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WAS IST REGIONAL?
Marco Theimer
Chefredakteur Meat
Eine gute Frage, oder? Die stellen sich sicher auch viele Verbraucher
und Kunden immer wieder einmal. Ein Jungbullensteak aus dem
Supermarkt, das in einem Fleischwerk der zugehörigen Handelskette
100 km oder mehr entfernt vakuumverpackt wurde? Eine Tomate aus einem
Treibhaus in der bayerischen Provinz, die vor allem in Bavaria verkauft wird?
Ein Schweineschnitzel konventioneller Herkunft vom Spaltenboden im Dis-counter?
Ein Dry-aged-Tomahawk vom Rind beim Metzger des Vertrauens, der
seine Tiere beim wenige Kilometer entfernten Landwirt selbst abholt, schlach-tet
und verarbeitet? Ein Rohschinken vom selbst geschlachteten Stroh-schwein,
der vom Direktvermarkter in seiner Hofmetzgerei angeboten wird?
Oder ein Braten vom Rind, das in einer mobilen Schlachtbox stirbt und online
vermarktet wird? Diese Beispiele lassen viele Meinungen und Überzeugun-gen
zu. Ich bin davon überzeugt, dass regional am ehesten bedeutet, dass im
Falle von Fleisch und Wurst wenn möglich der eigene Landkreis als Einkaufs-stätte
dienen sollte – und das sind Sie liebe Leserinnen und Leser.
Doch das ist für viele Deutsche eine Wunschvorstellung, da es gar keinen
Fleischer, Metzger oder Schlachter mehr in erreichbarer Nähe zum Wohnort
gibt. Und wie kann man Fleisch regional erzeugen und mit einem schönen
aufgeklebten Label vermarkten, wenn es gar keinen Schlachthof mehr in
der Region gibt? „Fakt ist: 80 % des Fleisches, dass in Deutschland gegessen
wird, wird in acht großen Schlachtfabriken geschlachtet. Das wurde in den
1980er- und 1990er-Jahren so entschieden und von der Gesellschaft so an-genommen“,
sagt der Moderator, Journalist und Metzgersohn Klaus Reichert.
So ist es – muss es aber nicht sein. Mit seinem Bruder Thomas Reichert,
Obermeister der Fleischer-Innung Frankfurt-Darmstadt-Offenbach setzt er
sich mit dieser Thematik immer wieder auseinander – in Radio und TV, im
Podcast und Buch „Fleisch ist mir nicht Wurst“ oder als geschätzter Experte in
Video-Meetings wie dem „Trüffeljagd digital talk“. Es gilt bestehende regionale
Schlachtstätten zu erhalten und Betrieben, die heute schon verantwortungs-voll
und nachhaltig wirtschaften keine Steine in den Weg zu legen.
Das ist auch eine Forderung die der Deutsche Fleischer-Verband unter-stützt.
Dieser nahm die erste digitale Obermeistertagung (s. S. 8) zum Anlass
seine Mitglieder – in diesem Falle 78 Innungen – im Vorfeld zum Themenkom-plex
Regionalität zu befragen. 42 % der Betriebe beziehen ihr Schweinefleisch
aus einem Umkreis von 20 km, 14 % sogar aus 10 km Umkreis. Beim Rindfleisch
sind es 32 % (20 km) und 18 % (10 km). Ein gutes Drittel (31 %) sieht sich durch
eine regionale Schlachtstätte gut versorgt, aber auch 29 % sehen diese
Versorgung als gefährdet an. Diese Zahlen sprechen zwar eine klare Sprache
und untermauen die Bedeutung des Fleischer- und Metzgerhandwerks als
Vorzeigebeispiel und Anker für Regionalität, doch es gilt weiterhin dafür zu
kämpfen, dass es noch lange so bleibt.
Mit den besten Wünschen für Sie und ihre Mitarbeiter! Bleiben Sie gesund!
& Greet
2021
Fleischerhandwerk und
Metzgerei der Zukunft
3. Fachkonferenz
25./26. Oktober 2021
in Fürstenfeldbruck
bei München
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