Anforderungen an das
Management sowie an eine Reihe von weiteren
Produktionsparametern. Wir dürfen
zum Beispiel weder tierische Fette noch
Blut- oder Fischprodukte verfüttern. Der
komplette Verzicht auf Fischmehl ist eine Herausforderung,
„Die antibiotikafreie
Aufzucht
hat Zukunft“,
sagt die dänische
Landwirtin Stine
Mikkelsen.
Mit Strategie
zum Erfolg
für die wir aber eine gute Lösung
gefunden haben”, berichtet Mikkelsen.
Beim Abferkeln spielt die Stallhygiene eine
zentrale Rolle. Hier setzt die Dänin unter anderem
auf Kartoffelmehl, das in die Buchten
eingestreut wird. „Anfangs beobachteten wir
in den Tagen nach dem Werfen im Klimastall
Fälle von Gelenkentzündungen, Verdauungsbeschwerden
und Nabelbrüchen. Die im Kartoffelmehl
enthaltenen Ballaststoffe zeigen
hier eindeutig eine positive Wirkung“, sagt
Mikkelsen. Pro Abferkelbucht verwendet sie
eine Handvoll Kartoffelmehl, pro Klimabucht
eine halbe Kelle.
Heute verzeichnet die Landwirtin kaum
noch Absetzdurchfall. Das führt sie auf einen
hohe Hygienestatus und den Einsatz von
Kartoffelmehl zurück. „Die antibiotikafreie
Aufzucht hat meines Erachtens Zukunft. Weniger
sicher bin ich mir, ob wir alles Schwei-
nefleisch aus antibiotikafreier Aufzucht in
Dänemark absetzen können”, so ihre Einschätzung.
Vor kurzem haben Danish Crown, die
Technische Universität sowie die Universität
Kopenhagen, das Statens Serum Institut und
das Seges Pig Research Centre ein groß angelegtes
Projekt aus der Taufe gehoben. Das
soll das Wissen über die antibiotikafreien
Aufzucht vertiefen und sie zu einem rentablen
Geschäft machen. Mit Fördermitteln aus
dem Grünen Entwicklungs- und Demonstrationsprogramm
des dänischen Umwelt- und
Lebensmittelministeriums in Höhe von 1,7
Millionen Euro stehen für das bis 2021 laufende
Vorhaben insgesamt rund zwei Millionen
Euro zur Verfügung. Das Projekt soll den
Erfahrungsaustausch intensivieren und beitragen,
die antibiotikafreie Aufzucht auszubauen.
38 6/2018 F leisch-Marketing