Fotos: Elviras Bauernladen, Theimer
nikerin für Landbau. Sie ist die Tochter von
Elvira und Richard Merklein, die ihren Bauern-laden
1997 eröffneten und auch schon mehr-fach
Bauabschnitte umsetzten. Auch Großva-ter
Paul Merklein war Landwirt und Metzger.
Die Familie hält eigene Tiere in Ställen sowie
auf den Weiden im Ort: eine Mutterkuhherde
mit rund 160 Stück Vieh (vorwiegend Limou-sin)
sowie 300 bis 400 Puten, die länger als
üblich gemästet und in einem separaten Be-reich
geschlachtet werden.
Vor zwei Jahren stellte man den Betrieb auf EU-Biolandwirtschaft
um. Seit 1. Januar 2021 ist
die Metzgerei für Bio-Rind zertifiziert. Bio-Läm-mer
und -Schweine kommen von Kollegen-betrieben,
auch die Lohnschlachtungen neh-
men zu. „Wir produzieren nur das, was wir
benötigen“, betont Katja Dallmann. In Zah-len
sind das pro Woche: montags 10 bis 14
Schweine, donnerstags vier Stück Großvieh
(Rinder, Ochsen) und freitags 30 bis 40 Puten.
Bald kommen 5 bis 20 Bio-Lämmer hinzu.
Etwa 20 Mitarbeiter sind beschäftigt. Durch
den gestiegenen Bedarf an Bestellungen wur-den
2020 weitere Mitarbeiter für den Bereich
Verpackung eingestellt. Alle Produkte und
Waren werden vorab telefonisch, per Mail oder
via Web-Shop bestellt und dann ausgeliefert
bzw. von den Kunden im Hofladen abgeholt.
PERSÖNLICH STATT ANONYM
Rund 3 bis 4 t Ware sind das in der Woche:
Frischfleisch, Hausmacher-Wurstwaren, Con-venience-
Gerichte im Glas, Burgerpatties, Ge-
räuchertes, Salami u.v.m. In mehreren Arbeits-
bereichen werden die Fleisch- und Wurst-spezialitäten
vakuumiert, verpackt, etiket-tiert,
vorkommisioniert und gelagert – in
Kühlräumen und der Ladentheke in Kisten
und später Beuteln. „Eine klassische Theke
im Laden haben wir seit Anfang 2020 nicht
mehr“, berichtet Katja Dallmann und ergänzt:
„Ohne Digitalisierung der Abläufe wäre es
aber nicht möglich, das hohe Aufkommen an
Waren zu stemmen“. Bei allem ist die Software
komMa eine große Hilfe: Die Bestellungen,
Pack- und Produktionslisten, Etikettierung,
Tourenlisten für die Navigation, Buchhaltung
und Rechnungswesen etc. laufen darüber ab.
Mehrere Vertriebswege wurden bisher getes-tet,
ausgebaut und weiterentwickelt. Im Hof-laden
holen Kunden mittwochs und freitags
von 16 bis 18 Uhr ihre Bestellungen ab. Für
die Direktbelieferung gibt es zwei „Bauern-hofflitzer“,
ein drittes Kühlfahrzeug ist bestellt.
Über 1.000 Haushalte im Raum Karlstadt und
Würzburg werden seit 2007 im Vier-Wochen-
Rhythmus direkt an der Haustüre beliefert, z. B.
in Himmelstadt, Rimpar, Estenfeld sowie vielen
Stadtteilen Würzburgs. Von 2.300 Bestellungen
im Jahr 2016 stieg die Zahl 2020 auf 4.638.
Zudem halten die „Flitzer“ seit 2017 freitags
(15 bis 15.30 Uhr) an der Würzburger
Talavera, wo die Kunden ihre Bestellun-gen
erhalten (Startjahr: 222, 2020: 804).
„Der persönliche Kontakt ist uns sehr
wichtig“, betont Katja Dallmann und
der Erfolg spricht für sich.
Doch das ist noch nicht alles: Seit
2016 dienen 36 Kunden selbst als
„Schlemmer-Boten“, bei denen wiede-
rum andere Besteller ihre Waren ab-holen.
Hier erfolgt die Belieferung
alle vier Wochen im Umkreis von
65 km rund um Aschfeld (2016: 222
Bestellungen/Jahr; 2020: 2.539). Beispiele
dafür sind etwa Bad Kissingen, Ochsenfurt,
Oberthulba, Schweinfurt oder Wertheim. Der
Durchschnittsbon liegt dabei stets im höheren
zweistelligen Bereich.
SOCIAL MEDIA & MORE
Ihr Vertriebskonzept stellte Katja Dallmann
2020 auf dem Netzwerk-Event „Meat & Greet“
in Fürstenfeldbruck vor – als Unternehmerin
und Mitglied des Vereins „Fleischerhandwerk
– wir sind anders“. 2018 nahm sie am Event
„Trüffeljagd Digital Lab“ teil, was ihr einen
Schub gab, in Sachen Social Media stärker
durchzustarten. Viele ihrer Beiträge auf Insta-gram
und Facebook plant die Mutter zweier
Teenager-Söhne nicht erst seit Homeschoo-ling-
Zeiten mithilfe eines entsprechenden
Tools (Tailwind) bis zu vier Wochen im Voraus.
Neben aktuellen Videos und Bildern sind das
wöchentliche Newsletter, Liefertermine oder
andere News. Seit Februar zählen auch die
zwei Bioland-Läden „QueerBeet“ (Würzburg-
Zellerau, Oberaltertheim) zum Kundenstamm,
für Bio-Rindfleisch. „Man muss immer schauen,
welche Türen sich öffnen könnten. Unser Weg
ist noch nicht zu Ende.“ mth
www.elviras-bauernladen.de
KONZEPT
ELVIRAS BAUERNLADEN –
EUSSENHEIM-ASCHFELD
Landwirtschaftlicher Betrieb in Unter-
franken mit eigenen Rindern und Puten.
Schlacht-, Zerlege- und Produktionsbetrieb
am Hof. Direktbelieferung von Kunden an
die Haustüre. Web-Shop, umfangreiche
Social-Media-Aktivitäten.
PROFI-PARTNER
Betäubungstechnik:
G. Abele Schlachtanlagen
Brühmaschine: G. Abele Schlachtanlagen
Füller: Rex Technologie
Gewürze: Hagesüd, Wiberg
(Frutarom Savory Solutions)
Kühlfahrzeug: Auto Senger
Paneelbau: Winkelplast
Räuchertechnik:
Reich Thermoprozesstechnik
Software: komMA Software AG
Schlachttechnik: Stefan Ochs
Vakuumtechnik: Komet
ERFOLGSFAKTOREN
Alles aus einer Hand – von der Aufzucht
über die Schlachtung und Zerlegung bis
hin zum Vertrieb
Mit der Zeit gehen – Online-Shop,
Hauslieferservice und Abholstation
Kein Zukauf von Fleisch und Wurst,
100 % eigene Herstellung
Kunden auf Instagram und Facebook
mitnehmen. Storys von der täglichen
Arbeit erzählen
Ehrlichkeit, Vertrauen und Authentizität
den Kunden gegenüber
EUSSENHEIM-ASCHFELD
FLEISCHER MIT ERFOLG
2/2021 27
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