Fotos: Gasthaus Metzgerei Diem
Anders als andere
Schon bei meinem erstem Besuch die-ser
genussorientierten, innovations-freudigen
Familie 2017 stand die feine
Metzger-Convenience im Fokus. Damals star-tete
der Online-Shop richtig durch und eine
neue Lagerfläche am Produktionsstandort
im Ortsteil Deisenhausen ging dafür in Be-trieb.
Geführt wird das Familienunternehmen
seit 25 Jahren in 9. Generation von Karl und
Ulrike Diem. Küchenchef ist Sohn Johannes
(28, Metzger und Betriebswirt), sein Bruder
Benedikt (26) Hotelkaufmann und Wirtschafts-fachwirt.
Karl Diem ist Metzgermeister, sieht
sich aber als Allrounder. Seine Frau Ulrike führt
den Verkauf. Das Diem-Team umfasst rund
42 Mitarbeiter/-innen.
„GUTHAUS“ WIRD REALITÄT
Mit dem ersten Corona-Lockdown im März
2020 entschied sich die Familie dazu, die
165 m² große Fläche im Untergeschoss eines
eigenen Nebenhauses, das auch einige der
27 Hotelzimmer beherbergt, neu auszubauen.
Und so wurde das ehemalige Reisebüro kom-plett
entkernt und das „Guthaus“ Realität. „Wir
betreiben bewusst keine Filialen, obwohl uns
welche angeboten werden. Unsere Philoso-phie
ist es, sich immer ums Haus zu erweitern“,
sagt Karl Diem. Der Name „Guthaus“ geht auf
die Familie Gut zurück, von denen die Diems
einst das Gebäude erwarben. „Und nur Gutes
gibt es jetzt auch wieder darin zu kaufen“,
schmunzelt er. Die alte Metzgerei wurde zwi-schen
Mai 2020 und dem Eröffnungstag am
8. September 2020 parallel betrieben. „Ge-gen
das Innenstadtsterben haben wir drei
weitere Schaufenster belebt – es gibt nichts
Vergleichbares in der Stadt“, sagt Benedikt Diem.
Diverse branchenbekannte Ladenbauer gaben
ihre Angebote ab. Doch letztlich plante und
realisierte die Familie ihr Vorhaben mit einem
ebenso wie sie leicht corona-gebeutelten aber
sehr kreativen und kooperativen Krumbacher
Messebauer, der ihre Ideen so umsetzte, wie
sie es haben wollte. „Wir haben schon viele
neue Läden von Kollegen gesehen. Die sind
auch schön. Doch wir wollten etwas anderes
als andere“, betont der Inhaber.
KREATIVITÄT & KULINARIK
Und das bemerken die Kunden schon beim
Betreten des neuen Ladens. Denn: Ihr Blick
fällt direkt auf eine grüne Fläche mit dem
Logo „Diem Guthaus“ in Sichthöhe über der
zentral angeordneten Kasse. Dunkler Schiefer
an den Wänden und übersichtlich gestaltete
Regale rechterhand sowie an der Rückwand
beherrschen das Bild. „Hier gibt es auch alles,
was es im Hotel gibt“, sagt Karl Diem. Selbst
gemischte Müslis und Salze, Marmeladen von
Mama Ulrike, Honig, Tee, Cantuccini oder den
Gin „Ginseblümchen“ – der in Kooperation
abgefüllt wird und in einem Extra-Regal steht.
Man kann nicht alles aufzählen bei dieser
Vielfalt. In den Regalen: Ketchup, Dressings,
Bio-Eier, Röstzwiebeln, Backspätzle u.v.m. Den
größten Raum nehmen die Fertiggerichte in
400-ml-Dosen ein. Alles selbst hergestellt, ab-gefüllt,
gebrandet und etikettiert – ebenso die
Wurstdosen (www.diem-feinkost.de). Die Krea-tivität
und Passion von Johannes Diem kommt
bei der Produktentwicklung voll zum Tragen.
Seit 2017 ist die Produktionsmenge an Fertig-gerichten
in Dosen gestiegen.
Und wo ist die Metzgertheke? Linkerhand,
vorbei am Sitzbereich, der pandiemiebedingt
ruht – doch eine Modelleisenbahn lässt hier
Kinderaugen strahlen. Rückwärtig der o.g.
grünen Fläche ein Kühlregal mit SB-Waren
wie Maultaschen-Variationen, Suppeneinlagen
oder Knödel. „Heißgeräuchertes am Stück läuft
hier auch viel besser als aus der Theke früher“,
sagt Karl Diem. Und darin ebenso ein gewis-ser
Anteil verpackter Ware, z. B. Bio-Rostbraten
vom Rind, Klassiker wie Leberkäse oder Gelb-wurst,
Frischfleisch und Grillspezialitäten, Perl-huhnbrustfilet
statt Maishähnchen oder die im
eigenen Weinkeller luftgetrocknete Weinkel-ler-
Salami in drei Sorten. Und ja: einen in die
Wand integrierten Dry Ager-Reifeschrank mit
Special-Cuts vom Rind und Tomahawks von
der „fetten Sau“ gibt es auch noch.
REGIONALE ERZEUGER
Die Metzgerei schlachtet selbst. Die Erzeuger
kennt Karl Diem seit Jahren. Bio-Rinder kom-men
vom Wiedenbauernhof Vögele (Ziemets-hausen)
KONZEPT
GASTHOF / METZGEREI /
HOTEL DIEM – KRUMBACH
In neunter Generation geführter Familienbetrieb
im Landkreis Günzburg. Kombina-tion
aus Gasthof, Metzgerei und Hotel.
Eigene Schlachtung und Produktion. Regio-naler
Bezug der Tiere. Großes Sortiment
an Fertiggerichten und Gläsern.
ERFOLGSFAKTOREN
Kontinuität in allen Belangen
Nie so sein, wie es andere von einem
erwarten
Familiärer Rück- und Zusammenhalt;
individuelle Fähigkeiten einbringen
Persönliche Präsenz der Familienmitglieder
Wertschätzung leben
sowie von den Bauen Pröll und Gold-stein
(Billenhausen), Schweine vom Landwirt
Max Müller (Billenhausen), die Bio-Variante
vom Bauer Zeller (Echlishausen). „Wir neh-men
die Nose-to-tail-Philosophie sehr ernst,
es wird nichts weggeworfen“, betont Johan-nes
Diem. Schwarten werden zu Aspik, Kno-chen
zu Fonds und Innereien auch verwertet.
„Alles in allem sind wir sehr zufrieden, wie sich
die Dinge bisher entwickelt haben“, resümiert
Karl Diem – hat aber sicher noch ein paar
Ideen in petto. mth
www.gasthof-diem.de
KRUMBACH
FLEISCHER MIT ERFOLG
2/2021 25
/(www.diem-feinkost.de)
/www.gasthof-diem.de