Fotos: Maschinenfabrik Seydelmann
FIRMENPORTRAIT
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„Blitz“ mit Transmissionsantrieb erreichte eine
für das Jahr 1910 sensationelle Messerwel-lendrehzahl
von 800 Umdrehungen/Minute.
„Billigster Preis, weil meine Fabrik mit Wasser-
kraft arbeitet und Herstellung auf den mo-dernsten
Werkzeugmaschinen in Serien er-folgt“,
schrieb Louis Seydelmann d. J. im Ver-kaufsprospekt.
Ab 1934 wurden dann erste
Kutter und Wölfe mit angebauten Elektromo-toren
konstruiert. Die Maschinen mit eigenem
Antrieb kamen auf eine Messerwellendrehzahl
von 1.500 Umdrehungen/Minute.
Wiederholt leistete das Unternehmem Pionierarbeit,
wenn es darum ging, Arbeitsschritte zu
vereinfachen. Im Laufe der Jahrzehnte über-nahmen
Fleischwölfe und Kutter immer mehr
Aufgaben, die vorher an getrennten Arbeits-plätzen
verrichtet wurden. Die Maschinen
verwandelten sich in Universalwerkzeuge für
die Fleischverarbeitung. Mit dem Ultra-Kutter
präsentierte das Unternehmen 1965 erstmals
ein Produkt, das mit Mischgängen ausgestattet
war. Neben dem Zerkleinern und Emulgieren
konnten nun Einlagen in kürzester Zeit untergemischt
werden. Die aktuelle Maschinengeneration
erreicht mit ihrem frequenzgere-gelten,
stufenlosen AC-8-Antrieb Schnittge-schwindigkeiten
von über 160 m/s, was einen
hervorragenden Eiweißaufschluss und eine
bessere Verwertung aller Rohstoffe ermöglicht.
Mit der Erfindung des Trennsatzes 1968 er-möglichte
Seydelmann, Sehnen und Knorpel
automatisch vom Fleisch zu trennen und aus-zusortieren.
Damit werden zeitaufwändige
Arbeitsschritte in der Vorbereitung unnötig.
Bis heute ist der Trennsatz in der Produktion
von Hackfleisch, Hamburgern und Rohwurst
unverzichtbar. Seit 2005 bieten Universalwölfe
dem Anwender noch mehr Flexibilität: Auf
derselben Maschine können sowohl tiefge-frorene
Fleischblöcke als auch Frischfleisch
verarbeitet werden. Das erlaubt eine höhere
Flexibilität bei schwankenden Fleischpreisen
und spart eine zusätzliche Maschine ein.
VAKUUM- UND KOCHKUTTER
Mit der Entwicklung des Vakuum-Kutters
lösten die Maschinenbauer 1971 auf einen
Schlag eine ganze Reihe von Problemen der
Fleischverarbeitung. Das Brät unter Luftab-schluss
zu verarbeiten, wirkte sich positiv auf
Geschmack, Konsistenz, Feinheit sowie Farbe
aus, erleichterte das Portionieren und verbes-serte
Hygiene und Haltbarkeit gleichermaßen.
Zudem wurde durch die homogene Dichte ein
gewichtsgenaues Abfüllen möglich. 1973 re-volutionierten
Ingenieure des Unternehmens
mit dem ersten Kochkutter die Produktion von
Kochwurst. Er erlaubte, das Fleisch in einer ein-zigen
Maschine zu kochen und zu zerkleinern.
Innovationen wie hydraulische Beladevorrich-tungen,
Schneckenförderer und Zuführspeicher,
Nachschneidemesser, automatische Auswucht-systeme,
Unwuchtüberwachung oder der fre-quenzgeregelte
Antrieb machten das Arbeiten
mit den Maschinen komfortabel und effizient.
Dazu arbeiteten Wölfe und Kutter immer leiser.
STETS AUF REKORDJAGD
Mehrfach in der Unternehmensgeschichte
brachen Seydelmann-Maschinen Geschwin-digkeits-
und Größenrekorde: Mit dem Modell
„Rasant“ stellte das Unternehmen 1958 den
ersten hochtourigen Mehrgeschwindigkeits-kutter
vor. 1967 wurde der damals weltweit
größte Kutter mit 750 l Schüsselinhalt nach
Kanada geliefert, 1975 wurden 1.200 l Schüs-selinhalt
erreicht und 1987 eine Mischerfamilie
mit bis zu 5.000 l entwickelt. 1970 folgte der
erste Wolfautomat mit 400 mm Lochscheiben-durchmesser.
1983 wurde der damals schnellste
Kutter durch Hightech-Präzisionsfertigung und
minimalste Fertigungstoleranzen nochmal um
50 % schneller. Seit Anfang 2008 werden Kutter
mit Messergeschwindigkeiten über 160 m/s
hergestellt. 2013 wurde mit dem K 1004 der
bisher größte Vakuum-Kochkutter präsentiert.
Was 1843 als Mechanische Werkstätte in Aalen
begann, ist bis heute zu einem weltweit füh-renden
Unternehmen mit Kunden in über 150
Ländern und auf fünf Kontinenten gewachsen.
Über 320 Mitarbeiter arbeiten am Firmensitz
in Stuttgart und im Produktionswerk in Aalen
daran, die Qualitäts- und Innovationsführer-schaft
auszubauen. www.seydelmann.com
Kutter aus dem Jahr 2001
„Blitz”-Verkaufsplakat 1910
Links: das neueste Gebäude von Seydelmann,
die 2017 bezogene, neue Zerspanung und ein
Verkaufsplakat (1924) für eine „Wolf”-Fleisch-
Schneidemaschine und den Kutter „Blitz”.
Vakuum-Koch-Kutter 2018