anuga 2017
Die Grafik zeigt, welche Informationen der Verbraucher wählt. Dabei wird sowohl die Häufigkeit (usage)
als auch die Einschätzung der Zuverlässigkeit (reliability) berücksichtigt. Mit weitem Abstand führen die
Verpackungsinformationen, auf die nicht nur oft zurückgegriffen wird, sondern die auch hohes Vertrauen
genießen. Während es nicht überrascht, dass den Ratschlägen von – allerdings selten frequentierten –
Ärzten große Bedeutung beigemessen wird, verblüfft die – bei beiden Parametern – schlechte Plat-
zierung von sozialen Medien.
Folglich setzte sich die Vlam-Studie auch
mit den Gründen für den Fleischverzicht
auseinander. Grundsätzlich bestimmen die
Themen Gesundheit, Umweltbelastung,
Preisgefüge, Tierwohl auch in Belgien die
Ernährungsdiskussionen. Doch während
bei der Fleischreduktion Gesundheitsas-
pekte die beherrschende Rolle spielen,
wird ein vollkommener Verzicht überwiegend
mit ethischen Gründen – Umwelt und
Tierwohl – begründet. Für die niedrige
Akzeptanz von Fleischersatzprodukten im
Königreich fand Michiels mehrere Erklärungen.
Der belgische Konsument greife
in erster Linie zu bekannten Speisen, und
die Substitute seien nicht präsent in den
Köpfen. Überdies werde oft der Geschmack
dieser Produkte kritisiert, und der relativ
hohe Preis mache sie zu einer teuren Alternative,
sagte der Marketing-Manager.
Mit dem – oft irrationalen – Verhalten
der Konsumenten beschäftige sich auch
das Referat von Filip Degreef. Der Spezialist
für sozial-kulturelle Ernährungsforschung
wies darauf hin, dass Lebensmittel
nie sicherer als heute waren, die Ver-
braucher aber große Bedenken hätten.
Vor allem unsichtbare Risiken machten
ihnen Angst, so könnten sie beispielsweise
dem Schweinefleisch nicht ansehen,
ob das Tier mit Antibiotika behandelt
worden sei. Für Unsicherheit sorge auch,
dass sich die Herstellung von Lebensmitteln
immer stärker von den Menschen fort
entwickelt.
Ein Blick auf die Exportaktivitäten der
belgischen Fleischindustrie warf BMOManager
Joris Coenen. Er berichtete, dass
die Hälfte der Produktion von insgesamt
1,1 Millionen Tonnen in den Export gehen.
Davon werden 88 Prozent in den EU-Binnenmarkt
geliefert – vor allem nach
Deutschland. Hinter dem mit 300.000
Tonnen größten Kunden folgen Polen und
die Niederlande. Außerhalb der EU ist
China der wichtigste Markt, obgleich der
Absatz zuletzt etwas ins Stocken geraten
ist. Trotz dieser Entwicklung ist sich
Coenen sicher, dass die Volksrepublik ein
bedeutender Käufer für EU-Ware bleiben
wird. Skeptischer ist der Fleischexperte
angesichts der afrikanischen Schweinepest.
Sie komme näher und das bereite
ihm Kopfzerbrechen, sagte Coenen.
Belgian Meat Office mit frisch gestyltem Logo
Belgian Meat Office hat seinem
bekannten Logo (links)
einen neuen Anstrich verpasst.
Trotz der optischen
Modernisierung behält das
Markenzeichen mit dem blauen
Eyecatcher seinen starken Wiedererkennungswert. Die Position des blauen Auges, das
für Transparenz in der belgischen Fleischbranche steht, wurde von der rechten auf die
linke Seite verlagert. Die Blickrichtung des Auges bleibt dem Schriftzug „Belgian Meat Office“
treu, der jetzt an der rechten Seite positioniert ist. Hier wurde auf fettgedruckte
„Frutiger“-Großbuchstaben gesetzt. Dem Rotstift zum Opfer gefallen ist die grüne Trennlinie
sowie der Hinweis auf die inzwischen fest etablierte Website www.belgianmeat.com.
Zum Schluss wurde der Rotstift abermals eingesetzt, diesmal allerdings um den Schriftzug
im „Belgian Meat Office“ prägnant zu unterstreichen. Das neue Logo ziert ab sofort
sämtliche Werbeauftritte von Belgian Meat Office.
60 Prozent der Belgier greifen mindestens
viermal wöchentlich zu Fleisch, 25 Prozent
sogar täglich. Der Pro-Kopf-Verzehr von
Fleisch wird für 2016 auf 19 Kilogramm beziffert.
Hinzu kommen zehn Kilogramm Geflügel
und Wild. Der Studie zufolge sorgen
die belgischen Fleischgenießer mit Fisch
und vegetarischen Gerichten für Abwechslung
auf ihrem Speisenplan. Der Konsum
von Fisch, Weich- und Schalentieren beläuft
sich auf insgesamt sechs Kilogramm im
Jahr. Bei rund 20 Prozent steht Fisch einmal
pro Woche auf dem Speiseplan, und ebenso
viele Belgier legen einmal in der Woche einen
vegetarischen Ernährungstag ein. Vegetarische
Fleischersatzprodukte bringen
es auf 300 Gramm pro Person.
Obwohl Fleisch aufgrund des vertrauten
Geschmacks, der einfachen Zubereitung und
der hohen Verfügbarkeit zu überschaubaren
Preisen eng mit der belgischen Esskultur
verwoben ist, sinkt der Verzehr kontinuierlich:
Während 2008 noch 35 Kilogramm
Fleisch pro Kopf verzehrt wurden, waren es
2016 nur 29 Kilogramm. Und bei einer Befragung
von belgischen Haushalten nach ihren
Einkaufsgewohnheiten gaben 37 Prozent an,
ihren Fleischverzehr im Vergleich zum Vorjahr
reduziert zu haben. Ferner erklärten 28
Prozent der Befragten, eine Reduzierung
ihres Fleischkonsums zu erwägen.
10/2017 Fleisch-Marketing 37