Fotos: © www.Lindner-Group.com, Mike König
ZUM WOHLE ALLER
Unweit seines Firmenhauptsitzes eröffnete die Lindner Group in Leberfing
den „Land.Luft Hof“. Auf rund 45 Hektar Nutzfläche werden die Tiere
ganzjährig im Freiland gehalten, auf der Weide geschlachtet und in der
hofeigenen Metzgerei verarbeitet.
Als größter Arbeitgeber im Landkreis
Rottal-Inn ist die Lindner Group aus
dem niederbayerischen Arnstorf nicht
nur als international tätiges Bauunternehmen
bekannt. Zum Baugeschäft, der Pflege- und
Hotelbranche gesellte sich nun eine nachhal-tige
Land- und Forstwirtschaft. Die Eröffnung
des Hofes im Juni verkörpert ein völlig neues
Konzept, das sich deutlich von anderen Bio-betrieben
abhebt: traditionelle Viehzucht
alter, bedrohter Nutztierrassen, ganzjährige
Freilandhaltung, Schlachtung auf der Weide,
Weiterverarbeitung in der Metzgerei vor Ort
sowie Verkauf der Waren im Hofladen. Prof.
Dr. Dr. habil. Manfred Gareis vom Lehrstuhl für
Lebensmittelsicherheit an der LMU München,
der das gesamte Projekt wissenschaftlich be-gleitet,
sieht es als wertvolles Pilotprojekt, um
Tradition und Kultur in Bayern zu erhalten.
ROBUSTE RASSEN
Die Tierhaltung ist auf das Tierwohl ausgelegt
und aufgrund der Wirtschaftlichkeit und den
Vorschriften entsprechend straff organisiert.
Möglich ist die ganzjährige Freilandhaltung
durch die traditionelle Haltung alter, selten ge-wordener,
robuster Nutztierrassen. Die Hühner
„Les Bleues“ etwa stammen genetisch vom
Bressehuhn ab und sind Symbol für die Zwei-nutzungsrasse.
Die Hennen dienen vor der
Schlachtung der Eierproduktion und geben
nach der Fruchtbarkeitsphase ebenso wie die
Hähne exzellentes Fleisch ab. Ebenso verhält
es sich mit dem braunen, robusten Bergschaf,
das vorrangig zur Pflege der Weiden eingesetzt
wird. Im Rinderbestand gibt es drei Rassen:
Original-Braunvieh, Deutsche Angus und Mur-nau
Werdenfelser Rasse, deren Nachzucht im
Natursprung liegt. Schwerpunkt des Projekts
sind die Schweine, die ebenso im Natursprung
entstanden. Man begann mit einer schwäbisch-
hällischen Muttersau und einem Duroc-Pie-
train Eber, der später durch einen schwäbisch-hällischen
Eber ersetzt wurde, um die Rassen-reinheit
und ihre Vorteile zu erhalten.
SCHLACHTEN UND VERARBEITEN
Am Schlachttag wird der mobile Schlachthän-ger
auf die Weide gezogen. Die Zeit bis zur
Schlachtung selbst verbringen die Tiere so in
ihrer gewohnten Umgebung und sind daher
völlig entspannt. Das verhindert Stressaus-schüttung,
wodurch die Qualität des Fleisches
beeinträchtigt wird, und erspart den Tieren
unnötige Transporte. Im Schlachtanhänger
werden die Laktatwerte beim Tötungsprozess
auf ein Minimum reduziert. So kann die maximale
Fleischqualität sichergestellt werden.
Schweine und Rinder werden mit Futter ins
Schlachtmobil gelockt, um sie in eine entspre-chende
Position zu bringen. Direkt nach dem
Entbluten im Schlachtmobil werden die Tiere
in der Hofmetzgerei vor Ort zerlegt und wei-terverarbeitet.
Der kurze Weg ermöglicht die
Weiterverarbeitung des Fleisches in warmem
Zustand, was eine Phosphat- und Nitratzugabe
überflüssig macht. Das Fleisch durchläuft
verschiedene Veredelungs- und Verarbei-tungsverfahren.
Dabei wird es durch Reifen,
Räuchern oder Dry-agen zu traditionellen
bayrischen Wurst- und Fleischprodukten weiter-verarbeitet.
Das Frischfleisch sowie viele weitere
eigene Erzeugnisse werden im Hofladen unter
der Marke „Land.Luft“ verkauft. Auch im Hof-
Restaurant gibt es schmackhafte Gerichte.
Ebenso benötigen die Lindner-Kantine und
das Bistro rund 5 t Schweinefleisch
für den
Eigenbedarf. Hier liegt
auch letztlich der
Schlüssel die-ses
geschlos-senen
Kreis-laufs.
www.
landluft.bio
Der Tierbestand (Stand: 19. Juli 2018)
496 Schweine, 2 Eber, 62 Zucht- und
Jungsauen eigener Nachzucht,
186 Saugferkel, 246 Mastschweine
93 Rinder, 33 Mutterkühe, 12 Kälber,
1 Zuchtstier, 15 Jungrinder, 32 Mastochsen
29 Schafe (davon 10 Lämmer)
53 Legehennen, 2 Gockel