Unternehmen & Konzepte
Dänen honorieren
mehr Tierwohl
Das staatliche Tierwohlsiegel
trifft den Nerv der dänischen
Verbraucher. Rund 80 Prozent
der Konsumenten im Königreich
stehen voll hinter dem neuen
dreistufigen Konzept.
In Dänemark ist das staatliche Tierwohlsiegel
erfolgreich gestartet. Das dreistufige
Konzept, das die Verbraucher des Nachbarlandes
im Lebensmitteleinzelhandel zunächst
bei Schweinefleisch an ein bis drei
Herzen erkennen können, wird gut angenommen.
Nach Aussage von Jeppe Dahl
Jeppesen, Einkaufsdirektor bei Dansk Supermarked
Group, welche die Einzelhandelsketten
Føtex, Bilka und Netto betreibt, haben die
Geschäfte des Unternehmens im ersten Monat
nach der Einführung sieben Prozent weniger
konventionelle Ware verkauft. „Der
Umsatzanteil für Schweinefleisch mit einem
Herzen betrug bereits sieben Prozent. Bei
Bio-Fleisch, das nun an auch an drei Herzen
zu erkennen ist, verzeichneten wir sogar ein
Plus von 40 Prozent“, so Jeppesen. Auch die
Schlachtbranche des Landes hat Positives zu
vermelden. „Die Verbraucher kaufen zunehmend
Schweinefleisch mit dem Tierwohlsiegel“,
sagt Jakob Skovgaard, Verkaufsleiter bei
der Tulip Food Company, Tochterunternehmen
des Schlachtkonzerns Danish Crown.
„Schweinefleisch, das mit einem und zwei
Herzen vermarktet wird, macht schon jetzt
15 Prozent unseres Frischfleisch-Umsatzes
aus“, konstatiert Skovgaard. Dabei dürfte es
aber nicht bleiben, denn die Branche hat sich
das Ziel gesetzt, den Marktanteil für Schweinefleisch
aus dem Tierwohl-Programm in
den kommenden Jahren auf mindestens 30
Prozent zu steigern. Auch bei anderen alternativen
Programmen stehen die Zeichen auf
Wachstum. Laut Skovgaard steigt der Absatz
von Schweinefleisch aus Freilandhaltung
und ökologischer Erzeugung stetig.
Niels Aage Arve ist vom Tierwohlsiegel überzeugt. „Dadurch leben meine Schweine unter besseren
und natürlicheren Bedingungen. Sie haben mehr Stroh als Beschäftigungsmaterial und mehr Platz.
Für mich und meine Mitarbeiter bedeutet es viel, dass es den Schweinen gut geht”, sagt der Produzent
von Ein-Herz-Schweinen.
Die dänische Branche hat mit dem staatlichen
Tierwohlsiegel namens Bedre Dyrevelfærd
– übersetzt: „Besseres Tierwohl“ – die
Weichen für die Zukunft richtig gestellt, wie
eine aktuelle Verbraucherbefragung zeigt.
Laut der vom Dänischen Fachverband der
Land- & Ernährungswirtschaft beim Marktforschungsunternehmen
Gallup in Auftrag
gegebenen Studie stehen die Menschen im
Königreich voll hinter dem neuen staatlichen
Tierwohlsiegel. Rund 80 Prozent der
Interviewten sehen das Konzept sehr positiv
beziehungsweise überwiegend positiv.
Klarheit an den Kühlregalen
Das Siegel ist Bestandteil des sogenannten
Sieben-Punkte-Programms zur weiteren
Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung,
das der damalige dänische Minister
für Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei
Dan Jørgensen 2014 auf den Weg gebracht
hat. Kirsten Vernon Kristiansen, Leiterin
Export & Marketing Management
Deutschland und Schweden beim Dänischen
Fachverband, betont einen wichtigen Aspekt
des staatlichen Tierwohlsiegels: „Mit seiner
Einführung herrscht für die Konsumenten
nun Klarheit an den Kühlregalen des Lebensmitteleinzelhandels.
Je nach Größe der Geldbörse
können die Verbraucher das Tierwohl
durch den Kauf von Produkten mit ein, zwei
oder drei Herzen fördern.“
Im Rahmen des diesjährigen dänischen
Schweinekongresses, der Ende Oktober im
jütländischen Herning stattfindet, werden
internationale Fachleute unter anderem die
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse
rund um das Thema Tierwohl vorstellen
und diskutieren. Im Fokus stehen dabei
auch neu entwickelte Stallsysteme für freilaufende
trächtige Sauen und der aktuelle
Forschungsstand bei den Themen Verzicht
auf Ferkelkastration und Schwänze kupieren.
Darüber hinaus berichten Experten
über die Potenziale einer antibiotikafreien
Produktion von Schweinefleisch. Jais Valeur,
CEO des dänischen Schlachtunternehmens
Danish Crown, wird außerdem die
zukünftigen Strategien der Genossenschaft
vorstellen.
44 10/2017 F leisch-Marketing