Trends & Märkte
Foto: Rewe
Im ausgezeichneten Markt in den Zeisehallen
wird eindrucksvoll gezeigt, wie ein
Nahversorger in einem traditionsreichen
Industriedenkmal realisiert werden kann.
Nahversorger im
Industriedenkmal
Einen bunten Strauß an Inspirationen für originelle Ladenbaukonzepte liefert das „Store Book 2019“.
Die vorgestellten Projekte zeichnen sich vor allem durch die exzellente Übersetzung von
Geschäftsideen in Raum und Atmosphäre sowie die Dialektik von Inhalt und Form aus.
Das vom dlv – Netzwerk Ladenbau
jährlich herausgegebene Werk versammelt
auf 240 Seiten international
und branchenübergreifend 45 aufregende
Neueröffnungen und Renovierungen – auch
aus dem Lebensmitteleinzelhandel. So zählt
zu den Projekten, die mit ihrem Ladendesign
und -konzept den Expertenbeirat überzeugen
konnten, auch die Rewe Zeisehalle in Hamburg.
Denn wo zwischen 1882 und 1979
Schiffschrauben gigantischen Ausmaßes –
beispielsweise für die Luxusjacht von Aristoteles
Onassis – gegossen wurden, bietet nach
einem aufwendigen Umbau ein Supermarkt
urbane Einkaufserlebnisse.
Im Erdgeschoss des Marktes im Hamburger
Stadtteil Ottensen gibt es statt langer Regalreihen
kleine Karrees, die die Sortimente
gliedern und die Kunden durch die Einkaufswelt
führen. Auf rund 1000 Quadratmeter
Verkaufsfläche kombiniert der Nahversorger
die Bedürfnisse der schnellen Verpflegung
mit den Ansprüchen an Frische, Qualität und
Regionalität beim Lebensmitteleinkauf. Die
Frischetheken für Fleisch, Wurst und Käse
mit einer Vielzahl von im Hause produzierter
Ware stellen den Mittelpunkt des Marktes
dar. Von hier aus erstrecken sich rundherum
die verschiedenen Abteilungen. Einen zentralen
Platz im Markt hat der selbstbetriebene
Gastro-Bereich. Dort erhalten die Kunden
verschiedene Gerichte und Snacks sowie einen
wechselnden Mittagstisch, der auch vegane
Angebote beinhaltet. Kunden können
sich zudem ihr Fleisch aus der Theke aussuchen,
das dann direkt im Zeise-Grill zubereitet
werden kann.
In die bestehende denkmalgeschützte
Stahlträgerkonstruktion wurde eine Empore
mit Sitzmöglichkeiten und einem Klavier installiert.
Die gemütliche Fläche dient den Kunden
dafür, aus der Vogelperspektive dem Treiben
im Supermarkt zuzuschauen. Die ge-
samte Inneinrichtung des Supermarktes
nimmt Bezug auf die Historie des Gebäudes.
So wird unter anderem eine ehemalige Gussform
für Schiffsschrauben durch einen Glasboden
überdeckt, beleuchtet und erlebbar
gemacht. Hervorstechend sind auch die
schweren rostigen Eisenträger für den Kran,
der über Jahrzehnte die Schrauben in der Halle
transportierte. Neben dem Eingang stehen
hinter Glas die Original-Öfen. Schwarz-Weiß-
Fotos aus dem Hamburger Stadtarchiv komplettieren
den Traditionsbezug.
Ebenfalls in das Buch geschafft hat es Edeka
Schmidt’s Markt XL aus Bad Säckingen. Mit
seinen 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche,
die nach traditionellem Markthallen-Konzept
gestaltet sind, bietet er vor allem viel Raum
und breite Gänge. Im üppigen Frischebereich
werden die Produkte mit speziellem, auf die
jeweilige Warengruppe abgestimmtem Licht
wirkungsvoll in Szene gesetzt. Verkleidungen
und Kühltheken sind in einem dunklen
Braunton gehalten, was im Zusammenspiel
mit dem etwas helleren Boden für eine warme
Atmosphäre sorgt. Die Decke besteht im
Bereich der Fisch- und Fleischwaren aus
Sichtbeton, in den Abteilungen Obst und Gemüse
sowie Käse aus profilierten Metallblechen.
Sämtliche Versorgungsleitungen liegen
frei und unterstreichen den Markthallencharakter
von Schmidt’s Markt XL.
Erhältlich ist das im Callwey Verlag erschienene
Store Book 2019 über die Buchhandelskanäle
sowie beim dlv – Netzwerk Laden-
bau e.V. zum Preis von 89 Euro.
12 5/2019 F leisch-Marketing